Zehntausende Armenier gedenken der Opfer der Massaker vor 95 Jahren
(Keystone-SDA) Eriwan – Zehntausende Armenier haben der Opfer der Massaker an ihren Landsleuten vor 95 Jahren gedacht. In einer Prozession marschierten sie in der Hauptstadt Eriwan zu einem Mahnmal für die Opfer der Verbrechen im Osmanischen Reich, um Blumen niederzulegen.
Bei einer feierlichen Zeremonie bekräftigte Präsident Sersch Sarkisian die armenische Forderung nach internationaler Anerkennung der Massaker als Völkermord.
Er danke all denen, «die in so vielen Ländern, auch der Türkei, (…) in diesem Kampf mit uns stehen», sagte Sarkisian. Es gebe «keine Alternative» zur Anerkennung des Genozids.
In Istanbul brach die Menschenrechtsorganisation IHD mit einem Tabu und organisierte erstmals eine Gedenkveranstaltung auf türkischem Boden.
Die Demonstranten erinnerten an 220 armenische Intellektuelle und Gemeindevertreter, die von den Behörden des Osmanischen Reichs am 24. April 1915 im damaligen Konstantinopel festgenommen wurden. Die Festnahme gilt als Anfang der Verbrechen an den Armeniern.
Unter der Parole «Nie wieder» zogen etwa hundert Teilnehmer des Gedenkmarsches zum Bahnhof Haydarpasa, von dem aus vor 95 Jahren die ersten Armenier deportiert worden waren.
Die Demonstranten erinnerten mit Schwarz-Weiss-Fotografien an die armenischen Opfer und wurden von einem Grossaufgebot der türkischen Polizei begleitet. Eine Gegendemonstration wurde von der Polizei auf Abstand gehalten.
Armenien gedenkt jedes Jahr am 24. April der Opfer der Massaker – in der Schweiz gedenken dieses Jahr die Aramäer im Kloster Mor Avgin von Arth SZ ihrer Landsleute, die zusammen mit den Armeniern umkamen, wie es in einer Mitteilung ihrer Föderation heisst.
Auch US-Präsident Barack Obama beklagte das Massaker an den Armeniern. Dabei vermied er aber den heiklen Begriff «Völkermord». Die Ereignisse in den Jahren 1915 bis 1917 zählten zu den «schlimmsten Gräueln des 20. Jahrhunderts», sagte Obama bei einer kurzen Ansprache zu dem armenischen Gedenktag.