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BAK-Direktorin Carine Bachmann und ihre «historische Verantwortung»

"Ich habe wahnsinnig viel Freude": Drei Monate nach ihrem Amtsantritt als neue BAK-Direktorin hat Carine Bachmann gegenüber Radio SRF 2 Kultur eine erste Bilanz gezogen. Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE sda-ats

(Keystone-SDA) Drei Monate nach ihrem Amtsantritt hat die neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur (BAK), Carine Bachmann, im «Kultur-Talk» von Radio SRF 2 Kultur eine erste Bilanz gezogen. Sie ist voller Hoffnung auf eine partnerschaftliche und ambitiöse Kulturpolitik.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse von Carine Bachmann seit ihrem Amtsantritt am 1. Februar 2022: «Ich habe seit dem ersten Tag wahnsinnig viel Freude und bin sehr, sehr motiviert», sagte sie am Mittwoch im Interview mit SRF 2 Kultur. Sie sei ohne Zweifel «im richtigen Job».

Auf die Frage, wie schwierig es gewesen sei, das Amt als BAK-Direktorin während der Pandemie zu starten, meint sie, dass nicht der Start massgebend sei, «sondern was man aus einer Situation macht.» Und diesbezüglich ist die Nachfolgerin von Isabelle Chassot voller Zuversicht.

Sie sieht die zwei letzten Jahre sogar als Chance, denn gewisse Probleme, mit der die Kulturbranche schon davor zu kämpfen hatte, seien aufgedeckt und sehr viel klarer geworden. Sie sehe sich in ihrer Funktion nun in einer «fast historischen Verantwortung», diese «klar identifizierten Problematiken» anzugehen. Und zwar im Dialog mit den Kantonen, den Städten und Gemeinden, privaten Kulturfinanzierern sowie Kulturorganisationen. «Die Lösungen, die wir suchen müssen, können nur partnerschaftlich sein.»

Förderung der Entwicklungsarbeit

Ein Stichwort sind etwa die Arbeitsverhältnisse unabhängiger und freischaffender Kulturschaffender, die schon vor der Pandemie «fragil» gewesen seien, wie Bachmann sagt. Während die Institutionen ihren Produktionsapparat in der Krise mehr oder weniger hätten halten können, hätten Menschen in «atypischen Geschäftsformen, «in Berufen, die man gerne vergisst», sehr gelitten.

Deren Stellen gelte es zu sichern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagt die BAK-Direktorin weiter. Sie gehörten schliesslich zum «kreativen Kapital der Schweiz». Zu klären sei also zum einen die Einkommensfrage. Diesbezüglich diskutiere man derzeit über verbindliche Tarife oder zumindest explizite Lohnempfehlungen.

Andere Überlegungen gehen in Richtung Kulturunterstützung. So wolle man nicht mehr nur Endprodukte wie beispielsweise das Theaterstück unterstützen, sondern auch Recherchen und konzeptionelle Arbeiten, so Bachmann. Diese Entwicklung habe eigentlich schon während der Pandemie angefangen, als Kantone, Städte und Gemeinden mehr Residenzen angeboten hätten, die eben genau die Forschungs- und Entwicklungsarbeit unterstützen.

Was ist Kultur überhaupt?

«Das Hauptziel der Kulturpolitik», fasst Carine Bachmann zusammen, «ist die Ermöglichung des künstlerischen Schaffens und der künstlerischen Freiheit». Im Bezug auf die Weiterentwicklung der kulturellen Teilhabe, die danach fragt, in welcher Form und in welchem Ausmass das Publikum die kulturellen Angebote auch nutzen kann, stellt die neue BAK-Direktorin einen «radikalen Paradigmenwechsel» fest.

Während man bisher von Kulturvermittlung gesprochen habe, von der Frage also, wie man dem Publikum die Kultur erklärt, stelle man heute Fragen wie: Was ist Kultur überhaupt? Wer definiert sie und wer entscheidet, welche Kultur subventionierungswürdig ist?

Das Bundesamt für Kultur habe diesen neuen Ansatz in den letzten Jahren aufs Parkett gebracht. Nach der Pandemie spürt Bachmann nun eine gewisse Erwartungshaltung von Seiten der Partnerinnen und Partnern, dass der Bund in dieser Diskussion weiterhin eine Moderations- und Koordinationsfunktion wahrnehme.

Und damit kehrt sie zu einem positiven Aspekt der Pandemie zurück. «Die Absenz der Kultur hat zu einer Art neuem Bewusstsein dafür geführt, wie wichtig die Kultur für eine Gesellschaft ist», so Bachmann. Diese Grunderkenntnis ermögliche nun, einen Schritt weiter zu gehen und gemeinschaftlich eine neue, «ambitiöse Kulturpolitik» zu schaffen.

Carine Bachmann hat Sozialpsychologie, Filmwissenschaft und Völkerrecht studiert und ein CAS in Ökonomie und Regulierungsrecht in der Tasche. Sie begann ihre Karriere als Programmleiterin des internationalen Film- und Videofestivals Viper in Luzern, war als Kommunikationsverantwortliche und Projektleiterin in verschiedenen Nichtregierungsorganisationen tätig und leitete Cimera, eine Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und Konfliktprävention im Kaukasus und in Zentralasien. Die 54-Jährige ist im Aargau aufgewachsen, zweisprachig, verheiratet und hat drei Kinder.

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