Bayern München zeigt Dortmund den Meister
(Keystone-SDA) Bayern München deklassiert Borussia Dortmund im Bundesliga-Spitzenspiel. Der Meister setzt sich gegen den entthronten Leader mit 5:0 durch.
Noch ist nichts verloren für Lucien Favres Dortmund. Das ist die gute Neuigkeit nach dem Gastspiel in München. Die Ausgangslage, um den Serienmeister nach sechs gewonnen Trophäen zu stoppen, ist weiterhin gut. Der Rückstand beträgt bei noch sechs ausstehenden Runden nur einen Punkt. Doch wenn man das 100. Duell zwischen den beiden Mannschaften als Massstab nimmt, heisst die Nummer 1 in Deutschland ohne Wenn und Aber Bayern München.
«Wir haben heute eine Lehrstunde erhalten», gestand Favre. «Bayern München war viel, viel besser.» Noch klarer äusserte sich Marco Reus, der Captain der Dortmunder: «Wir haben katastrophal gespielt. Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung dafür. So dürfen wir nicht auftreten, wir waren heute ganz klar die schlechtere Mannschaft.»
Wenige Tage nach dem mühevollen 5:4 im Cup-Viertelfinal gegen den Zweitligisten Heidenheim nahm Bayern München seinen gefährlichsten Konkurrenten nach allen Regeln der Kunst auseinander. Der 28-fache Meister war in allen Belangen besser als das fragile Dortmund. Die Münchner fuhren in der ersten Halbzeit einen Angriff nach dem anderen, erspielten sich Chance um Chance gegen den jungen BVB, der in der 6. Minute seine beste Aktion präsentiert. Mahmoud Dahoud traf nur den Pfosten.
Danach leiteten zwei ehemalige Dortmunder den Untergang der Gäste ein. Mats Hummels traf in der 10. Minute nach einem Eckball mit dem Kopf, und Robert Lewandowski doppelte nach einem Fehler von Dan-Axel Zagadou mit seinem 200. Bundesliga-Treffer in der 17. Minute nach. Dass die weiteren Treffer der ersten Halbzeit erst nach der 40. Minute fielen, lag an der Latte (beim Kopfball von Thomas Müller), an Goalie Roman Bürki (bei einer weiteren Chance von Hummels) und an der etwas gedrosselten Geschwindigkeit im Kombinationsspiel der Bayern. Javi Martinez und Serge Gnabry sorgten dann doch noch vor der Pause für die frühzeitige Entscheidung im Spitzenspiel. Lewandowski gelang in der 88. Minute mit seinem zweiten Treffer noch das 5:0.
Der Sieg wird nicht zuletzt Trainer Niko Kovac guttun. Ihm wird seit Monaten vorgeworfen, dass seine Mannschaft gegen die starken Widersacher nicht gewinnen kann. Nun hat der Kroate das Gegenteil bewiesen, ihm ist es gelungen, seine Spieler perfekt einzustellen. Die Kritik wird nun Favre treffen. Schon zur Pause wurden Fragen aufgeworfen, etwa wieso es Mario Götze nicht in die Startformation schaffte, oder Lukasz Piszczek nach seiner langen Verletzungspause zum Einsatz kam.
Favre wollte nicht auf die Diskussionen um seine Taktik und seine personellen Entscheide eingehen: «Nach dem Spiel ist es immer einfach zu sagen, es sei keine gute Idee gewesen.» Seine Mannschaft müsse sich nun auf den nächsten Match gegen Mainz konzentrieren. Manuel Akanji, Chef der überforderten BVB-Abwehr, erinnerte daran, dass die Saison noch nicht vorbei ist. «Aber wenn wir weiter solche Leistungen zeigen wie heute, dann ist das Meisterrennen gelaufen.»
Steffen trifft doppelt
Renato Steffen schoss Wolfsburg mit zwei Toren zum 3:1-Sieg gegen Schlusslicht Hannover. Nach einer halben Stunde und nur zwei Minuten nach der Führung von Hannover glich Renato Steffen zum 1:1 aus. Der 1,70 grosse Aargauer stellte sich beim Kopfballduell im Strafraum geschickter an als sein 15 Zentimeter grösserer Gegenspieler Kevin Wimmer und beförderte den Ball mit dem Hinterkopf ins Netz.
Typischer für den sechsfachen Schweizer Internationalen war dann der Siegtreffer in der 71. Minute: Ideal lanciert schloss Steffen allein vor dem Goalie sicher ab und feierte seinen ersten «Doppelpack» für Wolfsburg. Letztmals hatte er vor fast genau drei Jahren mehr als ein Tor in einem Spiel erzielt – bei einem 7:0-Sieg mit dem FC Basel in St. Gallen. Dank dem Pflichtsieg beim seit sieben Partien punktelosen Hannover liegt Wolfsburg nun zumindest bis Sonntag auf einem Europa-League-Platz.
