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Zoo Basel unterstützt Jane Goodall Institut

Jane Goodall nimmt vom Basler Zoo einen Check entgegen. Keystone

Die Britin Jane Goodall, die Pionierin der Schimpansen-Forschung, hat bei einem Besuch im Zoo Basel zu mehr Schutz für bedrohte Menschenaffen aufgerufen.

Vom Basler Zoo erhielt die Verhaltens-Forscherin einen Check im Wert von 10’000 Franken für ein Schimpansen-Projekt in Uganda. Zudem trat Goodall am NATUR-Kongress auf, dem Schweizer Forum für nachhaltige Lebensformen.

Die 73-jährige Jane Goodall ist 300 Tage im Jahr unterwegs. Unermüdlich steht sie im Einsatz für den Schutz der bedrohten Schimpansen und der Umwelt allgemein.

Das Bild, das sie zeichnet, ist düster. «Die Situation ist grimmig», erklärte sie letzten Mittwoch im Zoo Basel im Gespräch mit swissinfo.

«Die grössten Probleme sind der Handel mit Buschfleisch, die kommerziell organisierte Jagd, auch auf Schimpansen. Dazu kommt die Abholzung der Regenwälder. Und mit dem Einzug der Holzfäller werden auch die Lebensräume der Tiere immer kleiner. 1960 gab es noch etwa eine Million Schimpansen, heute sind es höchstens noch 200’000.»

Vorsichtiger Optimismus

Dennoch sieht Goodall auch Grund für vorsichtigen Optimismus, verweist darauf, dass mehrere afrikanische Länder heute Schutzzonen einrichten. So habe Gabun eben erst Flächen ausgewiesen für 13 neue Waldschutz-Reservate. Das internationale Interesse beginne, etwas zu bewirken.

«Wenn wir CO2-Kredite dazu einsetzen könnten, der Abholzung entgegenzuwirken, indem wir die lokale Bevölkerung dafür bezahlen, die Wälder nicht abzuholzen, wäre das ein Weg, Geld in die betroffenen Regionen zu bringen. Man könnte so Gegensteuer geben zu China, das darauf erpicht scheint, auch noch das letzte Holz aus dem Kongo-Becken herauszuholen.»

Und Goodall fügt hinzu: «Es hängt von uns ab. Noch ist es nicht zu spät, wenn wir jetzt die richtigen Schritte unternehmen.»

Arroganz des Menschen

Die Forschung über Schimpansen, aber auch Bemühungen zu deren Schutz haben in den letzten 50 Jahren Fortschritte erzielt. Bis 1960 war über das Verhalten von Schimpansen in deren natürlichem Umfeld fast nichts bekannt gewesen.

Im Juli 1960 zog Jane Goodall in die Wälder von Gombe im heutigen Tansania, um das Verhalten der Schimpansen in freier Natur zu erforschen. Ihre Beobachtung, dass die Schimpansen Werkzeuge herstellten und benutzten, wurde in der Geschichte der Erforschung der Menschenaffen zu einem Meilenstein. Denn bis dahin hatte man geglaubt, nur der Mensch sei zu so etwas fähig.

«Menschen waren so arrogant und glaubten, wir seien ganz speziell und unterschieden uns grundsätzlich von allen andern Tierarten. Das stimmt jedoch nicht», erklärte Goodall in Basel.

Alle grossen Primaten – Gorilla, Schimpanse, Bonobo, Orang-Utan und der Mensch – stammten von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor schätzungsweise 11 bis 16 Millionen Jahren lebte. «In dem Sinne sind wir alle ‹Cousins›.»

Die Entwicklungspfade des Menschen und des gemeinsamen Vorfahren von Schimpanse und Bonobo trennten sich vor fünf bis acht Millionen Jahren. Oder anders gesagt: Ein Mensch und ein Schimpanse hatten also 250’000 Generationen zurück betrachtet einen gemeinsamen Ur-Grossvater, eine gemeinsame Ur-Grossmutter.

Rolle der Zoos

Roland Brodmann, der stellvertretende Basler Zoodirektor, übergab Goodall einen Check über 10’000 Franken für ein Projekt des Goodall Instituts in Uganda. Dabei sollen zwei Waldgebiete, in denen je rund 600 Schimpansen leben, durch einen Korridor miteinander verbunden werden.

Zoo-Kurator Jakob Huber verwies darauf, die Menschenaffen würden vor der Ausrottung stehen. Und Zoos hätten im Kampf für den Erhalt der grossen Primaten eine wichtige Rolle zu spielen.

«In Zoos haben Menschen die Chance, in direkten Kontakt zu kommen mit diesen aussergewöhnlichen Tieren.» Das führe zu starken emotionalen Bindungen, denn die Leute könnten so erleben, wie ähnlich sich Mensch und Menschenaffe seien, sagte Huber.

Und: «Menschen lieben, was sie kennen – und beschützen, was sie lieben.»

Zoos bemühten sich heute immer mehr darum, dem Bild vom Menschenaffen als Zirkusakt mit Bananen entgegenzuwirken. Heute stehe der erzieherische Aspekt im Zentrum der Aufgaben eines Zoos.

Affenhaus erweitern

Der Zoo Basel plant denn auch, das Affenhaus um eine Aussenanlage für seine drei Menschenaffen-Arten (Gorillas, Schimpansen und Bonobos) zu erweitern, die den neusten Erkenntnissen angepasst ist.

Laut Projektleiterin Heidi Rodel haben die drei Arten zwar unterschiedliche Bedürfnisse. Abwechslung und Stimulation seien aber für alle wichtig.

Wenn sie heute durch die Welt reise, sehe sie Fortschritte, sagte Goodall in diesem Zusammenhang. «Immer mehr Zoos bemühen sich, Primaten, aber auch anderen intelligenten Tieren Aufgaben zu geben, sie vor Herausforderungen zu stellen, damit sich die Tiere nicht langweilen.» Diese Bereicherung der Zoo-Umwelt zu sehen, sei erfreulich.

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

1977 gründete Jane Goodall das Jane Goodall Institute für Forschung, Erziehung und Naturschutz zur Unterstützung der Feldstudien über die Schimpansen in freier Natur.

Heute ist die zentrale Mission des Instituts eine nachhaltige Entwicklung. Dabei wird viel Wert darauf gelegt, Menschen als Individuen in Projekte einzubinden, die darauf ausgerichtet sind, die Umwelt für alle Lebewesen zu verbessern.

Das Institut spielt noch heute eine führende Rolle im Einsatz für den Schutz der Schimpansen und deren natürliche Lebensräume. In Afrika betreibt es verschiedene als innovativ geltende Schutz- und Entwicklungs-Projekte unter Einbezug der lokalen Bevölkerung.

Dazu kommt in rund 100 Ländern das Netzwerk «Roots & Shoots» mit ökologischen und sozialen Bildungs-Projekten für Kinder und Jugendliche.

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