Tsunami-Hilfe: Glückskette zieht positive Bilanz
Die Hilfe nach der Tsunami-Katastrophe läuft rascher als erwartet, stösst aber auch auf Schwierigkeiten. Das die Bilanz der Glückskette ein Jahr danach.
Die Spenden-Organisation hat bisher 90 Projekte im Umfang von 122 Mio. Franken bewilligt.
Auch ein Jahr danach steht die Bewältigung der Tsunami-Katastrophe bei der Glückskette an oberster Stelle: Nachdem 90 Projekte bereits bewilligt worden waren, sind weitere im Umfang von 34 Mio. Franken in Abklärung, sagte Glückskette-Präsident Remigio Ratti am Donnerstag in Bern vor den Medien.
Das System Glückskette habe sich bewährt, die Hilfe nach dem Tsunami laufe rascher als erwartet, stosse aber immer wieder auf Schwierigkeiten: So bilanziert die Glückskette ein Jahr nach der Katastrophe die Arbeit ihrer Partner-Hilfswerke.
Die von der Glückskette gesammelten 226 Mio. Franken stellten die bisher bei weitem erfolgreichste Sammelaktion der Stiftung dar. Das entspreche 32 Franken pro Kopf der Bevölkerung, so Ratti, «das ist ein Weltrekord.»
Grösste Solidaritätswelle
90% der Spenden kamen von Einzelpersonen und 10% von Firmen. Roland Jeanneret, Leiter Kommunikation der Glückskette, sprach von der «vielleicht grössten Solidaritätswelle, welche es in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz gegeben hat».
Die Dimension des Ereignisses, der Solidaritätswelle und der Komplexität in den betroffenen Ländern habe der Projektkommission der Glückskette «viele, viele schlaflose Nächte beschert», sagte deren Präsident Andreas Blum. Letztlich sei alles gut gegangen.
Die Glückskette finanziert Projekte von 17 Schweizer Hilfswerken und von rund 10 privaten Hilfsaktionen in den fünf Ländern Indien, Indonesien, Somalia, Sri Lanka und Thailand. Haupteinsatzgebiete sind Sri Lanka (46 Mio.) und Indonesien (40 Mio.).
Die Flutwelle am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean forderte in 12 Anrainerstaate nach offiziellen Angaben 226’500 Tote (wovon 50’000 Vermisste), 125’000 Verletzte und 2,3 Mio. Obdachlose. Sie richtete einen Schaden von 14 Mrd. Dollar an.
Vielfältige Hilfe
Für Not- und Soforthilfe sowie erste Übergangslösungen setzte die Glückskette 22 Mio. Franken ein. Damit wurden Zelte, Decken, Medikamente, Lebensmittel, Küchensets, Boote, Fischernetze und Plachen bezahlt. Das meiste Material wurde an Ort und Stelle beschafft oder in Nachbarländern.
Für die Unterbringung von Obdachlosen bei Privaten und für einen Teil der Aufräum- und Bauarbeiten werden so genannte Cash-Programme angewendet: Die Betroffenen werden für ihre Mitarbeit namentlich erfasst und direkt bezahlt.
Die Phase Wiederaufbau/Entwicklung ist angelaufen. Sie umfasst den Bau von ganzen Dörfern, mehreren Tausend Häusern, Schulen und Spitälern. Es werden Boote, Fischereiausrüstungen, Wasserversorgungs- und Wasserentsorgungsanlagen beschafft. 4500 traumatisierte Kinder werden psychosozial betreut.
Umweltmassnahmen sehen die Aufforstung von Mangroven oder das Einrichten von Familiengärten zur Selbstversorgung vor. Der Start von Kleinunternehmen wird mit Mikrokrediten gefördert. Personen, die ihre Arbeit verloren, werden Umschulungen angeboten.
In der Schweiz beteiligte sich die Glückskette an den Kosten für die psychologische Betreuung von Schweizern bei ihrer Rückkehr aus Südostasien und finanzierte ein Ferienlager in der Schweiz für vom Tsunami betroffene Kinder.
swissinfo und Agenturen
Am 26. Dezember 2004 hat nach einem Seebeben eine Flutwelle in ganz Südostasien grosse Zerstörungen angerichtet.
226’000 Menschen starben, 125’000 wurden verletzt. Betroffen wurden insgesamt 2,3 Mio. Menschen.
Die Schweizer Glückskette hat bis heute 90 Hilfsprojekte im Umfang von 122 Mio. Franken bewilligt.
Bisher sind 107 Schweizer Opfer identifiziert worden. Fünf Schweizer gelten als vermisst.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch