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Zahl der Bartgeier in den Alpen kann sich in zehn Jahren verdoppeln

Keystone-SDA

Den Bartgeiern in den Alpen geht es derzeit so gut, dass sich ihr Bestand innerhalb von zehn Jahren auf rund 700 Tiere verdoppeln könnte. Ihre Situation ist aber fragil: Es braucht nur wenige zusätzliche Todesfälle pro Jahr, und die Population würde wieder schrumpfen.

(Keystone-SDA) Dies zeigt eine Studie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, der Stiftung Pro Bartgeier und der Abteilung Conservation Biology der Universität Bern, über die am Dienstag informiert wurde. Der Bartgeier, der sich vor allem von Knochen toter Tiere ernährt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Seit 1986 wird er wieder in den Alpen angesiedelt. In der Schweiz werden die Auswilderungen von der Stiftung Pro Bartgeier durchgeführt.

Die Wiederansiedlung des grössten Vogels der Alpen sei gelungen, teilte die Vogelwarte mit. Die Population habe einen hohen Fortpflanzungserfolg, und die Überlebenswahrscheinlichkeit der Tiere sei hoch. Heute lebten rund 350 Bartgeier in den Alpen.

Vorsicht geboten

Wenn es so weiter gehe, werde sich der Bestand in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, erklärte der Biologe Livio Rey von der Vogelwarte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies hätten die Modellrechnungen gezeigt. Auch wenn es dem Bartgeier derzeit gut gehe, sei aber Vorsicht geboten.

Die Modellrechnungen zeigten nämlich auch, dass es nicht viel braucht, damit die Population wieder schrumpft. Beim aktuellen Bestand von 350 Tieren genügen demnach neun zusätzliche Todesfälle pro Jahr.

Bartgeier haben eine hohe Lebenswartung. Die Chance, dass ein Tier das nächste Jahr überlebe, liege bei über 90 Prozent, sagte Rey.

Potentielle Gefahren beseitigen

Wegen der fragilen Situation der Bartgeier sei es besonders wichtig, potentielle Gefahren zu beseitigen, teilte die Vogelwarte mit. Vor allem der Tod von ausgewachsenen Vögeln könne sich stark auf die Entwicklung der Population auswirken.

Zu den Gefahren gehören etwa Kollisionen mit Leitungen oder Windenergieanlagen, illegal vergiftete Tiere, deren Knochen die Bartgeier fressen oder illegale Abschüsse. Auch Freizeitaktivitäten könnten ein Bartgeierpaar so stark stören, dass es eine Brut abbreche, sagte Rey.

Aus rein demografischen Gründen, wären Auswilderungen von jungen Bartgeiern nicht mehr nötig, wie es in der Studie heisst. Wichtig blieben die Auswilderungen aber, um die genetische Vielfalt zu erhöhen. Diese sei weiterhin tief.

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