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«We are all mountain people»

Einheimische sind sich der Werte der Berge oft zu wenig bewusst. [Bild: Schweiz Tourismus] Einheimische sind sich der Werte der Berge oft zu wenig bewusst. [Bild: Schweiz Tourismus]

Das UNO-Jahr der Berge geht zu Ende. Die verantwortlichen Bundesstellen ziehen eine positive Bilanz. International scheint das Schweizer Engagement erfolgreicher zu sein als national.

Kritik kommt auch von den grossen Hilfswerken.

«Das Bewusstsein zu fördern, dass Bergregionen global sehr wichtig sind, war einer der grössten Erfolge des Jahres der Berge», sagte Remo Gautschi, stellvertretender Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), gegenüber swissinfo.

Die DEZA hatte zusammen mit dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) die Trägerschaft für das Jahr der Berge der UNO in der Schweiz inne. Das Motto war «We are all mountain people», in der Schweiz lief die Kampagne unter «Berge verbinden». An einer Pressekonferenz in Bern schauten die Verantwortlichen am Donnerstag zurück.

«Wir hoffen, einen positiven Schwung erzeugt zu haben, um die Berggebietspolitik nachhaltiger zu machen», fasste Pierre-Alain Rumley, Direktor des ARE, zusammen.

«Internationaler Leader»

Die Schweiz hat in diesem Jahr die Anliegen der Berggebiete insbesondere auf internationalem Parkett vorangetrieben. «Wir werden als internationaler Leader für das Bergthema angesehen. Wir haben Impulse gegeben und Schweizer Know-how eingebracht», erklärt Remo Gautschi.

So seien verschiedene Konferenzen zu grundsätzlichen Themen durchgeführt oder unterstützt worden. Am offiziellen Schlussevent des UNO-Aktions-Jahres, dem Bishkek Global Mountain Summit anfangs November, habe die Schweiz wesentlich daran mitgearbeitet, konkrete Vorschläge vorzulegen.

Sogar in der Schweiz ist das Bewusstsein für die Bedeutung der Berggebiete nicht überall ausgereift. «Wir müssen zeigen, dass die Bergregionen dem Unterland Werte liefern: Wasser, saubere Energie oder Landschaften», sagt Pankraz Freitag, Regierungsrat des Kantons Glarus und Präsident der Regierungskonferenz der Gebirgskantone.

Berge als Thema…

«Am Anfang war die Frage, warum denn Berge überhaupt ein Thema sind», weist Gautschi auf ein Grundproblem hin. «Die Einsicht zu etablieren, dass Berggebiete wichtig sind, hat bei uns Jahre gedauert. In andern Ländern ist das Aha-Erlebnis noch grösser als bei uns.»

… schwierig zu kommunizieren

Solches den Unterländern und Städtern zu erklären, sei nicht einfach. Noch immer herrsche das Bild vor, Berggebiete seien Randregionen, die nur nach Bern pilgerten, um die hohle Hand zu machen, gibt Pankraz zu bedenken.

«Auch die Bergbevölkerung selber muss sich der Thematik, auch des eigenen Wertes, bewusst werden.»

Kritik von den Nichtregierungs-Organisationen

Kritischer ist die Einschätzung von Madeleine Bolliger von der Arbeitsgemeinschaft der fünf grossen Schweizer Hilfswerke: «Die Schweiz hat eine Pionierrolle auf internationaler Ebene, aber wenn es um die Umsetzung im eigenen Land geht, verliert die Regierung zu oft an Glaubwürdigkeit.»

Die Schweiz habe das Thema Berge weltweit stark vorangetrieben, «sie hat aber zu Hause noch viel zu tun». So habe die Schweiz die Alpenkonvention aus dem Jahre 1991 noch nicht ratifiziert.

Keine Illusionen

Auch die Organisatoren wissen, dass mit dem Ende des Jahr der Berge nicht einfach alles erledigt ist. «Ich mache mir keine Illusionen, dass ein Jahr der Berge eine neue Politik mit sich bringt. Es ist wichtig, dass es jetzt weiter geht», sagt ARE-Direktor Rumley.

Beim Bundesamt gehe es in den nächsten Jahren darum, die verschiedenen Elemente der Regional-Politik aufeinander abzustimmen und eine konsistente Gesamtpolitik zu schaffen, ergänzt Daniel Wachter.

Wenig Gehör auf nationaler Ebene

Stellvertretend für dieses Problem kann sogar die Kampagne selber stehen: «Es gab viele Projekte, die vor Ort von der lokalen Bevölkerung getragen wurden», sagte Daniel Wachter, beim ARE verantwortlich für nachhaltige Entwicklung, gegenüber swissinfo.

Solche Veranstaltungen sei denn auch in der lokalen Presse viel Raum eingeräumt worden, während auf nationaler Ebene eher spärlich berichtet worden sei. «Erschwerend kam die Expo.02 dazu, die Medieninteresse und Sponsoring abgezogen hat», bedauert Wachter.

Wasser löst Berge ab

Für die beiden Fachleute geht die Bergproblematik auf internationaler Ebene keineswegs zu Ende, sondern nahtlos weiter: Das Jahr 2003 ist das UNO-Jahr des Wassers.

«Das Jahr des Wassers ist die logische Folge. Wir werden uns anstrengen, das Wasser in den Kontext der Berge zu setzen», sagt Gautschi vom DEZA.

swissinfo, Philippe Kropf

2002 war das «Jahr der Berge» der UNO.

Das Motto war «We are all mountain People». In der Schweiz lief das Programm unter «Berge verbinden».

Das Jahr sollte auf die speziellen Probleme der Bergregionen sensibilisieren und deren nachhaltige Entwicklung fördern.

Diese Inhalte sollen auch im Jahr 2003, das von der UNO zum «Jahr des Wassers» erklärt wurde, weiter Thema bleiben.

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