Die Geschichte der Berliner Mauer
Die Berliner Mauer steht für den Ost-West-Konflikt. Sie war Symbol für die Teilung Deutschlands in einen sozialistischen, von der Sowjetunion dominierten und einen von den westlichen Siegern des Zweiten Weltkriegs initiierten Teil.
Die Geschichte der Berliner Mauer beginnt nicht mit deren Bau im Jahr 1961. Nach 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die den Siegermächten USA, Grossbritannien, Frankreich und Sowjetunion zugeteilt wurden.
Das von den westlichen Alliierten kontrollierte Westberlin war vollumfänglich von der sowjetischen Besatzungszone umschlossen. Aus dieser ging am 17. Oktober 1949 die DDR, die Deutsche Demokratische Republik, hervor, der «erste deutsche sozialistische Staat der Arbeiter und Bauern».
«Rosinenbomber»
Vom 23. Juni 1948 bis am 12. Mai 1949 blockierte die Sowjetunion alle Strassen-, Schienen- und Wasserverbindungen nach Westberlin. Die Stadt war damals ein grosses Trümmerfeld, in dem 2,2 Mio. Menschen lebten. Sie war zu praktisch 100% auf Nahrungsmittelhilfe von aussen abhängig.
Als Reaktion darauf richteten die Alliierten, eine Luftbrücke ein. Transportiert wurden Nahrungsmittel wie Getreide, Trockenmilch, Trockenkartoffeln und Mehl, Medikamente aber auch Kohle zur Stromproduktion und als Brennstoff, sowie viele andere in West-Berlin benötigten Dinge.
Die Luftbrückenflugzeuge wurden mit der Zeit liebevoll «Rosinenbomber» genannt. Anlass dazu war der Pilot Gail Halvorsen, der Süssigkeiten an selbstgebastelte Fallschirmchen band und diese vor der Landung für die Berliner Kinder abwarf.
Volksaufstand
Auch nach dem Volksaufstand vom Juni 1953, der von der sowjetischen Besatzungsmacht unter Kriegsrecht niedergeschlagen wurde, waren viele Menschen mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen im «Arbeiter- und Bauernstaat» DDR nicht zufrieden.
Allein in den ersten sieben Monaten des Jahres 1961 flüchteten rund 160’000 Menschen aus der DDR. Dagegen ergriff die DDR radikale Massnahmen.
Der Mauerbau
Am 15. Juni 1961 verkündete Walter Ulbricht, der Staatsratsvorsitzende der DDR: «Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.»
Einen knappen Monat später, begann die DDR, Ost-Berlin und die DDR von West-Berlin abzuriegeln mit Stacheldraht und so genannten Spanischen Reitern, Barrieren aus x-förmig zusammengebundenen und angespitzten Stangen.
Strassen wurden aufgerissen, und der U- und S-Bahn-Verkehr unterbrochen. Zentrale Orte wurden durch Panzer abgeriegelt.
Ab 23. 8. 1961 wurde den Bewohnern von Ost-Berlin verboten, nach West-Berlin zu gehen. Dann wurde unter der Leitung des späteren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker begonnen, die provisorischen Absperrungen mit einer Mauer zu ersetzen.
Anschliessend wurden Häuser, die unmittelbar an Westberlin grenzten, zwangsgeräumt. Die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR war rund 166 Kilometer lang. Auf gut 107 km wurde eine Mauer errichtet. Für viele Familien war das eine Trennung, die fast 30 Jahre andauern sollte.
Die Opfer der Mauer
Die Grenzanlagen waren aufgebaut mit einer rund 4 Meter hohen Betonwand, meist mit einer Betonröhre gekrönt. Auf der östlichen Seite dahinter verlief ein beleuchteter Kontrollstreifen, auch Todesstreifen genannt. Flüchtlinge, die ihn erreichten, wurden ohne Vorwarnung beschossen.
Danach folgte ein Graben, mit dem man ein Durchbrechen mit Fahrzeugen verhindern wollte. Weiter folgte ein Patrouillenweg, Hundelaufanlagen, Wachtürme, Schutzbunker und eine zweite Mauer.
Grenzdurchbrüche sollten mit allen Mitteln verhindert werden. So wurden die DDR-Grenzsoldaten mündlich angewiesen, notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Später bestritt die DDR-Regierung die Existenz eines solchen Schiessbefehls.
Günter Litfin war das erste Opfer an der Mauer, das durch Schüsse ums Leben kam. Er wollte nach einem Sprung ins Wasser in den Westen flüchten. Das letzte Opfer, das durch Waffeneinsatz ums Leben kam, war Chris Gueffroy. Er wurde im Februar 1989 bei einem Fluchtversuch durch 10 Kugeln von DDR-Grenzwächtern tödlich verletzt.
Eine genaue Anzahl der Menschen, die wegen ihrer Flucht über die der Mauer ums Leben kamen, ist nicht eruierbar. Die DDR verschleierte systematisch Todesumstände und -daten der Opfer. Gesichert sind 136 Schicksale. Schätzungen gehen zum Teil von sehr viel höheren Zahlen aus.
Der Fall der Berliner Mauer
Nachdem sie über 28 Jahre Berlin geteilt hatte, «fiel» die Mauer in der Nacht vom 9. November auf Freitag, den 10 November 1989. Verantwortlich dafür waren einerseits Massenkundgebungen, die Forderung nach Reisefreiheit, die immer stärker zunehmende «Republikflucht» von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern via andere Ostblockländer und die dadurch immer stärker in die Defensive geratende DDR-Regierung.
Nachdem ein hoher DDR-Parteifunktionär am 9. November 1989 überraschend die Öffnung der Grenze für «Privatreisen nach dem Ausland» bekannt gegeben hatte, begann wenig später der Sturm auf die Ostberliner Mauer. Es folgten Freudenfeiern am Brandenburger Tor und auf dem Kurfürstendamm – notabene im Westen.
Ab 10. November wurde die Mauer für weitere Übergänge teilweise abgerissen. Bis 1991 verschwand die Mauer beinahe vollständig. So genannte «Mauerspechte» hämmerten Stücke aus der Mauer und verkauften diese als Souvenirs. Grössere Teile wurden hochoffiziell abgegeben oder verkauft.
Die 1990 erstmals frei gewählte Volkskammer beschloss bald den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Am 1. Juli 1990 trat die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion in Kraft. Seitdem herrscht offiziell freier Reiseverkehr zwischen Ost- und Westdeutschland, den Neuen- und den Alten Bundesländern.
Offiziell wurde die DDR mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 zu Grabe getragen.
Etienne Strebel, swissinfo.ch
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