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Simplon-Kamele erobern die Welt

Ein noch eher ungewöhnlicher Anblick: Lateinamerikanische Alpakas im Wallis. Keystone

Die grösste Alpaka-Herde der Schweiz lebt im Oberwallis am Fusse des Simplon. Von hier aus sollen die lama-ähnlichen Tiere die Welt erobern.

So wünscht es sich zumindest ihr Züchter Josef Anton Kuonen im Oberwalliser Dorf Termen. «Die Alpakas muss man einfach gern haben», sagt Bauernsohn Kuonen, der seit mehr als 20 Jahren die aus Südamerika stammenden Kleinkamele züchtet. Die Zuneigung scheint gegenseitig – ein kurzer Ruf, schon rennen mehrere Alpakas zu ihrem Züchter.

Hauptberuflich ist Kuonen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Brig-Raron verantwortlich. Die derzeit 222 Tiere zählende Alpaka-Herde ist sein grosses Hobby.

Wegen der Wolle geschätzt

Die Kleinkamele – mit knapp einem Meter Widerrist-Höhe sind sie noch kleiner als Lamas – wiegen zwischen 55 und 70 Kilogramm. Sie werden vor allem wegen ihrer qualitativ hoch stehenden Wolle geschätzt.

Für gesponnene Alpaka-Wolle wird pro Kilogramm bis zu 180 Franken bezahlt. Ein Alpaka wirft pro Jahr zwischen drei und neun Kilogramm Wolle ab. Die Wolle zählt neben Zucht und Verkauf zur Haupt-Einnahmequelle des Oberwalliser Züchters, der seine Tiere vor allem aus Peru bezogen hat.

Auch in China Interesse

Ein in Termen geborenes Alpaka, sagt Kuonen, liesse sich für Preise von 1500 bis zu über 15’000 Franken verkaufen; der Wert sei aber oftmals höher. «Ein Amerikaner hat mir einmal mehr als 100’000 Franken für eines meiner Tiere geboten», sagt Kuonen.

Bis Ende Februar werden 120 Alpakas Termen in Richtung England verlassen, von wo aus einige später nach Skandinavien gebracht werden. «Ich habe sogar Anfragen aus dem Kaukasus und aus China», sagt Kuonen, der sich in Zukunft vermehrt auf Qualität statt auf Quantität seiner Herde konzentrieren will.

Nächsten Monat seien amerikanische Spezialisten in Termen, um die Qualität von rund 50 seiner Tiere zu prüfen. Nicht alle Alpakas von Kuonen werden aber das Oberwallis verlassen müssen. Die Kleinkamele erfreuten sich auch innerhalb der Kantonsgrenzen vermehrter Popularität, bekräftigt Kuonen.

Nische für Züchter

«Alpakas sind eine Diversifikations-Nische für Züchter, und viele haben das begriffen.» Die Alpakas würden wegen ihrer guten Anpassungs-Fähigkeit geschätzt; sie seien zudem intelligent und zutraulich.

Die Lebenserwartung der Alpakas liegt bei über 25 Jahren. «Mit einer Herde von 50 Tieren kann man sich den Lebensunterhalt verdienen», ist der Oberwalliser überzeugt.

In Zukunft könnten Kuonens Alpakas auch noch einem anderen Zweck dienen. Ein Briger Restaurant will seiner Kundschaft in Zukunft Alpakafleisch servieren. Dies sei in Peru populär, sagt Kuonen, und schliesst eine derartige Verwertung nicht aus.

Seit 1996 sind bereits drei Alpaka-Konvois aus Chile und Peru durchs Wallis in Richtung Termen gefahren. Um sich die besten Tiere auszuwählen, reist Kuonen jeweils selber nach Südamerika. Den Transport eingerechnet, kostet ihn ein Tier zwischen 6000 und 8000 Franken.

swissinfo und Danièle Bovier (sda)

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