Zuwanderung polarisiert Meinungen in der Schweiz besonders stark
Die Zuwanderung, die Unterstützung der Ukraine und Pandemiemassnahmen polarisieren die Meinungen und Emotionen in der Schweiz besonders stark. Dies zeigt eine am Montag veröffentlichte Befragung bei 2500 Stimmberechtigten in der Deutschschweiz und der Romandie.
(Keystone-SDA) 70 Prozent der Befragten empfinden, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in den letzten Jahren abgenommen hat. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wünsche sich eine Beschränkung der Zuwanderung, teilten der Think Tank Pro Futuris der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und die Stiftung Mercator am Montag mit. Ein grosser Teil der Schweizerinnen und Schweizer begegne Personen, die sich für eine Erleichterung der Zuwanderung aussprechen mit starken Antipathien.
Mehr als die Hälfte der Stimmbevölkerung sei der Meinung, dass Einschränkungen der individuellen Freiheit zur Bekämpfung von Pandemien notwendig seien. Ein Viertel lehne solche Einschränkungen ab, hiess es weiter.
Emotional am wenigsten stark polarisiert sei die Bevölkerung bei der Ausgestaltung des Sozialstaats, der Gleichstellung von Frauen und dem Schutz sexueller Minderheiten. Dem Sozialstaat und der Gleichstellung messe die Bevölkerung hohe Bedeutung zu. «Mehr Menschen wünschen sich einen Ausbau als einen Abbau sozialstaatlicher Leistungen, dies auch zum Preis von höheren Steuern», schrieb Pro Futuris.
Wählende der SVP und der SP seien im Schnitt eher emotional, polarisiert und zeigten Antipathien gegenüber der Gegenposition. Ebenso seien ältere Generationen und politisch aktive Menschen eher stark affektiv polarisiert.
Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und ein hohes Vertrauen in Regierung und Medien haben, sind laut der Befragung weniger stark affektiv polarisiert. SVP-Wählende schätzen sich im Vergleich zu anderen Parteiwählern am wenigsten kompromissbereit ein. Die höchste Kompromissbereitschaft weisen gemäss der Befragung jüngere Menschen auf.