Syngenta muss in Brasilien Busse bezahlen
Die brasilianische Umweltbehörde Ibama hat eine Syngenta-Versuchsanlage für genmodifizierte Pflanzen als illegal erklärt.
Der Schweizer Agrochemiekonzern wurde mit einer Busse von 600’000 Schweizer Franken gebüsst, will den Entscheid aber anfechten.
Guy Wolff von der Syngenta-Medienstelle in Basel bestätigte am Mittwoch den Entscheid der Ibama zur Versuchsanlage in Cascavel, im Bundesstaat Paraná. Die Syngenta sei befremdet über die Busse.
Es handle sich um einen internen Konflikt zwischen zwei brasilianischen Behörden, sagte Wolff. Syngenta habe von der Zulassungsbehörde CTN-Bio (Nationale Biosicherheitskommission) die Erlaubnis für die Versuchsanlage erhalten. Nun habe die Ibama diese Zulassung für illegal erklärt.
Politischer Kampf?
«Wir gehen davon aus, dass wir die gesetzlichen Vorgaben eingehalten haben. Ibama jedoch bezeichnet das Gesetz als falsch und damit auch die Bewilligung, die wir erhalten haben. Das ist ein politischer Kampf zwischen diesen zwei Behörden», hielt Guy Wollf gegenüber swissinfo fest.
Wolff kündigte an, dass die Syngenta gegen das Urteil appellieren werde, das am Mittwoch von Greenpeace Schweiz publik gemacht worden war. Gegen die rund 300 Aktivisten des Bauernnetzwerkes Via Campesina, welche die Anlage besetzen, sei zudem eine Klage eingereicht worden.
Streit um 6 oder 10 Kilometer
Die Besetzung der Anlage hatte am Dienstag vergangener Woche begonnen. Gemäss brasilianischen Berichten sind daran rund Tausend Bäuerinnen und Bauern beteiligt. Nach ihrer Darstellung ist die Forschungsstelle nicht zonenkonform.
Die Inspektion der brasilianischen Umweltagentur Ibama habe ergeben, dass die gentechnisch veränderten Pflanzen näher als erlaubt beim Iguaçu-Nationalpark, einem Unesco-Kulturerbe, angebaut worden seien.
Gemäss dem Urteil von Ibama befinden die Syngenta-Planzungen lediglich 6 Kilometer vom Park entfernt angebaut worden. Die gesetzlich festgelegte Distanz beträgt 10 Kilometer.
«Wir sind zehn Kilometer vom Park weg», bekräftigte SyngentaSprecher Wolff hingegen vergangene Woche gegenüber swissinfo.
Vor mehr als zwei Wochen hatten Mitglieder der Via Campesina bereits eine Papierfabrik in Südbrasilien zerstört, um gegen die Eukalyptus-Monokultur in der Region zu protestieren. Diese schade dem Boden und sei sehr wasserintensiv.
swissinfo und Agenturen
Die Aktionen gegen Syngenta haben zeitlich mit der Konferenz der Staaten des Cartagena-Protokolls über Biosicherheit begonnen, die vom 13. – 17. März in Curitiba (Brasilien) stattfand.
Das im September 2003 in Kraft getretene Cartagena-Protokoll ist das erste völkerrechtlich bindende Übereinkommen über den grenzüberschreitenden Transport, die Handhabung und den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO).
132 Staaten haben das Protokoll unterzeichnet, darunter die Schweiz.
Am Montag dieser Woche hat in Curitiba die Weltkonferenz über biologische Vielfalt begonnen.
Syngenta ist im Jahr 2000 aus der Fusion der Pflanzenschutz-Abteilung von Novartis und der britischen AstraZeneca entstanden.
Der Basler Konzern ist weltweit die Nummer 1 im Pflanzenschutz und Nummer 3 beim hochwertigen kommerziellen Saatgut.
2005 steigerte das Unternehmen seinen Gewinn um 25% auf 1 Mrd. Franken.
Syngenta beschäftigt 19’000 Personen in 90 Ländern, davon 1200 in Brasilien.
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