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CVP: Wahl von Christophe Darbellay zum Präsidenten

Bundesrätin Doris Leuthard gratuliert ihrem Nachfolger Christophe Darbellay. Keystone

An der Delegierten-Versammlung der Christlichdemokratischen Volkspartei in Aadorf im Thurgau hat der Walliser Nationalrat 214 von 218 Stimmen erhalten.

Die CVP unterstützt die Kohäsions-Milliarde für die neuen EU-Länder (Osthilfe) und die Harmonisierung der Kinderzulagen, über die im November abgestimmt wird.

Christophe Darbellay wurde am Samstag von der Parteibasis in Aadorf erwartungsgemäss zum Nachfolger von Doris Leuthard gewählt. Die Wahl von Darbellay war angesichts der klaren Ausgangslage nur noch eine Formsache.

Als einziger Kandidat, der von der parteiinternen Findungskommission offiziell vorgeschlagen worden war, erhielt er in einer geheimen Abstimmung 214 von 218 Stimmen.

Zwei Stimmen entfielen auf «Verschiedene», je ein Stimmzettel war ungültig beziehungsweise leer. Nach der Wahl bedankte sich der politische Senkrechtstarter aus Martigny für das Glanzresultat, mit dem ihm die Parteibasis – gut ein Jahr vor den eidgenössischen Wahlen – das Ruder überlässt.

Kein starres Politschema

Er sprach sich dafür aus, die CVP nicht in einem starren Polit-Schema rechts oder links zu positionieren, sondern auf einen Vorwärtskurs zu trimmen. Die Parteibasis – insbesondere die «Darbellay-Fans» aus dem Kanton Wallis – demonstrierten ihr Vertrauen in den neuen «jungen, basisverbundenen und einsatzfreudigen» Präsidenten mit einer «standing ovation» und lautem Kuhglockengeläut.

Der 35-jährige Ingenieur-Agronom gehört erst seit knapp drei Jahren dem Nationalrat an. Er will die CVP als liberal-soziale Partei positionieren und beim «populistischen Kriegsgeheul» nicht mitmachen, wie er sagte.

Kein Walliser «Leuthard-Klon»

In der Grossen Kammer politisierte er bisher tendenziell in der linken Hälfte seiner Fraktion, in unmittelbarer Nähe seiner Vorgängerin Doris Leuthard. Als «Klon» der inzwischen in den Bundesrat aufgestiegenen Leuthard will er sich aber nicht verstanden wissen.

Dazu habe er als Unterwalliser eine zu verschiedene Herkunft als die Aargauerin Leuthard. An Unterstützung aus der Deutschschweiz fehlte es ihm bei der Wahl an die Spitze der CVP allerdings nicht.

Doppelte Ja-Parole für November

Für die beiden eidgenössischen Volksabstimmungen vom 26. November hat die CVP eine doppelte Ja-Parole beschlossen. Die Zustimmung zum neuen Osthilfegesetz fiel mit 249 gegen null Stimmen bei nur gerade zwei Enthaltungen praktisch ohne Opposition.

Das neue Gesetz bildet die Grundlage für die so genannte Kohäsionsmilliarde zu Gunsten der zehn neuen EU-Staaten in Osteuropa. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) hatte mit weiteren rechtsbürgerlichen Kreisen das Referendum gegen die Vorlage ergriffen.

Volkswirtschaftsministerin Leuthard hatte die Ja-Parole mit dem Argument empfohlen, dass damit der bilaterale Weg der Schweiz in Europa weiter gefestigt und wirtschaftliche Vorteile genutzt werden könnten.

Die Vorlage zur landesweiten Harmonisierung der Kinderzulagen wurde mit 214 gegen acht Stimmen bei drei Enthaltungen ebenfalls klar zur Annahme empfohlen.

Die Vorlage, die aus Kreisen der Wirtschaft als unnötige Giesskannen-Subvention bekämpft wird, sieht monatliche Zulagen von 200 Franken pro Kind und 250 Franken für Jugendliche in Ausbildung vor.

swissinfo und Agenturen

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CVP

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die heutige Christlichdemokratische Volkspartei Schweiz (CVP) wurde im 19. Jahrhundert KK, katholisch-konservativ, genannt. 1891 stellten die lange in der Opposition politisierenden Katholisch-Konservativen den ersten nicht freisinnigen Bundesrat, 1919 den zweiten. Seit 1970 führt sie ihren heutigen Namen und hat sich gleichzeitig als Zentrumspartei mit Familienthemen und dem Bekenntnis zu einer sozialen Marktwirtschaft positioniert. Seit Ende…

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Geboren 1971 in Martigny, hat Christophe Darbellay sein politisches Debut in den Rängen der Christlich-sozialen Partei des französisch sprachigen Wallis absolviert. Diese Partei wurde 1999 neu gegründet.

Darbellay, inzwischen Mitglied der Christlichdemokratischen Volkspartei CVP, wurde 2003 in der Nationalrat (Grosse Kammer) gewählt.

Der zweisprachige Walliser beschreibt sich selbst als Zentristen mit einer sozialen Tendenz.

Seit seiner Wahl zum Parlamentarier ist Darbellay aus der Bundespolitik nicht mehr wegzudenken.

Die «SonntagsZeitung» hat ihn zum besten Parlamentarier der Romandie gewählt.

Der Agrar-Ingenieur arbeitet zur Zeit als Geschäftsführer der Gesellschaft für Tierärzte.

Von 2000 bis 2004 war er Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft.

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