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Seebeben: Die Bilanz verschlimmert sich

Eine Touristin an der Uferstrasse von Patong Beach auf der Ferieninsel Phuket. Keystone

Während die Vermisstenzahlen in die Zehntausende steigen, spricht man am Dienstag von 40'000 Seebeben-Opfern. Doch die Bilanz verschlimmert sich.

In der Schweiz setzen sich die Bemühungen fort, vermisste Touristen und Opfer ausfindig zu machen und sie zu repatriieren.

Die Zahl der durch das Seebeben in Südostasien Getöteten könnte auf 57’000 steigen, schätzen die Regierungen und die Medien der betroffenen Länder aufgrund von Behördenangaben.

In Indonesien allein sollen bis zu 25’000 Menschen ums Leben gekommen sein, in Sri Lanka 19’000. Neben der Seuchengefahr gibt es in Sri Lanka eine zusätzliche Gefahr durch Landminen aus dem Bürgerkrieg zwischen Regierung und Tamilen, die von der Flut ins Meer gespült wurden.

Millionen sind obdachlos. Die Flutkatastrophe traf diese beiden Länder am stärksten. In Thailand sollen über 2000 Menschen umgekommen sein, darunter 700 Ausländer, sagte der stellvertretende Innenminister Sutham Saengprathum.

Tausende ausländischer Touristen werden noch vermisst.

Ein zweiter Rega-Jet nach Thailand

Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega hat zwei Tage nach dem Beben in der thailändischen Region Phuket 60 Fälle identifiziert, bei denen sie Hilfe bieten muss. Zwölf davon werden zur Zeit noch vermisst.

Wegen der gegenüber Montag auf rund 50 gestiegenen Zahl von Verletzten hat die Rega am Dienstag Nachmittag einen zweiten Jet nach Thailand geschickt. Am Montag war ein erster Jet mit einem Team von Ärzten aufgebrochen. Diese klären nun ab, welche Patienten mit dem Ambulanzjet zurückgeflogen werden.

Der Jet selbst kehrt am Mittwoch mit fünf bis sechs Schwerverletzten in die Schweiz zurück.

In Phuket selber sei die medizinische Betreuung relativ gut, sagt Rega-Sprecher Thomas Kenner. Schlecht sei sie hingegen in anderen Badeorten.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und die Reiseveranstalter Kuoni und Hotelplan organisieren für Mittwoch einen medizinisch begleiteten Flug nach Phuket. In diesem Flugzeug sollen auch leichter Verletzte geborgen werden.

Mehrere Schweizer Opfer wahrscheinlich

Bei der jüngsten Flutwellen-Katastrophe im Indischen Ozean dürften nach Augenzeugenberichten auch einige Schweizer Staatsangehörige in Thailand ihr Leben verloren haben.

Personen seien aber noch keine identifiziert, teilte Micheline Calmy-Rey, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Montagabend mit. Auch der Rega lagen über die Zahl der Schweizer Todesopfer keine neuen Erkenntnisse vor.

Die Flutwelle vom Sonntag zerstörte die Küstenzonen mehrerer Länder in einem beispiellosen Ausmass und tötete Zehntausende von Menschen. Weitere Zehntausende werden vermisst.

An der Südküste von Sri Lanka hatte sich das Wasser zu einer neun Meter hohen Mauer aufgetürmt, die mit einer Geschwindigkeit von 800 Stundenkilometern auf Strände krachte.

Vier Experten zur Personenidentifikation seien nach Thailand unterwegs, sagte Botschafter Peter Sutter in Bern.

Suche von über tausend Schweizern

Die Schweizer Reiseversicherung Elvia hatte nach eigenen Angaben bis am Montagmorgen mit 60 bei der Flutwelle verletzten Touristen in Asien Kontakt. Noch immer würden rund 1000 Personen aus der Schweiz gesucht. Dazu komme eine unbekannte Zahl von Individualtouristen.

Der Reiseveranstalter Globetrotter meldete, einer seiner gut 480 in der Region weilenden Kunden sei im thailändischen Khao Lak schwer verletzt worden. Seine Begleiterin gelte als vermisst.

