Unwetterschäden führen zu Verkehrschaos
Anhaltend heftige Regenfälle haben in der Schweiz zu schweren Überschwemmungen geführt und sowohl Strassen- wie Schienenverkehr blockiert.
Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde die Zentralschweiz. Zwei Feuerwehrsleute kamen um, über 1500 Menschen sind evakuiert worden.
Überschwemmungen und Erdrutsche haben weite Teile der Schweiz heimgesucht und Flüsse und Seen über ihre Ufer treten lassen.
Zahlreiche Haupt-Verkehrsachsen, so die Bahn-Linie zwischen Zürich und Italien, bleiben gesperrt. Auch die Nationalstrassen A6, A8, A14 und A4 sind teils geschlossen.
Besonders die Zentralschweiz, die Region Luzern und das Entlebuch sind stark betroffen. Strom und Gas fielen teilweise aus. Das Grund- und Quellwasser der Stadt Luzern musste abgestellt werden, das Wasser in der Region ist teils verschmutzt.
Auch in den Kantonen Bern und Aargau ist es zu Überschwemmungen gekommen. Der Flughafen Bern-Belp bleibt wegen der überschwemmten Piste geschlossen.
Wasserpegel steigt
Die heftigen Niederschläge, die seit Sonntag niedergehen, haben auch die Pegel der Seen und Flüssen auf Höchststände steigen lassen.
Besonders hohe Pegelstände zeigen die Gewässer am ganzen Alpennordhang, wo sich die Situation bis am Montag abend weiter verschärfen dürfte. Kaum betroffen von den aktuellen Ereignissen sind das Wallis, das Tessin und Südbünden.
Begünstigt durch die hohe Schneefallgrenze, regnet es seit Sonntagmittag mit grosser Intensität bis in höhere Regionen.
Armee im Einsatz
Gegen die Unwetterschäden leistet die Armee Spontaneinsätze. Die Glückskette hat ein Sammelkonto für Spenden zugunsten der Hochwasser-Opfer eröffnet.
Laut dem Meteorologen Thomas Bucheli, Leiter der Redaktion Meteo von Fernsehen DRS, fielen in den letzten Tagen 207 Liter pro Quadratmeter Regen – soviel wie sonst im ganzen Monat August. Entwarnungen werden zur Zeit noch keine gegeben.
«Fünf-b» als Regen-Auslöser
Auslöser für den intensiven Regen in der Schweiz ist, so Bucheli, eine «Fünf-b»-Wetterlage. Dabei führt ein Tief sehr warme, feuchte Mittelmeerluft heran.
«Fünf-b» bezeichnet die Zugbahn eines Tiefs über Frankreich, das gegen den Golf von Genua nach Norditalien zieht und sich dort verstärkt. Eine «Fünf-b»-Lage hatte im August 2002 die Überschwemmungen in Deutschland und Oberösterreich angerichtet.
SBB und BLS stark betroffen
Der Bahnverkehr von SBB und BLS ist durch die Unwetter stark betroffen. Namentlich im Raum Luzern und in der Zentralschweiz kam es zu Streckenunterbrüchen, wie die SBB mitteilten.
Bei der BLS waren am Vormittag die Lötschbergachse, die Simmental- und die Gürbetalstrecke nicht mehr befahrbar. Wann die Linien im Fern- und Regionalverkehr wieder offen sind, ist nicht absehbar. Der Güterverkehr ist auch betroffen.
Am stärksten betroffen ist der Raum Zentralschweiz, wo ein Grossteil der Strecken am Montagmorgen unterbrochen war, wie die SBB mitteilten.
Vor allem Innerschweiz und Bern
Nach den heftigen Regenfällen sind vor allem in der Innerschweiz und im Kanton Bern Gewässer über die Ufer getreten und Erdrutsche niedergegangen.
Im Entlebuch kamen zwei Feuerwehrleute ums Leben. Sie seien bei Bergungsarbeiten von einem Erdrutsch verschüttet worden, teilte die Kantonspolizei Luzern mit.
Auch im Kanton Aargau herrscht akute Hochwassergefahr. Besonders im Reusstal ist die Lage kritisch. Im solothurnischen Biberist steht die Emme so hoch wie noch nie.
Im Kanton St. Gallen rückte vielerorts die Feuerwehr aus, um Keller leer zu pumpen. Auch im Waadtland kam es zu Erdrutschen und zahlreiche Keller wurden überflutet.
Matte in Bern unter Wasser
In Bern wurde das an der Aare gelegene Mattequartier für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Strassen stehen rund 50 Centimeter unter Wasser.
Der Thunersee überschritt gegen 9 Uhr die Schadengrenze von 558.30 Meter. Die Schifffahrt auf dem Thunersee und die Rheinschifffahrt bei Basel sind bereits eingestellt.
swissinfo und Agenturen
Als Folge der seit dem Wochenende anhaltenden Regenfälle und Über-Schwemmungen haben bisher zwei Personen haben den Tod gefunden, über 1500 mussten evakuiert werden.
Seit 1970 haben Naturkatastrophen insgesamt rund 100 Menschenleben gefordert.
Die von Über-Schwemmungen, Erdrutschen und Lawinen ausgelösten Schäden haben in den 30 Jahren schätzungsweise neun Milliarden Franken betragen.
Die Glückskette leistet aus ihrem «Unwetter Schweiz»-Fonds Unterstützung in Härtefällen.
Zudem hat sie das Sammelkonto für Spenden zugunsten der Opfer des Hochwassers eröffnet. PC-Konto 10-15000-6, Vermerk «Unwetter Schweiz».
Auch die Schweizer Berghilfe hat ein Sammelkonto eröffnet: PC-Konto 80-32443-2.
Das Schweizerische Rote Kreuz und die Caritas haben je 100’000 Franken zur Unterstützung der Hochwasser-Geschädigten freigegeben.
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