Spitzenmedizin: neuer Anlauf zur Lösungsfindung
In die Frage, welche Schweizer Spitälern künftig Spitzenmedizin anbieten werden, kommt Bewegung. Neu sollen Fachleute und nicht nur Politiker nach einem sinnvollen Modell für die Konzentration suchen.
Die Gesundheitsdirektoren-Konferenz hat den Kantonen eine neue Vereinbarung zur Konsultation unterbreitet.
Bis Ende Jahr können sich nun die Kantone zur Vereinbarung äussern, bestätigte der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger einen Bericht der NZZ am Sonntag.
Neues Element im «Konkordat über die Koordination der hoch spezialisierten Medizin» ist die Einsetzung eines Gremiums von 15 unabhängigen Experten. Sie haben die Entscheide des Beschlussorgans vorzubereiten.
Laut Heiniger ist es ein klarer Vorteil, wenn nicht ein föderalistisch-politisch zusammengesetztes Organ bestimme, sondern Fachleute aus der medizinischen Forschung und Praxis.
Aufgrund von qualitativen, quantitativen und wirtschaftlichen Überlegungen bevorzugten sie wohl eher eine Konzentration der Leistungen vor einer Zersplitterung.
Starker Standort: Zürich
Um die Verteilung der – teuren – Spitzenmedizin wird seit Jahren gestritten. Dabei stehen sich zwei Modelle gegenüber: Eine Reduktion auf zwei Zentren, oder ein Netzwerk mehrerer spezialisierter Zentren.
Eine radikale Konzentration aller spitzenmedizinischen Angebote auf zwei Zentren – eines in Zürich, das andere in der französischen Schweiz -, wie es seine Amtsvorgängerin Verena Diener angestrebt hatte, ist laut Heiniger aber «weder politisch realisierbar noch fachlich unbedingt nötig».
Zürich müsse zum Verzicht auf bestimmte Bereiche bereit sein, sagte Heiniger. Zürich sei jedoch ein starker Standort mit einer bestehenden guten Infrastruktur. Hier einen Schwerpunkt zu bilden, sei wohl aufgrund fachlicher Überlegungen angebracht.
Die nun in die Vernehmlassung gegebene Vereinbarung sei ein Schritt in die richtige Richtung. «Wir brauchen eine gute Lösung, wenn wir uns nicht vom Bund vorschreiben lassen wollen, was wir zu tun haben», sagte Heiniger.
Bis Ende 2008 sollte sich eine Lösung klar abzeichnen, sonst würde wohl der Bund immer stärker eingreifen.
swissinfo und Agenturen
2004: Die Kantone vereinbaren die Reduktion der hoch spezialisierten Medizin auf wenige Zentren (Interkantonalen Vereinbarung über die Koordination und Konzentration der hoch spezialisierten Medizin, IVKKM).
Damit würden Kosten gespart. Die IVKKM sollte ab 2008 Organ-Transplantationen, Herzchirurgie, pädiatrische Kardiologie sowie grossflächige Verbrennungen regulieren.
2005: Der Kanton Zürich beschliesst, dieser Vereinbarung nicht beizutreten, weil er eine Konzentration auf zwei Zentren bevorzugt.
Mai 2006: Bern und Basel beschliessen, die Herzchirurgie ab 2007 gemeinsam zu betreiben.
November 2006: Basel und Bern präsentieren ein Gutachten, das eine Netzwerklösung vorschlägt.
Dezember 2006: Der Kanton Zürich präsentiert eine Expertise, wonach die Spitzenmedizin in möglichst vielen Bereichen auf maximal zwei Zentren konzentriert werden soll.
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