Wolf: Vom Jäger wieder zum Gejagten?
Die Umweltorganisation WWF hat die Forderung der Schweizer Regierung nach einer Erleichterung der Wolfsjagd am Mittwoch als inakzeptabel kritisiert.
Die Schweiz beantragt an einer Konferenz über die Berner Konvention eine Lockerung des Schutzstatus für Wölfe.
Streit im Vorfeld der 25. Konferenz des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention, die nächste Woche in Strassburg stattfindet. Gegenstand ist der Wolf, besser gesagt, der Status des Jägers, der wieder in die Schweiz eingewandert ist.
«Es ist unglaublich, dass die Schweiz – mit einem Wolfsbestand von zwei oder drei Tieren – die Dreistigkeit besitzt, den Europarat um eine Jagderlaubnis zu bitten», erklärte Joanna Schönenberger vom Alpenprogramm des WWF Schweiz. Die Hoffnung auf eine Wiederansiedlung der Tiere werde dadurch geschwächt.
Zwei Tiere lebten im Grenzraum zu Italien, eines im Kanton Graubünden. «Der Wolf fällt unter die Berner Konvention, weil er zu den bedrohten Arten gehört», so Schönenberger.
Im Europarat soll in der kommenden Woche über diese Übereinkunft diskutiert werden. Das 1979 geschlossene Abkommen legt unter anderem Schutzstandards für gefährdete Arten fest. Schweizer Vertretern zufolge strebt das Land eine Neueinstufung der Wölfe an. Ziel: Das Konfliktpotenzial mit Bergbauern und Schafhaltern verringern.
Wie der Luchs?
Statt wie bisher als stark gefährdet sollten sie nun wie der Luchs als gefährdet eingestuft werden. Damit sei es auch möglich, Tiere zu erlegen, um den Bestand unter Kontrolle zu halten.
Keines der eingewanderten Tiere habe sich in der Schweiz fortgepflanzt, so die WWF-Expertin für Raubtiere weiter. «Jeder Abschuss wäre für den hiesigen Bestand eine Katastrophe».
Schweizer Vertreter argumentieren, die Wölfe seien eine Bedrohung vor allem für Schafe von Bergbewohnern. Dem WWF zufolge werden diese jedoch vor allem von Hunden gerissen und nicht von Wölfen.
Durch Jagd und einen Ausbau menschlicher Siedlungen wurde der Wolf in Westeuropa nahezu ausgerottet. In den vergangenen Jahrzehnten siedelten sich einige Tiere jedoch wieder in den Alpen an. Aus Italien kamen im Jahr 1995 einige Wölfe auch in die Schweiz.
swissinfo und Agenturen
Die Konvention zum Schutz der europäischen Wildtiere und natürlichen Lebensräume wurde 1979 in Bern verabschiedet.
Sie wurde von 45 Staaten unterzeichnet, auch von Ländern ausserhalb des Europarates.
Der Wolf wurde in der Schweiz vor 100 Jahren ausgerottet. 1995 tauchte er wieder auf.
Die Schweizer Regierung will den Status des Wolfes verändern.
Statt wie bisher als stark gefährdet sollten Wölfe nun wie der Luchs als gefährdet eingestuft werden. Das erlaubt den Abschuss, wenn ein Wolf zu viele Schafe und Ziegen reisst.
Laut der Umweltorganisation WWF ist dieser Antrag «unbegründet und überflüssig», da ohnehin nur zwei oder drei Tiere in der Schweiz lebten.
Der Schweizer Antrag wird an der 25. Konferenz des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention besprochen. Die Konferenz findet nächste Woche in Strassburg statt.
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