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Solider Rückhalt für die Armen der Welt

Die DEZA unterstützt Projekte in der zentralasiatischen Republik Kirgisien. Keystone

Eine klare Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten möchte trotz des allgemeinen Spardrucks gleichviel oder mehr Geld in die Entwicklungshilfe investieren.

Zugenommen hat aber auch der Anteil jener, die Mittel streichen möchten. Das zeigte eine Umfrage im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.

Im langjährigen Vergleich zeigt die Umfrage, dass die Entwicklungshilfe im Volk heute kontroverser diskutiert wird. Sowohl die Befürworter wie auch die Kritiker haben zugelegt.

Der Anteil der Befragten, die Gelder streichen wollen, stieg seit 1989 kontinuierlich von 4 auf 21%. Umgekehrt habe jedoch auch die Zahl der Befürworter von mehr Geld für die Entwicklungshilfe wieder an Boden gewonnen. Der Anteil der Personen, die die Mittel erhöhen wollen, ist nach einem Rückgang in den 90er-Jahren erstmals wieder angestiegen, und zwar von 20 auf 22%.

Für die am Donnerstag veröffentlichte Umfrage liessen die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke im letzten September 1200 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz durch das Forschungsinstitut gfs.bern befragen.

Zahlen weitgehend unbekannt

Laut Peter Niggli, Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft, hängt die mangelnde Bereitschaft zur Erhöhung der Hilfe mit einer falschen Einschätzung der geleisteten Hilfe zusammen. Fast 60% der Befragten gingen von zu hohen Zahlen aus. Nur ein Fünftel habe eine realistische Vorstellung der Bundeshilfe.

Das Interesse an der Entwicklungszusammenarbeit und die Bereitschaft, etwas dafür zu tun, sind laut Niggli aber gestiegen. Heute seien gegen 60% der Befragten bereit, die Arbeit der Hilfswerke finanziell zu unterstützen. Das seien 15% mehr als vor 15 Jahren. Auch Freiwilligenarbeit erhalte mehr Zuspruch.

Vor die Wahl gestellt würden jedoch 78% der Befragten die Mittel für die Entwicklungshilfe ganz oder teilweise zugunsten der Bedürftigen im Inland einsetzen. Die Schweizer seien sich nicht bewusst, dass in der Schweiz von 100 Franken 25 in die eigenen Sozialwerke fliessen und nur 35 Rappen in die Entwicklungshilfe.

Allgemeiner Spardruck

Die staatliche Entwicklungshilfe sei wegen der Debatte über die Rolle des Bundes und des allgemeinen Spardrucks etwas umstrittener, sagte gfs.bern-Leiter Claude Longchamp. Diese innenpolitische Debatte sei politisch angeheizt und ziele nicht nur auf die Entwicklungshilfe.

Jedenfalls stufen die Befragten die Arbeit des Bundes und der privaten Hilfswerke in der Entwicklungshilfe als professionell ein, wie Projektleiter Lukas Golder von gfs.bern sagte. Das Image der Privaten sei aber allgemein besser als jenes des Bundes, der öfters als bürokratisch eingestuft werde.

Lob für Firmen

Obwohl die privaten Institutionen insgesamt weniger Entwicklungshilfe leisteten, seien sie besser bekannt als die staatlichen. Doch sei die DEZA des Bundes mittlerweile prominent auf das Parkett der Entwicklungshilfe vorgestossen und habe den Bekanntheitsgrad in den letzten 20 Jahren verdoppelt, so Golder.

Besser weg als vor vier Jahren kommen auch die Schweizer Firmen. Ihre Bemühungen in der Entwicklungshilfe werden heute eher anerkannt. So attestiert ihnen eine Mehrheit der Befragten einen Einsatz zu Gunsten eines ökologischen Gleichgewichts und Massnahmen, die einer breiten Bevölkerung zu Gute kommen.

swissinfo und Agenturen

Die Studie «Entwicklungshilfe-Monitor» soll das Verhältnis der stimmberechtigten Bevölkerung zur Entwicklungshilfe der Schweiz ausleuchten.

Dazu lassen die DEZA und die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke seit 20 Jahren alle vier bis fünf Jahre eine Umfrage durchführen.

Im September 2004 wurden 1200 Leute aus der deutsch-, französisch- und italienisch-sprachigen Schweiz befragt.

Die wichtigsten Zahlen der Umfrage 2004:

53% wollen heutiges Niveau der Entwicklunghilfe beibehalten.

22% wollen mehr Geld investieren (20% in 1999).

21% wollen die Mittel kürzen (17% in 1999).

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