Kontakt zu den Individualreisenden sei schwierig. «Nach wie vor haben wir nicht mit allen unseren Gästen in der Region Kontakt», sagt Hotelplan-Sprecher Hans-Peter Nehmer. Viele Touristen würden sich selber organisieren und weiter reisen.

Über 2000 Schweizer gestrandet

Laut Sutter von der EDA-Abteilung «Schweizer im Ausland» sind rund 2200 Schweizer Touristinnen und Touristen in den Katastrophengebieten gestrandet. Die auf 20 Personen aufgestockte Hotline des EDA habe in den letzten 24 Stunden zahlreiche Anfragen von Angehörigen erhalten (Tel. Nr. +41 31 325 33 33).

Der Konsularische Schutz sei namentlich im thailändischen Phuket verstärkt worden, wo zwischen 80 und 100 Schweizerinnen und Schweizern, die bei der Flutwelle ihr Gepäck verloren hätten, Hilfe gewährt werde.

Rücktransport

Die grossen Reiseanbieter Kuoni und Hotelplan begannen am Montag zusammen mit dem EDA, Kunden in die Schweiz zurückzufliegen.

Am Morgen landete ein erster Flug aus Malé mit 313 Touristen an Bord. Ein am Samstag in Colombo, Sri Lanka, zwischengelandetes und nicht nach Malé weitergeflogenes Flugzeug kehrte ebenfalls nach Zürich zurück.

Hotelplan-Gäste flogen mit Malev aus den Malediven zuerst nach Budapest und dann nach Zürich. Eine Belair-Maschine landete am Montag Abend mit 137 Passagieren in Zürich.

Wie Hotelplan mitteilte, ist die Evakuierung seiner rückreisewilligen Kunden von den verwüsteten Malediven-Inseln damit beendet. In Sri Lanka befanden sich 20 Personen von Hotelplan. Kontakt besteht zu allen. Zwei verliessen ein beschädigtes Hotel.

Betreuungsteam entsandt

Kuoni schickte am Montag eine Edelweiss-Maschine nach Colombo und Malé. Damit fliegen am Dienstag 180 Gäste aus Sri Lanka und den Malediven nach Hause. Mit der Fluggesellschaft Sri Lankan flogen zudem am Montagnachmittag 16 Kuoni-Kunden nach Zürich.

Ab Mittwoch bieten Kuoni und Hotelplan Rückflüge aus Phuket an. Eine 252-sitzige Maschine der Belair startete mit einem Psychologenteam an Bord zu einem Sonderflug und wird für den Dienstag nachmittag in Kloten erwartet.

Wie Kuoni mitteilte, wurden Kunden aus Khao Lak nahe Phuket mit Bussen nach zu den Flughäfen in Bangkok und Phuket gefahren. TUI Schweiz (Reisemarken Imholz, Vögele, Flex Travel) half seinen Kunden beim Umbuchen.

Alle bis Ende Monat in die Region gebuchten Reisen bei Kuoni und TUI können spesenfrei annulliert werden. Hotelplan annulliert spesenfrei für Reisedaten bis 2. Januar.

Unterdessen sprach die Schweizer Regierung eine Million Franken Soforthilfe, die Europäische Union versprach drei Mio. Euro, und die USA 15 Mio. Dollar.

swissinfo und Agenturen

Das Beben von Sonntag morgen (2 Uhr nachts Schweizer Zeit) mit der Stärke 9 auf der Richterskala ist das stärkste Beben seit 1964 (Alaska).
Gemäss amerikanischen Seismologen handelt es sich beim jetzigen Beben um das fünfstärkste seit 1900.
Verschiedene Flutwellen haben die Küsten von Sri Lanka, Indien, Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar (Burma) und die Malediven überspühlt.
Die Zahl der Toten wird auf über 40’000 geschätzt, und die Bilanz verschlimmert sich stündlich.
Die letzte grosse Flutwelle (Tsunami) ereignete sich am 17. Juli 1998. Sie forderte an der Küste von Papua-Neuguinea rund 2500 Menschenleben.

Die Hotline des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) die Verwandten von Südostasien-Reisenden Auskunft gibt: +41 31 325 33 33.

Das Sammelkonto der «Glückskette» lautet: 10-15000-6. Am 5. Januar findet ein nationaler Sammeltag statt.

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