Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Viel- statt viersprachig

Englisch wird zwar wichtiger in der Schweiz, verdrängt die Landessprachen aber nicht. Keystone

Die Schweizer Landessprachen Deutsch und Französisch werden häufiger gesprochen - dank der Integration von Fremdsprachigen.

Italienisch und vor allem Rätoromanisch verlieren jedoch an Boden. Der Trend geht von der Vier- zur Vielsprachigkeit.

Ausgewertet wurden in zwei Studien, die das Bundesamt für Statistik (BFS) in Auftrag gegeben hatte, die Ergebnisse der Volkszählung 2000.

Diese Auswertung ergab auch, dass im Berufsleben Englisch an Bedeutung gewonnen hat.

Deutsch und Französisch mit leichter Zunahme

Der Befund, dass sich die Schweiz von einem vier- zu einem vielsprachigen Land entwickelt hat, beruht auf einer vertieften Analyse der Resultate aus der Volkszählung, wie sie bereits im Dezember 2002 veröffentlicht worden sind.

Demnach haben die in der Schweiz am häufigsten gesprochenen Sprachen, Deutsch und Französisch, leicht zugenommen.

Knapp 64% der Einwohner gaben Deutsch als Hauptsprache an, leicht mehr als 1990. Der Anteil hauptsächlich Französischsprachiger stieg von 19,2 auf 20,4%.

An Boden verloren haben Italienisch und Rätoromanisch. Italienisch wurde noch von 6,5% der Einwohner am besten beherrscht, ein Prozent weniger als vor zehn Jahren.

Viersprachigkeit als Fiktion

Wie aus der BFS-Studie «Sprachenlandschaft Schweiz» hervorgeht, ist das Italienische im Tessin zwar erstarkt, in den anderen Landesteilen verliert es aber an Boden. Dort ist die italienisch-sprachige Bevölkerung nämlich immer besser integriert und gibt ihre Herkunftssprache zugunsten der Lokalsprache auf.

Rätoromanisch sprechen noch gut 35’000 Personen, ein halbes Prozent der Schweizer Bevölkerung.

«Die Viersprachigkeit ist im Alltag eine Fiktion», sagte BFS-Vizedirektor Werner Haug bei der Präsentation der Zahlen. Für die beobachtete Vielsprachigkeit sorgen einerseits die Ausländer mit ihren Nichtlandessprachen, deren Verbreitung nochmals leicht zunahm.

Im Berufsleben hat zudem Englisch weiter an Bedeutung gewonnen. Professor Georges Lüdi, einer der Autoren der Studie, betonte indes, dass Englisch die Landessprachen nicht verdränge. Einem Bankangestellten in Delsberg nütze Englisch immer noch wenig, sagte er. Dieser müsse vor allem Französisch und Deutsch beherrschen.

Kein Englisch als Zweitsprache

Im Alltagsgebrauch stellten die Forscher fest, dass sich in den einzelnen Sprachregionen die Dominanz der dort beheimateten Sprache vergrössert hat. Das verleite dazu, die Kenntnis der anderen Landessprachen als weniger wichtig zu erachten.

Lüdi wandte sich aber gegen all jene, welche die zweite Landessprache an den Schulen durch Englisch ersetzen wollen. Diese Leute seien auf dem «falschen Dampfer».

Besorgnis erregend ist die Situation beim Rätoromanischen, dessen Anteil in der Bevölkerung sich seit 1950 halbiert hat. Laut Ivo Berther von der Bündner Kantonsverwaltung hat das Rätoromanische inzwischen auch in seinem traditionellen Gebiet die Mehrheit an das Deutsche verloren.

Fortschritte habe die sprachliche Integration der ausländischen Bevölkerung gemacht. Rund zwei Drittel der Ausländer nannten eine Landessprache als Hauptsprache, was im Vergleich zu 1990 einer Zunahme um gut 16% entsprach. Unter den Ausländern der zweiten Generation geht die sprachliche Integration noch weiter.

So nannte eine Mehrheit in den Gebieten der drei Hauptsprachen die jeweilige Gebietssprache als Hauptsprache.

swissinfo und Agenturen

Im Jahr 2000 gaben 63,7% der Bevölkerung Deutsch als Hauptsprache an (1990: 63,6%).
20,4% sprachen Französisch (1990: 19,2%).
6,5% Italienisch (1990: 7,6%).
Nur noch 0,5% sprachen Rätoromanisch.
2000 sprachen 16,6% zu Hause eine andere Sprache als eine der Schweizer Landessprachen (1990: 13%).

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