Schalke, das in dieser Saison in der Champions League stand, bezog eine weitere bittere Niederlage. In der 99. Minute besiegelte Luka Jovic die 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Der Serbe verwertete nach langem Videostudium einen Handspenalty. Die Schalker waren durch Suat Serdar in der 21. Minute zum 1:1 gekommen, nachdem Frankfurts Goalie Kevin Trapp einen Kopfball von Breel Embolo nur ungenügend abgewehrt hatte. Der Vorsprung von Schalke auf den Barrageplatz, den Stuttgart (1:1 gegen Nürnberg) inne hat, beträgt fünf Punkte.
Die Eintracht Frankfurt festigte ihren Platz in den Top 4, zu der auch Leipzig gehört. Der drittplatzierte RB Leipzig gewann nach 1:2-Pausenrückstand in Leverkusen mit 4:2. Timo Werner, Emil Forsberg und der ehemalige Sittener Matheus Cunha trafen nach der Pause für die Sachsen, die seit 12 Partien ungeschlagen sind. Leverkusen war dank zwei Toren von Kai Havertz mit dem Vorteil in die Pause gegangen und kurz nach dem Seitenwechsel vermeintlich mit 3:1 in Führung gegangen. Der Treffer von Leon Bailey wurde nachträglich wegen Abseits aberkannt.
Resultate und Tabelle:
Bayern München – Dortmund 5:0 (4:0). – 72’000 Zuschauer. – Tore: 10. Hummels 1:0. 17. Lewandowski 2:0. 41. Martinez 3:0. 43. Gnabry 4:0. 89. Lewandowski 5:0. – Bemerkungen: Dortmund mit Bürki und Akanji, ohne Hitz (Ersatz).
Hertha Berlin – Fortuna Düsseldorf 1:2 (1:1). – 28’845 Zuschauer. – Tore: 35. Raman 0:1. 41. Grujic 1:1. 61. Raman 1:2. – Bemerkungen: Hertha Berlin ohne Lustenberger (verletzt).
Schalke – Eintracht Frankfurt 1:2 (1:1). – 61’842 Zuschauer. – Tore: 13. Rebic 0:1. 21. Serdar 1:1. 99. Jovic (Handspenalty) 1:2. – Bemerkungen: Schalke mit Embolo (bis 66.). Eintracht Frankfurt mit Fernandes. 94. Gelb-Rote Karte gegen Serdar (Schalke).
Leverkusen – Leipzig 2:4 (2:1). – 28’845 Zuschauer. – Tore: 11. Havertz (Foulpenalty) 1:0. 17. Sabitzer 1:1. 23. Havertz 2:1. 64. Werner 2:2. 71. Forsberg 2:3. 83. Cunha 2:4. – Bemerkungen: Leipzig ohne Mvogo (Ersatz).
Stuttgart – Nürnberg 1:1 (0:1). – 58’757 Zuschauer. – Tore: 42. Pereira 0:1. 75. Kabak 1:1. – Bemerkungen: Stuttgart mit Zuber.
Wolfsburg – Hannover 3:1 (1:1). – 23’512 Zuschauer. – Tore: 30. Weydandt 0:1. 32. Steffen 1:1. 71. Steffen 2:1. 78. Roussillon 3:1. – Bemerkungen: Wolfsburg mit Mehmedi (bis 85.) und Steffen (bis 77.). Hannover mit Schwegler.
Freitag: Mainz 05 – SC Freiburg 5:0. – Samstag: Bayern München – Borussia Dortmund 5:0. – Sonntag: Augsburg – Hoffenheim 15.30. Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 18.00.
1. Bayern München 28/64 (74:28). 2. Borussia Dortmund 28/63 (66:35). 3. RB Leipzig 28/55 (53:22). 4. Eintracht Frankfurt 28/52 (56:31). 5. Borussia Mönchengladbach 27/47 (46:34). 6. Wolfsburg 28/45 (47:42). 7. Werder Bremen 27/42 (49:39). 8. Bayer Leverkusen 28/42 (50:48). 9. Hoffenheim 27/41 (54:39). 10. Fortuna Düsseldorf 28/37 (38:52). 11. Hertha Berlin 28/35 (41:46). 12. Mainz 05 28/33 (33:48). 13. SC Freiburg 28/32 (38:48). 14. Schalke 04 28/26 (29:46). 15. Augsburg 27/25 (37:50). 16. VfB Stuttgart 28/21 (27:60). 17. 1. FC Nürnberg 28/17 (23:53). 18. Hannover 96 28/14 (25:65).