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Zäher Honig lässt die Imker dieses Jahr verzweifeln

Un essaim d'abeilles est photograhié dans une ruche
Keystone / Jean-Christophe Bott

Imkerinnen und Imker in diversen Kantonen kämpfen mit sehr zähem Honig. Schuld ist eine spezielle Lausart, die den Honig fest macht.

Schwer und fest, wie Zement: So ist der Honig dieses Jahr in diversen Kantonen. Besonders stark ist die Ausprägung des Zementhonigs im Kanton Aargau. Er kommt unter anderem aber auch in den Kantonen Schwyz und Luzern vor.

Zementhonig wird innerhalb von wenigen Tagen sehr hart und kann nicht geschleudert werden. Für die betroffenen Imkerinnen und Imker bedeutet die Situation vor allem viel Aufwand und wenig Ertrag. Immerhin: Der Honig bleibt essbar und ist teilweise sogar gefragt.

Honigwabe mit Melezitose, wie der Zementhonig auch genannt wird. Der Honig ist steinhart, statt geschmeidig. Und er ist kaum schleuderbar.
Honigwabe mit Melezitose, wie der Zementhonig auch genannt wird. Der Honig ist steinhart, statt geschmeidig. Und er ist kaum schleuderbar. Wikimedia Commons/Sven Teschke

Wenn Imkerinnen und Imker merken, was in ihren Bienenwaben los ist, ist es oft schon zu spät. «Zementhonig kristallisiert viel schneller. Zuerst freut man sich über den vielen Honig. Dann aber bringt man den Honig beim Schleudern kaum aus den Waben», weiss Edith Meier, Honigobfrau beim Kanton Aargau und selbst Imkerin. Der Ertrag bei Zementhonig sei minim.

Zementhonig wird auch Melezitosehonig genannt. Er stammt vom Honigtau bestimmter Läuse der Rottanne und Lärche. Die Läuse scheiden je nach Art einen Mehrfachzucker aus, Melezitose.

Hat der Honig in der Wabe einen Melezitosegehalt von über 20 Prozent, kann er nicht mehr geschleudert werden. Das Kompetenzzentrum des Bundes für die landwirtschaftliche Forschung, Agroscope, definiert Zementhonig als auskristallisierten Waldhonig mit einem sehr hohen Melezitosegehalt.

Schuld am pickelharten Honig ist eine spezielle Lausart. Sie produziert einen Zucker, der rasch kristallisiert. Diesen tragen die Bienen in ihren Stock. Heuer stelle man mehr dieser Läuse fest als in anderen Jahren. Auch deshalb habe sich das Problem mit dem Zementhonig verstärkt, heisst es zum Beispiel im Aargau.

Gebiete mit Lärchen und Rottannen

Edith Meier hält selber etwa 50 Bienenvölker. Je nach Region sei der Honig in Ordnung. Dort, wo Rottannen in der Nähe der Bienenvölker stehen, hat die Imkerin Zementhonig geerntet. Die speziellen Läuse sind nämlich vor allem auf Rottannen und Lärchen zu Hause.

Die Lausart, die dem Schweizer Honig zusetzt, wohnt auf Lärchen und Rottannen.
Die Lausart, die dem Schweizer Honig zusetzt, wohnt auf Lärchen und Rottannen. Keystone / Gaetan Bally

Im Kanton Schwyz sei vor allem der Waldhonig betroffen, melden verschiedene Medien. Auch im Kanton Solothurn sei das Problem des Zementhonigs dieses Jahr ein Thema, heisst es auf Anfrage bei der zuständigen Fachstelle. Die Schweiz ist mit dem Problem allerdings nicht allein: Auch Imkerinnen und Imker in Süddeutschland und Österreich seien betroffen, heisst es von der Solothurner Fachstelle.

Bienengesundheit leidet

Nicht nur die Imkerinnen und Imker haben keine Freude am Zementhonig. Auch die Bienen selber können leiden. Der Zementhonig eignet sich nämlich nicht als Winterfutter für die Bienen. Die Insekten benötigen zu viel Wasser, um den harten Honig aufzulösen.

Zudem ist Zementhonig für Bienen schwer verdaulich. Er kann bei ihnen Durchfall verursachen und ganze Bienenvölker vernichten. Auch wiesen gewisse Bienen nach dem Verzehr von Zementhonig Bewegungsstörungen auf, schreibt die Schweizer Bienenzeitung zum Phänomen.

Zementhonig essbar und sogar gefragt

Es gibt verschiedene Varianten, um den Honig doch zu ernten. Die bekannteste ist das Erhitzen der Masse. «Man kann den Honig erwärmen. Dann trennen sich Wachs und Honig. Aber der Honig darf nicht zu warm werden, sonst nimmt er Schaden», sagt die Aargauer Honigobfrau Edith Meier. So könne man ihn als Backhonig verwenden. Backhonig ist nicht ganz so hochwertig wie herkömmlicher Honig.

Für Konsumentinnen und Konsumenten ist der Zementhonig 2024 nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. «Geschmacklich ist es ein sehr guter Honig. Es hat Körnchen drin, ähnlich wie Gries. Es gibt Leute, die darauf abfahren», sagt Meier.

Verkaufen lässt sich der Honig also – aber nur nach viel Aufwand bei der Ernte.

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