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2:1 für Swissair-Fallschirm

Drei von vier Regierungsparteien sind für den goldenen Staats-Fallschirm für die Schweizer Luftfahrt. pizza-air

An den Delegierten-Versammlungen der FDP, CVP und SVP äusserten die Partei-Präsidenten unterschiedliche Ansichten zum Swissair-Debakel.

Das Krisenmanagement zwischen Bund und Wirtschaft sei verbesserungswürdig, sagte Gerold Bührer, Parteipräsident der Freisinnigen (FDP) am Samstag in Schaffhausen vor den Delegierten und forderte, dass bezüglich der nicht funktionierenden Kommunikation Lehren gezogen werden müssten.

«Der GAU mit dem Grounding hätte im Interesse des Landes vermieden werden sollen», sagte er. Es könne nicht angehen, dass in Krisensituationen wegen mangelnder Kommunikation derartige Schäden entstünden. Schliesslich stehe der Ruf des Landes auf dem Spiel.

Bundesrat Kaspar Villiger zeigte sich in Schaffhausen zuversichtlich, dass es gelingen würde, das Geld für eine neue nationale Airline bis am Montag aufzutreiben. Die Chance sei grösser als 50%. Der Bund dürfe sich allerdings nur an der neuen Schweizer Airline beteiligen, um das öffentliche Interesse zu wahren.

SVP spricht vom «FDP-Filz»

Ganz anderer Ansicht ist da SVP-Parteipräsident Ueli Maurer. Vor den SVP-Delegierten in Freiburg sagte Maurer, der 17-Milliarden-Schuldenberg des Swissairkonzerns sei nicht über Nacht entstanden, sondern sei die Folge von Fehlentscheidungen eines überforderten Managements.

Dafür machte Maurer den – wie er sich ausdrückte – «freisinnigen Wirtschaftsfilz» verantwortlich. Es sei nun geradezu peinlich, wenn die Partei nach Bundeshilfe rufe.

Maurer warnte davor, die Steuerzahler nun unter emotionalem Druck in die Pflicht nehmen zu wollen. Die Schweiz brauche weltweite Flugverbindungen. Dazu sei nicht zwingend eine nationale Fluglinie nötig, sagte Maurer und unterstrich die Haltung der SVP, keine Bundesmittel in die marode Fluglinie zu stecken.

CVP fordert PUK

Parteipräsident Philipp Stähelin und der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi übten an der CVP-Delegierten-Versammlung in Bern harte Kritik an den Fehlern der Vergangenheit, die zum Desaster der Swissair geführt hatten. Es brauche eine parlamentarische Untersuchungs-Kommission (PUK), die Licht ins Dunkel bringe.

Stähelin verteidigte aber die Idee der Bundeshilfe. Er verwies auf die aktive Rolle seiner Partei in der Swissair-Krise. Die CVP habe sich hier, frei von ideologischen Gräben, für Lösungen eingesetzt und sei, zusammen mit SP und FDP, für ein Engagement des Bundes eingetreten.

Die SVP dagegen habe sich mit ihrem «Njet» aus dem Prozess «schlicht verabschiedet».

Kleiner Aufmarsch bei Demonstration

In der Stadt Zürich haben am Samstagnachmittag rund 500 Personen für die Swissair und deren angegliederte Unternehmen demonstriert. Der Aufmarsch blieb deutlich unter den Erwartungen des Aktions-Komitees Pro Swissair, das im Vorfeld von mehreren tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgegangen war.

Die Botschaft des Aktions-Komitees Pro-Swissair lautet: Die Swissair kann gerettet werden.

swissinfo und Agenturen

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