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Träumen wie in Kindertagen

In der Schweiz kommen dieses Jahr zwei Studien auf den Markt, die Licht in die Inszenierung von touristischen Angeboten bringen sollen.

Viele traditionell gewachsenen Freizeit- und Tourismusangebote wie Zoos, Museen, Kurbäder, Restaurants oder Hotels übernehmen die Prinzipien von Freizeit- und Themenparks.

«Themenhotels, Erlebnisgastronomie und Edutainment sind Begriffe, die diesen Prozess verdeutlichen», sagt Roland Scheurer, Assistent von Professor Hansruedi Müller vom Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern. Er wird noch diesen Sommer seine Dissertation zum Thema «Erlebnis-Setting: Touristische Angebotsgestaltung in der Erlebnisökonomie» publizieren.

Verbindendes «Erlebnis-Setting»

Inszenierungen beschränken sich bisher meist auf die betriebliche Ebene. Bewusst überbetriebliche Inszenierungen würden in Tourismus-Destinationen noch weitgehend fehlen, sagt Scheurer. Die gesamte Destination bildet ein übergreifendes Erlebnis-Setting. Scheurer: «Wollen traditionelle Tourismusdestinationen weiterhin erfolgreich sein, haben sie ähnliche Prinzipien wie die erfolgreichen Themenparks zu verfolgen.»

Scheurers Konzept des Erlebnis-Settings versucht daher aufzuzeigen, welchen Prinzipien die zukunftsweisende Angebotsgestaltung in Themenparks folgt, damit diese auch in der touristischen Angebotsgestaltung von gewachsenen Erlebniswelten berücksichtigt werden können.

Emotionen als Vertragsbestandteil

Das Erlebnis wird immer mehr zum Mittelpunkt des touristischen Angebots. Der Gast benutzt das Produkt lediglich, um an einem bestimmten «Setting» teil zu nehmen. Er kauft sich nicht länger Produkte und Dienstleistungen, sondern die Teilnahme oder den Eintritt.

Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche, Fahrkarten etc. zielen seit jeher in diese Richtung, doch waren bislang Emotionen unerwünscht. «Das hat sich geändert», sagt Scheurer. «Emotionen sind heute der erklärte Gegenstand eines Freizeitvertrages.»

Mehr Erlebnis am Berg

Von dieser zunehmenden Erlebnisorientierung sind auch die Schweizer Bergbahnen betroffen. Ines Fischer, wissenschaftliche Assistentin von Professor Jürg Stettler am Institut für Tourismuswirtschaft Luzern (ITW), richtet ihre Ende Jahr vorliegende Dissertation «Inszenierung und Erlebniswelten als Mittel zur Profilierung der Bergbahnen» auf die betriebliche Ebene aus.

Im Vordergrund steht eine Schwerpunkt-Verlagerung vom Winter auf den Sommer. Die Untersuchungen sollen aber auch die Grenzen der Inszenierungen aufzeigen; vor allem im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes. Fischer: «Im Gegensatz zu den schnell wechselnden künstlichen Inszenierungen eines Parks müssen die Bergbahnen standortbezogene Erlebnisse schaffen.»

Gezieltes Management von Emotionen

Befragte Freizeitforscher in Europa sind sich einig: Die Grundlage der «anderen Inszenierung» basiert nicht auf Verstand, sondern auf Vermittlung von Wissen durch gezieltes Management von Emotionen.

Der Mystery Park in Interlaken macht es mit den «Rätseln dieser Welt» vor. Der Gast kann seine eigenen Phantasien, seinen Erfahrungsschatz und seine Vorstellungen selber einbringen. Und er kann wieder Träumen wie in alten Kindertagen.

swissinfo, Thomas Vaszary

Studie zum Thema «Erlebnis-Setting: Touristische Angebotsgestaltung in der Erlebnisökonomie». Dissertation von Roland Scheurer, wissenschaftlicher Assistent von Professor Hansruedi Müller vom Forschungsinstitut für Freizeit und Toursimus (FIF) an der Universität Bern. Publikation Sommer 2003.

Studie zum Thema «Inszenierung und Erlebniswelten als Mittel zur Profilierung der Bergbahnen». Dissertation von Ines Fischer, wissenschaftliche Assistentin von Professor Jürg Stettler vom Institut für Tourismuswirtschaft Luzern (ITW) der Fachhochschule Zentralschweiz. Innotour-Projekt. Publikation Ende 2003.

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