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Vom Familienalbum zur Dokumentation über die Penan

Bruno Manser, seit acht Jahren im Urwald verschollen. (BMF)

Der wohl bekannteste Schweizer Umweltschützer, der seit 8 Jahren verschollene Bruno Manser, hatte das Leben der Penan und den Kampf gegen die Abholzung der Regenwälder fotografisch festgehalten. 1000 seiner Bilder sind nun im Internet zugänglich.

Bruno Manser, der von 1984 bis 1990 mit einer Gruppe von Penan zusammenlebte, begann – nach einigen Versuchen mit gestellten Szenen – fotografisch festzuhalten, was gerade passierte.

Er fotografierte den Alltag dieser Waldnomaden im malaysischen Bundesstaat Sarawak auf der Insel Borneo, ihren Umgang mit der Natur, ihre Geselligkeit, das Spielen der Kinder.

Der Historiker Erwin Zbinden, der im Auftrag des Bruno-Manser-Fonds zusammen mit einem Projektteam 320 Filme mit Bildern des Basler Umweltschützers konservierte, digitalisierte und in drei Sprachen erschloss, war von Beginn an fasziniert von den Fotografien.

Dokumentation des Urwaldlebens

«Am meisten beeindruckte mich die Haut der Penan. Sie war auf den Fotos sehr intensiv und glänzend ersichtlich. Mansers Bilder haben einen stark anekdotischen Charakter, manchmal hat man den Eindruck, es handle sich um ein Familienalbum der Penan», so Zbinden im Gespräch mit swissinfo.

Im Verlauf seines Aufenthalts bei den Penan realisierte Manser, dass er die Kultur des bedrohten Nomadenvolkes dokumentieren musste. Dass seine Zeichnungen und Skizzen, die er über Jahre hinweg anfertigte, nicht ausreichten. Mit dem Fotografieren begann er vermutlich 1987.

Der Übergang vom blossen Festhalten von Alltagsszenen hin zur Dokumentation ging laut dem Historiker Zbinden langsam vor sich.

«Betonte Manser in den Anfängen eher den familiären Aspekt, begann er spätestens 1994, das Leben der Menschen und die fortschreitende Zerstörung der Wälder systematisch zu dokumentieren.»

Mittel für politische Kampagne

Er mietete Flugzeuge, flog über das Gebiet der Penan und machte Luftaufnahmen, welche die Spuren der Abholzung festhielten.

«Man sieht die Holzfäller-Strassen, man sieht Flüsse, die zusammenfliessen. Der eine kommt aus einem Holzeinschlaggebiet und ist verschmutzt, der andere ist sauber und kommt aus einem Gebiet, wo nicht geschlagen wird», erklärt der Fotohistoriker.

Mit der Zeit erkannte der Umweltaktivist Manser, dass er seine Bilder auch als Mittel für den politischen Kampf einsetzen konnte.

Manser, der für die malaysischen Behörden schon längst ein rotes Tuch war, schaffte die meist unentwickelten Filme mit Hilfe von Journalisten und Bekannten ins Ausland.

Ein Stück Geschichte der Penan

Das Urwaldvolk in Sarawak wurde und wird aufgrund der fortschreitenden Abholzung des Regenwaldes seiner Lebensgrundlage beraubt und zur Sesshaftigkeit gezwungen.

Laut Informationen des Bruno-Manser-Fonds leben von den rund 10’000 Penan heute nur noch knapp 200 als Nomaden. Das Ende ihrer ursprünglichen Lebensform ist absehbar.

Für Erwin Zbinden ist das Bildarchiv des verschollenen Regenwaldschützers wertvoll, weil es auch in Malaysia selber einsehbar ist.

Das sei für die Penan wichtig. Zudem zeige es einer interessierten Öffentlichkeit, wie dieses Volk – eines der letzten nomadisch lebenden Regenwaldvölker der Erde und das letzte in Südostasien, das noch als Jäger und Sammler lebte – gelebt hat.

«Bruno Manser kam im letzten Moment, um diese Lebensform zu dokumentieren.»

swissinfo, Gaby Ochsenbein

Geboren am 25. August 1954 in Basel. Nach der Matura arbeitete er mehrere Jahre auf Schweizer Alpen.

Als 30-Jähriger reiste er in den malaysischen Bundesstaat Sarawak und verbrachte sechs Jahre (1984-1990) beim Nomadenvolk der Penan.

Als er miterlebte, wie durch das Abholzen von Regenwald die Lebensgrundlage der Penan in Gefahr geriet, machte er die internationalen Medien auf die Sitation aufmerksam und half den Penan, sich mit friedlichen Protesten zu wehren.

Damit zog er den Zorn der Behörden auf sich und wurde zur Persona non grata erklärt.

Mit Fotos, Tonband-Aufnahmen und Zeichnungen dokumentierte der Umweltaktivist Flora und Fauna des Regenwaldes, die Kultur der Penan und den Widerstand gegen die Zerstörungen.

1990 kehrte er in die Schweiz zurück und gründete mit Freunden den Bruno-Manser-Fonds.

Mit Vorträgen, Publikationen, Aktionen, Hungerstreik machte er auf das Thema Tropenholz und die Folgen der Abholzung von Regenwäldern aufmerksam.

Manser reiste wiederholt nach Sarawak. Von seiner letzten Reise dorthin kehrte er nicht mehr zurück. Seine Spur verliert sich im Mai 2000 im Urwald auf Borneo. Suchaktionen bleiben erfolglos.

Am 10. Mai 2005 wird Bruno Manser für verschollen erklärt.

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