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Solartechnik heizt Mehrfamilienhaus

Solar-Haus: Die Bewohner werden im Dezember einziehen. swissinfo.ch

Das erste vollumfänglich mit Sonnenenergie beheizte Mehrfamilienhaus Europas steht in der Schweiz, genauer in Burgdorf. Gebaut hat es der Solar-Pionier Josef Jenni.

Die Sonnenkollektoren auf dem Dach versorgen einen Warmwasser-Tank und damit das Heizsystem mit Energie.

«Es ist kaum bekannt, dass eine Solarheizung kaum teurer zu stehen kommt, als eine herkömmliche Heizanlage», führt Josef Jenni im Gespräch mit swissinfo aus.

Die Jenni Energietechnik AG baute das Haus, um die Machbarkeit und die Leistung des Systems zu demonstrieren. Das Heizungssystem macht rund 10% der Gesamtkosten von drei Millionen Franken aus.

Es ist nicht viel teurer als eine herkömmliche Heizung. Der Betrieb ist entschieden billiger.

Dank Sonnenenergie können bei den acht Wohnungen jährlich rund 3000 Liter Heizöl eingespart werden.

Der Wassertank verfügt über genügend Reserven, um das Heizsystem auch in sonnenarmen Zeiten mit Warmwasser zu versorgen.

Die Bewohner müssen im Winter keine Fenster öffnen, um frische Luft rein zu lassen. Ein Ventilationssystem übernimmt den Luftaustausch.

Das Haus erfüllt die neusten Normen für Niedrig-Energie-Häuser und wurde mit dem Minergie-P Gütesiegel ausgezeichnet.

Europäischer Marktführer

«Das Haus ist sehr gut isoliert und braucht damit relativ wenig Heizenergie», erklärt Minergie-Geschäftsführer Franz Beyeler.

Die Jenni Energietechnik gilt als europäischer Marktführer bei der Solartechnik. Doch die Schweiz liegt im Vergleich mit Deutschland oder Frankreich im Rückstand, was die Installationen nachhaltiger Energiesysteme betrifft.

Lediglich 0,2% des Heizenergiebedarfs und lediglich 0,5 Promille der Stromproduktion werden durch Solartechnik abgedeckt. Die jährlichen Zuwachsraten für Solaranlagen liegen mit 35% rund 10% unter dem europäischen Durchschnitt.

Die Firma Jenni exportiert deshalb den Grossteil ihrer Produkte ins Ausland. Laut dem Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie werden zwei Drittel der in der Schweiz produzierten Sonnenkollektoren exportiert. Bei den Photovoltaik-Anlagen liegt der Exportanteil bei 90%.

Auftrieb dank CO2-Abgabe

Jenni sieht den Grund für die grosse Nachfrage aus den EU-Ländern in den hohen Preisen für fossile Brennstoffe in diesem Ländern.

Die Schweizer Solartechnik-Produzenten erhoffen sich einen Auftrieb durch die CO2-Abgabe, welche die Regierung am 1. Januar 2008 in der Schweiz auf fossilen Brennstoffen einführen wird.

Die Abgabe wird 3 Rappen pro Liter Heizöl und 2,5 Rappen pro Kubikmeter Erdgas betragen. Dennoch werden die Preise für diese Energieträger laut dem Fachverband für Sonnenenergie weiterhin unter dem europäischen Durchschnitt liegen.

swissinfo, Dale Bechtel, Burgdorf

Das Mehrfamilienhaus steht in Oberburg bei Burgdorf im Kanton Bern.

Die südliche Dachhälfte ist auf einer Fläche von 276m2 mit Sonnen-Kollektoren überdacht.

Die Kollektoren heizen einen Wassertank mit einem Volumen von 205’000 Litern.

Der Tank ist 17 Meter hoch. Er wurde vor dem Bau des Fundamentes installiert. Das Wohnhaus wurde um den Tank herum gebaut.

Die Firma baute bereits 1989 das erste Haus, welches ausschliesslich mit Sonnenenergie beheizt wird.

Zwei Jahre später wurde der Produktionsbetrieb in Burgdorf auf Sonnenergie umgestellt.

Die Firma hat verschiedene Preise auf schweizerischer und europäischer Ebene gewonnen.

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