Wie die Nasa in 50 Jahren unser Leben veränderte
Einen Menschen auf den Mond oder eine Raumsonde in die Ringe des Saturns zu bringen, braucht viel Genialität. Dafür wurden Techniken erfunden, die es vorher nicht gab. Und die, ohne dass wir es wissen, unseren Alltag revolutionierten.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa feiert derzeit ihr 50-Jahr-Jubiläum. In diesem halben Jahrhundert hat sie zahlreiche Menschen und Maschinen ins All befördert.
Doch was bringt es, ins All vorzustossen? In der Zeit des Kalten Krieges ging es einzig darum, zu beweisen, dass man «stärker als die anderen» war.
Auch wenn der Traum vom Himmel uralt ist, waren es denn auch die Militärs, welche die Türe aufgestossen haben. Der Vater der Rakete war niemand anderes als Wernher von Braun, der zum Ende des zweiten Weltkriegs die erschreckende V2 gebaut hat, die Waffe der letzten Chance für die Nazis.
Schneller als der Feind
Nach dem Krieg ging das Rennen los. Auch wenn die Amerikaner von Braun in ihre Dienste geholt hatten, waren es zuerst die Russen, die den ersten Satelliten, den ersten Menschen und den ersten Raumspaziergang für sich verbuchen konnten.
Die Nasa hatte das Nachsehen. Erst nach der Ankündigung von Präsident John F. Kennedy, Ende der 1960er-Jahre auf dem Mond zu sein, ging es für die USA voran.
Denn es war eine Frage des Prestiges: Wenn die Technik besser ist und die Piloten mutiger sind als die des Feindes, ist auch das politische System besser, dachte man. Diese Denkweise prägte die Pioniere der Luftfahrt.
Neue Zeiten
Seither hat sich viel geändert. 1975 bereits gaben sich erstmals ein Astronaut (USA) und ein Kosmonaut (UdSSR) beim Treffen der beiden Raumschiffe Apollo und Sojus die Hand. Heute leben und arbeiten sie miteinander auf der Raumstation ISS.
Ausser die Chinesen: Seitdem Präsident George W. Bush angekündigt hatte, bis 2020 wieder Menschen auf den Mond zu senden, versuchen sie, die USA zu schlagen. Erst letzte Woche hat ein chinesischer Taikonaut erstmals einen Weltraumspaziergang unternommen.
Vom All an den Tisch
Wir einfachen Erdenbürger haben die Bilder der als Helden heimkehrenden Chinesen gesehen. Wir können heute aber auch ans andere Ende der Welt telefonieren, haben genaue Wettervorhersagen, und unsere Autos wissen, dass wir «nach 50 Metern rechts abbiegen» müssen.
Dies alles verdanken wir den Satelliten. Die Dienste, die sie tun, sind dermassen Teil des täglichen Lebens geworden, dass wir sie schlicht vergessen.
Doch das ist noch lange nicht alles, was wir der Raumfahrt verdanken: Wer denkt schon an Astronauten, wenn er oder sie Babynahrung vorbereitet? Es geht auf ihr Konto, dass heute gut verdaubare Meeresalgen mit konzentrierten Vitaminen in grossem Stil in Babynahrung verarbeitet werden.
Oder Sonnenbrillen, die den Visieren der Astronauten abgeguckt sind. Oder Regen abweisende Strassenbeläge und Landepisten, die aus Versuchen der Nasa hervorgegangen sind.
Saubere Autos?
Schliesslich ist auch die Entwicklung der Brennstoffzelle der Raumfahrt zu verdanken. Natürlich hat nicht die Nasa sie erfunden. Das Prinzip ist seit 1839 bekannt. Aber in den Raumfahrt-Programmen wurde sie erstmals in der Praxis angewandt.
Eine Entwicklung, die in Zukunft vielleicht einmal zu Wasserstoff-Autos führen wird, die 100 Prozent sauber fahren.
Insgesamt sind es über 1500 Technologien, die für die Raumfahrt entwickelt wurden und heute unser Leben erleichtern. Deshalb hat die Nasa zum 50. Jahrestag eine Website eingerichtet, auf der mit Animationen gezeigt wird, welchen Einfluss die Raumfahrt auf das tägliche Leben hat.
Nur der Anfang
Bleibt anzufügen, dass die Nasa natürlich auch den ersten Menschen auf den Mond gebracht hat und plant, bald einmal den Mars zu erobern.
Derweil haben ihre Raumsonden die Umgebung und Oberfläche von allen Planeten unseres Sonnensystems erforscht. Dazu gehört auch der Saturn-Mond Titan, der vielleicht dabei helfen kann, zu erklären, wie das Leben auf die Erde gekommen ist.
Wer weiss, wo dies alles hinführen wird? Vielleicht wird die Menschheit eines Tages dank der Nasa E.T. die Hand schütteln können.
swissinfo, Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)
Die US-Raumfahrtbehörde wurde im Juli 1958 vom Kongress ins Leben gerufen, um den Rückstand auf die UdSSR aufzuholen. Sie wurde am 1. Oktober operativ.
Die Nasa ist die grösste Raumfahrtbehörde der Welt, mit einem jährlichen Budget von 17 Mrd. Dollar, 19’000 Angestellten und 40’000 externen Mitarbeitenden.
Neben dem Hauptsitz in Washington hat sie 10 Zentren in den USA, darunter das Kennedy Space Center am Cape Canaveral in Florida, das Johnson Space Center Houston, Texas und das Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien.
20. Juli 1969: Bevor sie die US-Flagge auf dem Mond einstecken, entfalten Armstrong und Aldrin ein Aluminiumblatt «Made in Switzerland», das Sonnenwindpartikel einfängt.
Mit dem Klettverschluss Velcro (um Gegenstände in der Schwerelosigkeit an Wänden zu fixieren), der Omega Speedmaster (Astronautenuhr) und dem Waadtländer Claude Nicollier (vier Missionen mit dem Space Shuttle) erlebte die Schweiz den Höhepunkt ihres Engagements im All.
Bekannt für ihre Feinmechanik, liefert die Schweiz auch heute zahlreiche Mechanismen für Fluggeräte der Nasa und der ESA, ihrem europäischen Gegenstück.
Das reicht von der Abdeckung der Ariane-Raketen über die Motoren der amerikanischen «Rover» auf dem Mars, einem Atom-Mikroskop von der Grösse einer Zündholzschachtel und Bioreaktoren für Experimente auf der ISS bis zu den Atomuhren zukünftiger Positionsbestimmungs-Satelliten des europäischen Systems Galileo.
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