Teilbeweis für Prionen-Hypothese

Das Team um den Prionenforscher Adriano Aguzzi der Universität Zürich ist den Entstehungs-Mechanismen von Prionen-Krankheiten einen Schritt näher gekommen.
Es erbrachte den Beweis, dass sich fehlgefaltete Prionen an normale Prionproteine anlagern.
1984 hatte der Wissenschafter Stanley Prusiner seine Theorie zur Enstehung von Prionen-Erkrankungen wie BSE und Creutzfeld-Jakob postuliert. 1997 erhielt Prusiner dafür den Nobelpreis.
Fehlgeleitetes Protein
Nach Prusiners Theorie besteht der Erreger von Erkrankungen wie BSE oder Creutzfeldt-Jakob aus einem fehlgefalteten Protein, das sich vermehrt, indem es sich ans gesunde Prionprotein (Eiweiss) anlagert und dieses in ein krankes verwandelt.
Zürcher gelingt Teil-Beweis
Das Team um den Zürcher Wissenschafter Adriano Aguzzi gelang nun die Herstellung eines veränderten Prionproteins, an dem ein Teil eines menschlichen Antikörpers haftet.
Damit gelang der Beweis, dass die von Prusiner postulierte Anlagerung auch tatsächlich stattfindet. Die Resultate der Forschung wurden am Freitag im Wissenschaftsmagazin «Cell» veröffentlicht.
Neuartige Medikamente
Das modifizierte, PrP-Fc2 genannte Molekül dieses Prion-Fusionsproteins bewirkte die Ausbreitung kranker Prionen. Weil dafür geringste Mengen des Moleküls reichten, kann geschlossen werden, dass PrP-Fc2 der Prototyp einer neuen Klasse von Antiprion-Medikamenten ist.
Auch die therapeutische Wirkung konnten die renommierten Prionenforscher der Universität Zürich aufklären: Weil sich die modifizierten Fusionsproteine zwar an kranke Prionproteine anlagerten, selber aber nicht in kranke verwandelt wurden, kam es zur Blockade der Erregervermehrung.
Beweis an Mäusen
Aguzzis Team hat den Beweis an genetisch modifizierten Mäusen erbracht. Im Therapiebereich wird er als nächstes Versuche mit kranken Mäusen durchführen. Verlaufen diese positiv, möchte er die Methode an Rhesusaffen testen.
Falls auch diese Tests positiv verlaufen, wären erste klinische Versuche an Menschen möglich, wie Aguzzi gegenüber der Hochschul-Zeitschrift «unipublic» sagte. Ob und wann ein Antiprion-Medikament verfügbar ist, könne und wolle er aber nicht sagen.
swissinfo und Agenturen

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