Zwischen Luxusflug und Quarantäne
(Keystone-SDA) 26 Pferde allein für die Schweizer Equipe werden in diesem Monat in die USA nach Tryon zu den Weltreiterspielen verfrachtet – für die Pferde ein Genuss, für die Logistiker im Verband harte Arbeit.
Die Tiere verkraften den Flug im Business-Class-Container besser als manch ein Reiter im Economy-Sessel. Die Pferde der Spitzenreiter kennen zwei Transport-Möglichkeiten: den Truck oder den Container im Flugzeug. Hätten die Tiere die Wahl, sie würden sich für die Reise über den Wolken entscheiden, weil sie weniger wackelig ausfällt als auf der Landstrasse.
Der Start und die Landung sind für die Pferde zwar anstrengend, da müssen sie ausbalancieren. Deshalb heben die Piloten der Transportmaschinen im Vergleich zu ihren Kollegen der Passagierflugzeuge in einem flacheren Winkel ab und setzen nach einem ewig lange dauernden Sinkflug auch sanfter auf. Während des Fluges sind die Pferde aber ruhig und entspannt. Sie finden grosszügige Platzverhältnisse vor. Auch der Catering-Service ist mit Wasser – rund 40 Liter sollten die Tiere trinken – , Heu und Karotten der Business-Klasse würdig. Für die bis zu 15’000 Franken pro Tier darf das Angebot auch stimmen. Ein Tierarzt und Pflegepersonal weilen ebenfalls an Bord. Pro Pferd kommen auch noch rund 200 kg Material in den Flieger. So auch das Kraftfutter für den Aufenthalt in Tryon, das je nach Disziplin und Pferd zwischen 20 und 150 kg beträgt.
42 Stunden Quarantäne
Um die Fahrt im Truck kommen die Pferde aber nicht herum. Der Take-off erfolgt in Lüttich in Belgien, wo die für Pferdetransporte spezialisierte Firma ihre Flugzeuge oft starten lässt. Nach der Landung in Greenville steht ein kurzer Transport zur Wettkampfanlage an, wo die Pferde in speziellen Stallungen 42 Stunden in Quarantäne bleiben müssen. In dieser Zeit werden die gesundheitlichen Parameter der Tiere engmaschig kontrolliert – die Körpertemperatur wird gemessen, die Atmung beobachtet oder überprüft, ob Ausfluss aus den Nüstern oder Husten auftritt. Werden keine Krankheitssymptome sichtbar, folgt der Trott hinüber zu den Wettkampf-Stallungen.
Evelyne Niklaus amtet bereits seit zwölf Jahren als Sportmanager im Verband. Sie spricht von einer der aufwändigsten Entsendungen. Die Destination Übersee, die acht Disziplinen und die kurzfristige Verschiebung der Weltmeisterschaften von Bromont in Kanada nach Tryon erschweren die Aufgabe.
Im Gegensatz zu den Olympischen Spielen übernimmt der Veranstalter nur einen geringen Kostenanteil am Pferdetransport. Das Budget von einer Million Franken für die 26 Pferde und die rund hundertköpfige Delegation kann aber eingehalten werden – auch deshalb, weil das Reining und die Para-Equestrian Dressage nicht beschickt werden.
Der Aufwand, um Reiter und Pferd den Start zu ermöglichen, ist beträchtlich und nimmt mit Blick auf die anderen Nationen schon gigantische Ausmasse an. Die Schweiz stellt ja nur 26 der rund 820 Pferde aus über 70 Ländern.