Secondos oft auf dem ersten Platz
Junge Secondos in der Schweiz sind punkto Ausbildung und Berufskarriere oft gleich gut oder erfolgreicher als ihre Schweizer Kolleginnen und Kollegen.
Allerdings bestehen zwischen den so genannten Secondos grosse Unterschiede, die oft auf die Herkunft und das soziale Niveau der Eltern zurückzuführen sind.
Zwei Studien des Bundesamtes für Statistik (BFS), die am Dienstag vorgestellt wurden, analysieren auf Grund der Volkszählung 2000 die Integration der zweiten Ausländergeneration, das heisst der in der Schweiz geborenen Kinder ausländischer Eltern (Secondos).
Es handelt sich um rund 500’000 Personen, von denen knapp ein Drittel eingebürgert wurde.
Die Einbürgerungsquote bei den Secondos variiert stark. Sie liegt bei 20- bis 24-jährigen Personen aus Frankreich und Kroatien bei knapp 60 respektive 56%, bei Personen aus Serbien-Montenegro sowie Kosovo bei 10%.
Schneller sozialer Aufstieg
In der Schweiz geborene Ausländerkinder sind in einer besseren Lage als ihre Eltern. Oftmals machen sie sogar eine steilere Berufskarriere als ihre Schweizer Altersgenossen – besonders die Eingebürgerten.
So besuchen 17% der 25-jährigen gebürtigen Schweizerinnen und Schweizer eine Hochschule oder Fachhochschule. Bei den Eingebürgerten der zweiten Generation sind dies 27%, bei der ersten Generation 26%. Bei den nicht-eingebürgerten Secondos lag dieser Anteil indes nur bei etwas über 10%.
Schlüsselfaktor Einbürgerung
Ein weiteres bedeutsames Merkmal stellten die Studien bei der Frage der Einbürgerung fest: Je früher die Einbürgerung erfolgt, desto besser stehen die Chancen für eine erfolgreiche Berufskarriere und damit verbunden für die soziale Integration.
Das bestätigt laut BFS, dass die Einbürgerung zusammen mit guter Schulbildung und einer hohen beruflichen Stellung der Eltern einen der Schlüsselfaktoren für den beruflichen Erfolg darstellt.
Secondos aus Italien und Spanien sind laut BFS am besten integriert. Menschen serbischer- bzw. montenegrinischer (einschliesslich kosovarischer), türkischer und portugiesischer Herkunft haben noch einen längeren Weg vor sich. Sie haben im Allgemeinen mehr Integrationsschwierigkeiten und arbeiten in weniger qualifizierten Berufen.
Einbürgerung ist keine Erfolgsgarantie
Die Erwerbslosenquote der Eingebürgerten weist aber auch darauf hin, dass der Schweizer Pass nicht immer eine Garantie für eine bessere (berufliche) Integration ist.
Vor allem Frauen und später Eingewanderte haben ein grösseres Risiko, arbeitslos zu werden. Eine Einbürgerung verbessert zwar ihre Integrationschancen, ist aber keine Garantie für den beruflichen Erfolg.
Pauschalisierungen «nicht angebracht»
Die Analysen des Bundesamtes sind vor den Medien von zwei Integrationsspezialisten interpretiert worden.
So sagte die Leiterin der Fachstelle Integration der Stadt Baden, dass «die Studie zeigt, wie Pauschalisierungen rund um die Secondos nicht angebracht sind». Rada Gajic leitet aus den Ergebnissen ab, dass eine gute Integration über die Schule in die Arbeitswelt sehr wohl möglich ist.
«Dies geht an die Adresse all jener, die gerne schnell den Vorwurf der Diskriminierungen erheben», so Gajic. Andererseits zeige die Studie, dass Integration nicht nur kostet, sondern auch zur Prosperität beiträgt.
Defizite zeichnen sich, so Gajic, im Bereich der nachobligatorischen Schulung und Bildung ab: «Die Probleme haben ihren Ursprung nicht nur in der Herkunft der Jugendlichen, sie sind eher in den Strukturen zu suchen.» Insgesamt sprächen die Resultate des Bundesamtes für eine weitere aktive Förderung der Integration, folgert Gajic.
Grosse Unterschiede im Prestigewert von Arbeit und Beruf
Roberto Rodriguez, Co-Präsident von Second@s Plus und zweiter Integrationsspezialist, war frappiert vom grossen Unterschied in der Art und Qualität der Arbeiten, die von Eingebürgerten einerseits und von Nicht-Eingebürgerten andererseits verrichtet werden.
Während der Prestigewert der von der zweiten, eingebürgerten Generation verrichteten Berufe und Arbeiten den hohen Wert von 48 Punkten erreicht, bewegt sich der entsprechende Wert bei der ersten, nicht Eingebürgerten auf nur 38.
Rodriguez leitet daraus ab, «dass die Forderung nach Integration eigentlich eine Forderung der Wirtschaft sein müsse». Als Gastronom findet er, man sollte die Jungen auch fördern, wenn sie wirtschaftlich selbständig sein möchten.
swissinfo und Agenturen
Die wichtigsten Ausländergemeinden in der Schweiz:
Italien: 300’214 Personen (20,1% der Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz)
Serbien und Montenegro: 199’150 Personen (13,3%)
Portugal: 159’737 Personen (10,7%)
Deutschland: 144’864 Personen (9,7%)
20,4% der Wohnbevölkerung in der Schweiz sind Ausländerinnen und Ausländer (1,623’000 Personen). Wenn man Asylsuchende, Saisoniers und internationale Beamte dazuzählt, sind es 21,7%.
54% der Ausländerinnen und Ausländer stammen aus Ländern der Europäischen Union (EU).
Rund ein Viertel der Ausländerinnen und Ausländer sind in der Schweiz geboren (so genannte Secondos). Pro Jahr werden rund 35’000 Personen eingebürgert.
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