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WEF: Calmy-Rey will verantwortungsvolle Leader

WEF-Eröffnung fest in Frauenhand: Angela Merkel und Micheline Calmy-Rey. Keystone

Die aktuellen globalen Probleme verlangten ein gemeinsames Handeln, sagte die Schweizer Bundespräsidentin in ihrer Rede zur Eröffnung des 37. Weltwirtschafts-Forums (WEF) in Davos.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel stiess mit ihrer Forderung auf Zustimmung, dass die Globalisierung menschlicher gestaltet werde.

Zupacken statt sich vor schmutzigen Händen zu fürchten. Das ist der Kern des Appells, den die Schweizer Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey am Mittwoch in ihrer Rede zur Eröffnung des WEF an die mehr als 2400 Wirtschaftsführer, Politiker und Wissenschafter richtete.

Nach der Schweizer Aussenministerin hielt die deutsche Bundeskanzlerin und EU-Ratspräsidentin Angela Merkel ihre Eröffnungsrede, in der sie vornehmlich auf wirtschaftliche Themen einging. Beiden Frauen war aber gemein, dass sie mit ihren Plädoyers bei den – mehrheitlich männlichen – WEF-Teilnehmern auf grosse Zustimmung stiessen.

Licht, trotz viel Schatten

Calmy-Rey zeichnete ein düsteres Panorama der gegenwärtigen Welt: Unschuldige Zivilisten werden Ziele von blindwütigen Terroristen, die mit High-Tech-Waffen ausgerüstet sind. Sie erwähnte Kinder, die in den Krieg ziehen oder das Klima, das sich wandle. Angesichts dieses Bildes rief sie die Mächtigen auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen.

Namentlich forderte sie die Respektierung der fundamentalen humanitären Rechte, wie sie in den Genfer Konventionen festgelegt sind, sowie eine gute Regierungsführung.

«Wir versuchen, diese Prinzipien in der ganzen Welt zu verankern, aber es bleibt noch sehr viel zu tun.» Calmy-Rey erblickt in den Verstössen gegen die Menschenrechte die politischen Probleme von morgen. Sie rief deshalb zur Kooperation auf. Nötig sei besonders ein Dialog, in dem die Beteiligten nicht einfach auf ihren unterschiedlichen Positionen verharrten.

«Gerechtfertigte Kritik»

Politiker würden wegen ihrer teils schwachen Bemühungen für die Menschenrechte und den Frieden kritisiert. Und dies mit Recht, so die Schweizer Aussenministerin. Dabei dürften aber die Erfolge nicht vergessen gehen. «Trotz aller Gefahren hat sich die Menschenrechtslage verbessert, das Engagement trägt Früchte», stellte sie fest.

Es sei eine Nachahmerwirkung zu beobachten, besonders in der Zivilgesellschaft, in Universitäten und Unternehmen: Diese zeigten eine immer stärkere Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, eine Ethik zu respektieren und Solidarität zu üben, sagte Calmy-Rey.

Innovative Köpfe gefragt

Angela Merkel ihrerseits ging auf die zwiespältigen Auswirkungen der Globalisierung ein. Die Menschen erwarteten, dass «die Globalisierung menschlich gestaltet werde», erklärte die Bundeskanzlerin.

Das Phänomen biete der Welt heute sehr viel mehr Chancen als Risiken, zeigte sich Merkel überzeugt. «Sie bietet die grosse Chance zu mehr Frieden, zu mehr Freiheit und zu mehr Wohlstand für die Menschen.»

Als global schwierigste Themen ortete sie die Sicherung der Energieversorgung und den Klimawandel. Die Antwort könne nicht Nullwachstum sein, sondern Innovation: «Ökologie und Ökonomie müssen beide zusammen intelligent gestaltet werden.»

Gleichzeitig erteilte die Kanzlerin protektionistischen Ideen eine klare Absage. Neue Handelsbarrieren schadeten allen. Europa könne in der Welt von morgen bestehen, wenn es das gemeinsame Gewicht der einzelnen Staaten in die Waagschale werfe.

swissinfo, Pierre-François Besson in Davos

Das diesjährige WEF findet vom 24. bis 28. Januar in Davos statt.
An der 37. Auflage nehmen 2400 Personen aus 90 Ländern teil, die Hälfte kommt aus der Wirtschaft.
Es werden 24 Staats- und Regierungschefs erwartet, 85 Ministerinnen und Minister, Führungspersönlichkeiten mehrerer internationaler Organisationen und über 480 Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft.
Auch vier Mitglieder der Schweizer Regierung sind mit von der Partie.
Unter dem Titel «Verschiebung des Machtgleichgewichts» werden die Entscheidungsträger über Wirtschaft, Geopolitik, Unternehmertum, Technologie und Gesellschaft diskutieren.

Das World Economic Forum ist eine 1971 von Klaus Schwab in Davos gegründete Stiftung, die zunächst Management Symposium hiess.

Sie hat ihren Sitz in Cologny im Kanton Genf und beschäftigt über 290 Mitarbeitende.

Ihr Jahresbudget, das namentlich durch die Beiträge von rund 1000 Mitgliedfirmen finanziert wird, beträgt über 100 Mio. Franken.

Das WEF sieht sich als wichtigste Plattform für den weltweiten Dialog von Führungspersönlichkeiten aller Bereiche.

Es organisiert eine Reihe von Symposien in der ganzen Welt, fördert Initiativen und Arbeitsgruppen, führt Studien durch und bietet ein Masterprogramm an.

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