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Couchepin würdigt Hitler-Attentäter

Von den Nazis exekutiert: Maurice Bavaud. Keystone

Vor 70 Jahren versuchte der Neuenburger Priesterseminarist Maurice Bavaud, Hitler zu töten. Nun hat Bundespräsident Pascal Couchepin Bavaud in einer offiziellen Erklärung gewürdigt. Aus heutiger Sicht hätten sich die Schweizer Behörden damals zu wenig für den Attentäter eingesetzt.

In seiner Erklärung schreibt der Bundespräsident, Bavaud habe wohl das Verhängnis vorausgeahnt, das Adolf Hitler über die ganze Welt gebracht habe. Der Neuenburger Priesterseminarist verdiene damit Erinnerung und Anerkennung.

Die Schweiz habe damals von einer Intervention gegenüber den Deutschen Behörden zur Rettung des Attentäters abgesehen.

Mit seiner Verlautbarung erfüllt der Bundesrat eine Motion des sozialdemokratischen Nationalrats Paul Rechsteiner, der aus Anlass des 70. Jahrestages des gescheiterten Attentates eine Erklärung gefordert hatte. Denn eine eigentliche Rehabilitierung von Maurice Bavaud habe nie stattgefunden, hielt Rechsteiner fest.

Stoff für die Schulen

Der Schweizer Gesandte in Berlin habe das Attentat als «verabscheuungswürdige Tat» abgestempelt und sich geweigert, Bavaud zu besuchen oder sich für ihn einzusetzen, empörte sich Rechsteiner. Gegen den Vorschlag, Bavaud gegen einen deutschen Spion auszutauschen, habe das Militärdepartement sein Veto eingelegt.

Es sei eine «Schande», dass «die Schweizer Behörden Bavaud erst jetzt die ihm gebührende Ehre erweisen», sagte Rechsteiner gegenüber swissinfo. «Die Schweiz kann stolz sein auf ihn. Seine Geschichte muss in der Schule erzählt werden.»

Im Stich gelassen

Am 9. November 1938 hatte Bavaud vergeblich versucht, Hitler in München anlässlich eines Aufmarsches der Nazis vor der Feldherrenhalle mit einem Revolver zu töten. Eine Woche später wurde er verhaftet. Am 18. Dezember 1938 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und im Gefängnis Berlin-Plötzensee guillotiniert.

Aus Dokumenten ging später hervor, dass die Schweizer Behörden Bavaud nicht nur im Stich gelassen, sondern auf Ersuchen der Gestapo bei ehemaligen Seminar-Kollegen sogar gegen ihn ermittelt hatten. Der Urteilsspruch, der Bavauds Verurteilung zum Tod besiegelt hatte, wurde 1956 durch die deutsche Justiz annulliert.

Kalt in Brandenburg

Die Schriftsteller Rolf Hochhuth und Niklaus Meienberg machten im Buch «Tell38» respektive im Film «Es ist kalt in Brandenburg» in den 1980er-Jahren auf das Schicksal Bavauds aufmerksam. Ein «Comité Maurice Bavaud» fordert seit Jahren von der Eidgenossenschaft eine formelle Entschuldigung.

Der Bundesrat räumte 1989 in einem Brief an die Familie Bavaud Unterlassungen der damaligen Behörden ein und drückte sein Bedauern darüber aus. 1998 unterstrich die Landesregierung, Bavaud verdiene Anerkennung und «einen Platz in unserem Gedächtnis».

swissinfo und Agenturen

Maurice Bavaud wurde am 15. Januar 1916 in Neuenburg geboren.

Nach dem Besuch einer katholischen Privatschule absolvierte er auf Druck seines Vaters eine Lehre als technischer Zeichner.

Während dreier Jahre bildete er sich anschliessend in der Bretagne zum Missionar aus. Als 22-jähriger brach Bavaud die Ausbildung ab und kehrte 1938 in die Schweiz zurück.

Am 9. Oktober 1938 reiste er nach Deutschland und hielt sich in Berchtesgaden und München auf. Dort versuchte er am 9. November 1938, Adolf Hitler zu erschiessen.

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