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Start für Monsterexperiment in Genf

Der LHC legt los - Jubel am CERN. Keystone

Am Europäischen Laboratorium für Teilchenphysik CERN bei Genf hat der Teilchenbeschleuniger LHC den Betrieb aufgenommen. Wissenschafter erhoffen sich Einblick in das Innere der Materie und Erkenntnisse über die Entstehung und den Aufbau des Universums.

Unter grossem Medienrummel ist der LHC (Large Hadron Collider) im schweizerisch-französischen Grenzgebiet gestartet worden. Erstmals kreist am 10. September ein Protonenstrahl durch den Teilchenbeschleuniger. Planung und Bau der Riesenmaschine haben 15 Jahre gedauert und weit über sechs Milliarden Franken gekostet. Tausende Wissenschaftler arbeiten an dem gigantischen Experiment mit.

In ein paar Wochen dann werden in dem 27 Kilometer langen und knapp vier Meter hohen Tunnel die kleinsten Bausteine der Materie, so genannte Elementarteilchen, bei einer Temperatur von minus 271 Grad fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht.

Dadurch werden Temperaturen erreicht wie in der ersten Billionstelsekunde nach dem Urknall. Die Beobachtung der Prozesse im LHC ist daher wie ein Blick auf einen Moment kurz nach der Entstehung des Universums.

Bis zum Vorliegen erster neuer Entdeckungen dürfte es bis zu zwei Jahre dauern. Bei den Kollisionen erheben die Forscher nämlich Unmengen von Daten, so dass die Auswertung viel Zeit in Anspruch nimmt.

Angst vor Schwarzem Loch

CERN-Kritiker befürchten, dass im LHC Schwarze Löcher erzeugt werden, die die Welt verschlucken könnten. Eine Gruppe um den deutschen Biochemie-Professor Otto Rössler hat am Menschenrechtshof in Strassburg Klage eingereicht und will die Versuche gerichtlich verbieten lassen. Die CERN-Physiker halten das für absurd.

Die Ängste seien unbegründet, betont der zum Jahresende abtretende CERN-Generaldirektor Robert Aymar: «Der LHC ist der stärkste Teilchenbeschleuniger auf der Erde, aber das Universum hat noch viel stärkere. Der LHC wird uns ermöglichen, unter Laborbedingungen zu untersuchen, was die Natur längst macht.»

Medienereignis

Das Monsterexperiment findet auch viel Platz in den Schweizer Zeitungen, wo über Rätsel der Menschheit sowie Ängste und Risiken geschrieben und komomentiert wird.

Es sei ziemlich schwierig, die Wahrscheinlichkeit zu beurteilen, dass das CERN-Experiment katastrophale Folgen habe, heisst es im Berner Bund. «Wer nicht Experte auf dem Gebiet ist, der ist mit der Theorie hoffnungslos überfordert, selbst als Naturwissenschaftler.» Und wer Experte sei, der arbeite ziemlich sicher auf die eine oder andere Weise am ‹Monsterexperiment› mit und könne die Risiken nicht unbefangen beurteilen.

Es werde weder ein schwarzes Loch entstehen noch die Welt untergehen, schreibt der Zürcher Tages-Anzeiger. «Die Angstmacherei ist Unsinn, hat aber auch eine positive Seite: Sie hat ein breites Publikum darauf aufmerksam gemacht, dass in Genf bald Aussergewöhnliches passieren wird.»

Das Wichtigste sei, dass der LHC bei der Beantwortung elementarer Fragen weiterhelfe, die zu den ältesten Rätseln der Menschheit zählten: «Woher kommen wir? Was ist unsere Stellung im Universum?».

swissinfo, Gaby Ochsenbein

Die Schweiz gehört zu den Gründerstaaten der seit 1954 in Meyrin bei Genf beheimateten Kernforschungs-Laboratoriums.

Heute sind 20 Staaten aus Europa Mitglieder des CERN.

Mit seinen knapp 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das CERN das wohl weltgrösste Forschungszentrum für Teilchen- und Hochenergiephysik.

swissinfo.ch

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