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Wintersaison besser als erwartet

Dank der Bahnen in höher gelegene Skigebiete bilanziert sich die Wintersaison besser als befürchtet. Keystone

Der mangelnde Schnee wirkte sich weniger drastisch auf den Schweizer Tourismus aus als befürchtet. Die Hotellerie vermeldet eine gute Saison 2006/07.

Bergbahnen registrierten aber laut Hochrechnungen des Verbands Schweizer Seilbahnen ein Minus von 5%. Für die Saison 2007/08 wird mehr in Kunstschnee investiert.

Die Schweizer Skisaison 2006/07 endet am 6. Mai, wenn die Gletschergebiete Corvatsch im Bündnerland und «Glacier 3000» (Les Diablerets im Kanton Wallis) in die Sommerpause gehen.

Im Januar waren die Aussichten noch trübe, einige Bergbahnen meldeten ein Minus von 15 bis 25%. Dieses wurde dank guter Wetter- und Pistenverhältnissen im März und über Ostern teilweise aufgefangen. Die Bahnen Davos-Klosters und die Jungfraubahnen etwa verkauften fast doppelt so viele Billette wie sonst über die Feiertage.

Die Gesamtbilanz der Schweizer Bergbahnen verbessert haben auch Erfolgsgeschichten aus den ganz hohen Lagen. Die Bergbahnen Engstligenalp etwa meldeten bis Ende März 70% Umsatzzuwachs. Der warme April hat dem bekannten Frühlings-Skigebiet jedoch einen vorzeitigen Saisonschluss beschert.

Hochkunjunktur für Beschneiungs-Lieferanten

Das Gebiet «Glacier 3000» hat seinen Umsatz laut Marketingdirektor Bernhard Tschannen verdreifacht. Die schneesichere Lage allein genügte aber auch hier nicht.

Neben einer reichen Event-Kultur habe auch die neue Beschneiungsanlage die gute Bilanz ermöglicht, sagte Tschannen; dank ihr konnte bereits im Dezember auch am Fusse des fast 1700 Höhenmeter umspannenden Glacier-Skigebiets gefahren werden.

Der vergangene Winter habe gezeigt, dass Höhenlage und Technik Erfolgsfaktoren seien, sagt auch Felix Maurhofer vom Dachverband «Seilbahnen Schweiz». Umfragen bei Herstellern hätten ergeben, dass 2007/08 rund ein Drittel mehr Geld in Kunstschnee gesteckt werde als vergangene Saison – 30 Mio. Franken gegenüber geschätzten 20 Millionen.

Grosse Bahnen helfen den kleinen

Am schlimmsten traf der schneearme Winter die kleinen Bügellifte und Seilbähnchen in tiefen voralpinen Lagen, erklärte Felix Maurhofer. Diese hatten dieses Jahr oft nur wenige Betriebstage.

Betriebsschliessungen seien aber zur Zeit kein Thema. Die kleinen Bahnen hätten oft geringe Betriebskosten, da sie auf Fronarbeit zählen können. Dadurch kämen sie erst nach mehreren schlechten Wintern in wirtschaftliche Nöte.

Mit dem «Götti-Modell» greifen ausserdem die grossen Betreiber den kleinen technisch unter die Arme. Die Schilthornbahn etwa ist für die Technik der Bahnen im Gantrischgebiet zuständig, die aus eigenen Mitteln die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsstandards nicht erfüllen könnten.

Ausländische Gäste verbessern die Bilanz

Ganz so dramatisch, wie oft dargestellt, sei der Schneemangel in Schweizer Skigebieten diesen Winter aber gar nicht gewesen, relativiert Mila Trombitas vom Schweizer Tourismus-Verband STV. Oberhalb von 1800 Metern habe es meist genug Schnee gehabt.

Das Misstrauen gegenüber den Schneeverhältnissen stellten Bahnen und Hotels vor allem bei den Schweizern fest, während sich ausländische Gäste da weniger sensibel zeigten. Von Dezember bis Februar mangelte es vor allem an Schweizer Tagesausflüglern und Kurzbuchern.

Im Februar etwa stagnierten laut der Beherbergungs-Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) die Logiernächte bei den Einheimischen, während aus dem Ausland knapp 5% mehr Gäste kamen als Februar 2006.

STV-Geschäftsleitungsmitglied Trombitas führt das – wie die voraussichtlich positive Logiernächte-Entwicklung – unter anderem auf den starken Euro zurück. Endgültige Zahlen für die Wintersaison liegen aber noch nicht vor.

swissinfo und Agenturen

Die rund 650 Seilbahnunternehmen in der Schweiz mit ihren 2400 Seilbahn- und Skiliftanlagen bilden das wirtschaftliche Rückgrat vieler touristisch ausgerichteter Bergregionen.

Im Kerngeschäft, der Personenbeförderung, erzielen die Seilbahnen mit über 11’000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 840 Mio. Franken jährlich. 84% davon werden im Winterhalbjahr getätigt.

Gesamthaft befördern die Seilbahnen pro Jahr rund 310 Mio. Fahrgäste.

Die jährlichen Investitionen in Neu- und Ersatzanlagen belaufen sich auf ca. 200 Mio. Franken.

In der Schweiz werden rund 20% der Pisten künstlich beschneit.

Das entspricht einer Verdoppelung innerhalb von 5 Jahren und einer Vervierfachung in 10 Jahren.

Experten und die Seilbahnbranche rechnen damit, dass sich die Zahl der künstlich beschneibaren Pistenkilometer in den kommenden 5 Jahren erneut verdoppelt.

Der Verband Seilbahnen Schweiz beziffert den Investitionsbedarf auf 800 Mio. Franken.

Im Skigebiet zwischen Adelboden und Lenk im Berner Oberland werden schon heute 60% aller Pistenkilometer beschneit.

Im Vergleich zu anderen Alpenländern ist die Schweiz trotz dem hohen Aufrüstungstempo in Sachen Schneekanonen ein Entwicklungsland.

Österreich beschneit weit mehr als 50% seiner Pisten künstlich, Italien schon fast 80% und Frankreich rund 66%.

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