Auf emissionsfreiem Weg nach Cancún
Am Dienstag machten gleich zwei emissionsfreie Globetrotter in Cancún Halt: Das vom Schweizer Louis Palmer organisierte Zero Race mit seinen strom- und solarbetriebenen Fahrzeugen und das Schweizer Solarboot MS Tûranor PlanetSolar.
Die strom- und solarbetriebenen Fahrzeuge, die im Rahmen des Zero Race in 80 Tagen um die Welt fahren, wurden bei ihrer Ankunft in Cancún vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen(UNEP) begeistert empfangen. Heute sei ein denkwürdiger Tag, sagte UNEP-Kommunikationsdirektor Satinder Bindra.
«Eine grosse Nachricht wird an den Verhandlungstisch in Cancún gebracht. Diese Pioniere und Unternehmer haben bewiesen, dass Technologien und Lösungen bestehen. Was es jetzt braucht, ist der politischer Wille, diese umzusetzen.»
Auch der Organisator des Zero Race, der Schweizer Louis Palmer, brauchte grosse Worte: «Das ist die Zukunft: Elektrische Mobilität, betrieben mit erneuerbaren Energien.»
Die Rennfahrzeuge, zwei Autos und ein Motorrad, würden überall die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, erzählt Palmer, der die Welt vor zwei Jahren in einem Solartaxi umrundete. «Alle, die die Autos sehen, sagen: ‹Das ist die Zukunft›. Wenn wir den Leuten dann noch erklären, dass die Autos mit einer Batterieladung 250 Kilometer weit fahren können, sind sie begeistert.»
Mit seinem Zwischenhalt bringt Palmer auch eine Botschaft an die Klimakonferenz in Cancún: «Die entsprechenden Technologien bestehen. Was auch immer in Cancún beschlossen wird, dies ist die Technologie der Zukunft. Ich wünsche mir, dass die Delegationen einige Entscheidungen treffen, um unseren Planeten zu retten.»
«Sichtbarer Beweis»
Im Norden von Cancún traf gleichzeitig das weltweit grösste Solarboot MS Tûranor PlanetSolar ein, nachdem es vor 61 Tagen in Monaco zu einer Weltumsegelung gestartet war. Der Schweizer Katamaran soll am Mittwoch am Weltklimagipfel in Cancún vorfahren.
Der Bau des allein mit Sonnenenergie angetriebenen Boots kostete rund 16,6 Mio. Franken. Zu den Projektpartnern gehört das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Die Crew sei froh, in Cancún angekommen zu sein, nachdem sie in den letzten Wochen mit starken Strömungen und ungünstige Winde zu kämpfen hatte, sagte der Westschweizer Projektgründer Raphaël Domjan.
Für die Crew des Solarbootes ist der Halt in Cancún «ein sichtbarer Beweis für eine effiziente und zukunftsorientierte Nutzung der Solartechnologie, mit der ein Beitrag an die Verbesserung des Klimas geleistet werden kann.»
Anreize schaffen
Laut UNEP ist es dringend notwendig, einen Weg zu finden, um trotz zunehmender Mobilität eine Reduktion von CO2-Emissionen zu erreichen.
Technologien für elektronische Autos müssten nutzbar gemacht und Anreize für saubere Energie geschaffen werden, so die UNEP.
Der Transportsektor ist für rund einen Viertel aller enegiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich. Diese Zahl wird sich laut UNEP bis 2050 auf einen Drittel erhöhen.
Laut Schätzungen wird es in 40 Jahren weltweit drei Mal mehr Fahrzeuge geben als heute, wobei über 80% dieser Zunahme auf die Entwicklungsländer entfallen.
«Autos mit CO2-Ausstoss sind Auslaufmodell»
Die Energieeffizienz ist ein grosses Thema an der Klimakonferenz in Cancún. So führt etwa der mexikanische Energieminister am Mittwoch eine Diskussion zum Thema «Energieeffizienz: Die Gelegenheit nutzen».
Weiter präsentiert die Internationale Energieagentur (IEA) die letzte Untersuchung über die Energieversorgung. Es brauche eine ambitiöse Mischung aus politischen und technologischen Massnahmen, um den weltweiten CO2-Ausstoss in den nächsten Jahrzehnten zu reduzieren, so die Energieagentur.
Nach Ansicht der Agentur ist es möglich, den Trend zu wachsendem CO2-Ausstoss im Transportbereich umzukehren und die Verwendung fossiler Brennstoffe bis 2050 zu reduzieren – insbesondere durch die Nutzung effizienter und fortschrittlicher Technologien wie etwa elektrische und Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge. Es sei an den Wirtschaftsmächten hier zu investieren, so die Agentur.
Jedes Land müsse seine Hausaufgaben machen, sagte Nobuo Tanaka, der IEA-Chef gegenüber swissinfo.ch. In China, das weltweit den grössten CO2-Ausstoss aufweist, sollten bis 2050 insgesamt 50 Prozent aller Fahrzeugverkäufe Elektrik- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge sein, um das Ziel des «Copenhagen Accords» zu erreichen, die Erderwärmung auf weniger als 2 Grad Celcius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
«Autos mit Verbrennungsmotoren sind ein Auslaufmodell», sagt Nobuo Tanaka. Für ihn ist klar: «All diese neuen Fahrzeugtechnologien sind äusserst notwendig.» Eine globale Einigung in Bezug auf die CO2-Emissions-Reduktionsziele sei immer eine grosse Herausforderung. «Cancún kann dabei helfen, indem dort gewisse Prioritäten gesetzt werden, wie etwa die Förderung von Autos mit tiefen CO2-Ausstoss.»
Gemessen am CO2-Ausstoss, dessen Entwicklung und der eigenen Klimapolitik liegt die Schweiz auf dem 13. Platz der Bestenliste von «Climate Action Network Europe» und der NGO «Germanwatch».
Allein gemessen an der Entwicklung des CO2-Ausstosses hat die Schweiz zwei Ränge eingebüsst und liegt nun auf dem 20. Rang, und auf dem 27. Rang für die Klimapolitik.
Die Plätze 1 bis 3 der globalen Bestenliste wurden nicht vergeben, weil kein Land ein zufriedenstellendes Resultat erzielt.
Brasilien, Schweden und Norwegen belegen die Plätze 4 bis 6. Australien, Kasachstan und Saudi Arabien liegen am Ende der Rangliste.
(Übertragung aus dem Englischen: Corinne Buchser)
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch