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Tropisches Schmetterlingsparadies

Ein asiatischer Schwalbenschwanz im Papiliorama. swissinfo.ch

Im freiburgischen Kerzers hat das neue Papiliorama am Dienstag seine Türen geöffnet.

Es wird grösser und vielfältiger als am alten Standort Marin bei Neuenburg.

Tropisch feuchte Hitze schlägt dem Besucher entgegen. Um den Kopf flattern seltene Schmetterlinge. Wasser plätschert vom nahen Wasserfall.

Dieses tropische Paradies hat am Dienstag am neuen Standort, inmitten des schweizerischen Gemüsegürtels bei Kerzers, seine Tore geöffnet.

Kantonswechsel für Tourismusmagnet

Damit zügelt eine der beliebtesten touristischen Attraktionen der Schweiz vom Kanton Neuenburg in den Kanton Freiburg. Entsprechend glücklich zeigte sich der freiburgische Volkswirtschaftsdirektor Michel Pittet vor der Eröffnung. Es sei für den Kanton «sehr wichtig, weil diese Institution schon viel Erfahrung mitbringt.»

Denn zwischen 200’000 und 250’000 Begeisterte würden jährlich das Papiliorama besuchen. Ausserdem leiste das Unternehmen einen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Es werde Tausende von Kindern erfreuen, prophezeite Pittet.

Seit 1988 war das Papiliorama in der Industriezone von Marin, einem Vorort von Neuenburg, daheim. 1997 wollten die Betreiber ausbauen, doch es fehlte der Platz. «Wir waren dort sehr eingeschränkt», sagte Direktor Caspar Bijleveld gegenüber swissinfo.

Als nach anderthalb Jahren Verhandlungen mit dem Kanton Neuenburg kein neuer Standort gefunden war, habe man aus dem Nachbarkanton Freiburg positive Signale erhalten.

Mehr Platz in vier Kuppelbauten

Damit hat das Papiliorama nur 15 Kilometer entfernt vom alten Platz einen sieben Mal grösseren Standort mitten in der Landwirtschaftszone gefunden. Direktor Bijelveld: «Hier haben wir jetzt etwas Luft, um weiter zu machen.»

Kerzers stellt der Stiftung 4,9 Hektaren Land, ungefähr 11 Fussballfelder, für 66 Jahre unentgeltlich zur Verfügung. Dafür geniessen Einheimische freien Eintritt, und der Erlös des Parkplatzes fliesst an die Gemeinde.

Total kostet das Projekt 9 Mio. Franken. Zurzeit ist nur der erste von vier Kuppelbauten zugänglich: Das eigentliche Papiliorama, ein tropischer Schmetterlingsgarten mit über 1000 Schmetterlingen. Eine aussergewöhnliche Farbenpracht: 50 Falterarten fliegen dem Besucher um die Ohren.

Schon im Bau befindet sich das Nocturama, das die nachtaktive Fauna der Tropenwälder Amerikas zeigen wird. Es soll im Juni 2003 eröffnet werden. Die bestehende Tiersammlung gilt als die wichtigste ihrer Art in Europa.

Schmetterlings-Verbot für Leguane

Weiter geplant ist auf Frühling 2004 ein Dschungelgarten, der «Jungle Trek». Dort werden auch die Leguane ein neues Zuhause finden. Diese hatten ihre Ernährung am alten Standort auf Schmetterlinge spezialisiert und wurden daher aus dem Papiliorama verbannt.

Die vierte Kuppel schliesslich wird für Wanderausstellungen frei gehalten. Eine Voliere im Freien mit einheimischen Schmetterlingen komplettiert im Sommer die Ausstellung.

Improvisiertes Verkehrskonzept

Noch nicht ganz durchdacht ist das Verkehrskonzept. Der Standort ist zurzeit nicht mit dem Zug erreichbar. Für Besucher, die mit dem öffentlichen Verkehr anreisen, besteht ein improvisierter Shuttle-Service von und zum Bahnhof.

Da das Papiliorama direkt an der SBB-Linie Kerzers-Lyss liegt, ist eine Haltestelle geplant. Eröffnet wird sie aber erst im Herbst 2004.

Dritte «Generation»

Das Papiliorama sieht auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Nach der Eröffnung 1988 wurde das Schmetterlingshaus 1994 mit einem Nocturama erweitert.

In der Sylvesternacht 1995 wurden die beiden Gebäude in Marin durch einen Grossbrand vollständig zerstört. Es folgte eine beispiellose Welle der Solidarität.

Dank der Hilfe konnten Papiliorama und Nocturama kurz darauf wieder aufgebaut werden: Die so genannte «zweite Generation». Nach dem Neu- und Umbau in Kerzers geht das Papiliorama nun schon in die «dritte Generation».

swissinfo, Christian Raaflaub

Standort: Kerzers, Hauptstrasse Richtung Lyss
Täglich geöffnet (ausser 25.12. & 1.1.)
Öffnungszeiten Sommerzeit: 9-18 Uhr
Öffnungszeiten Winterzeit: 10-17 Uhr
Shuttlebus vom und zum Bahnhof Kerzers

Während exotische Schmetterlinge geschützt vom Alltag im Papiliorama herumflattern dürfen, ist es für ihre heimischen Artgenossen fünf vor zwölf, schreibt der Verein ProNatura in seiner Kampagne «Mehr Platz für Schmetterlinge».

Zwei Drittel der 190 in der Schweiz lebenden Tagfalter-Arten seien bedroht, zwölf stünden sogar kurz vor der Ausrottung.

Die Hauptschuld tragen die intensive Landwirtschaft und ausufernder Siedlungs- und Strassenbau.

ProNatura will daher mehrere Projekte lancieren in den Bereichen Landwirtschaft, Artenschutz und Umweltbildung.

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