Ein amerikanischer Freund der Schweiz
US-Präsident George W. Bush hat einen neuen Handels-Delegierten nominiert: Er heisst Rob Portman und gehört zur Gruppe "Friends of Switzerland".
Die Familie des US-Abgeordneten kommt ursprünglich aus der Solothurner Gemeinde Herbetswil.
Rob Portman, der Mann, den US-Präsident Bush zum neuen Handelsdelegierten nominiert hat, ist ein alter Bekannter der Schweizer Botschaft in Washington. Der Abgeordnete aus Ohio hat Schweizer Wurzeln und gilt unter des Kuppel des Kapitols als Förderer der Gruppe «Freunde der Schweiz», die 29 Mitglieder zählt.
Wenn die Schweiz mit den USA ein Freihandelsabkommen verhandelt, kann es gut möglich sein, dass die Schweizer Vertretung Portman gegenüber sitzen wird.
Direkter Draht zwischen beiden Parlamenten
Die Familie Portmann kommt ursprünglich aus der Solothurner Gemeinde Herbetswil. Im Jahr 2002 kam der US-Abgeordnete in die Schweiz und besuchte das Haus seines Urgrossvaters. Ein Jahr später war Portman einer der ersten, der die Idee von Schweizer Kollegen unterstützte, zwischen dem Schweizer und dem US-Parlement einen direkten Draht zu schaffen.
Von Beginn an war Portman zusammen mit seiner Kollegin aus Wisconsin, Tammy Baldwin, Kopräsident der amerikanischen Gruppe, die seit zwei Jahren nicht nur Kontakt zur Schweizer Botschaft in Washington, sondern auch zu Schweizer Parlamentariern hat. Diese haben ihrerseits in Bern den Parlamentarischen Verein Schweiz-USA gegründet, der vom freisinnigen Ständerat Peter Briner präsidiert wird.
Dem Verein gehören 24 Mitglieder an. Das jüngste Treffen zwischen Delegationen der beiden Länder ging während des letzten Weltwirtschaftsforums (WEF) im Januar in Davos über die Bühne.
Schwierige Aufgabe für «Robby Bobby»
Portman ist in Washington ein bekannter Republikaner. Er ist seit zwölf Jahren Abgeordneter. «Er ist eine sehr kompetente und dynamische Person», sagt Peter Briner gegenüber swissinfo, der Portman gut kennt.
Portman hat enge Verbindungen zur Familie Bush. Der Abgeordnete aus Ohio, der von George Bush den Übernamen «Robby Bobby» erhielt, hatte in der Vergangenheit im Weissen Haus für den Vater des jetzigen US-Präsidenten gearbeitet. Später beteiligte sich Portman aktiv an den Wahlkampagnen 2000 und 2004 für George Bush.
Wenn der US-Senat grünes Licht gibt, wird Portman Nachfolger von Robert Zoellick, der jetzt im Aussenministerium von Condoleezza Rice tätig ist. Laut US-Kommentatoren hat Bush Portman mit dem Amt des Handelsdelegierten eine sehr schwierige Aufgabe zugewiesen.
Portman muss das US-Parlament zur Annahme des Zentralamerikanischen Freihandels-Abkommens (CAFTA) überzeugen. Diese Vereinbarung soll die Handelsbarrieren zwischen den USA und fünf zentralamerikanischen Ländern sowie der Dominikanischen Republik eliminieren.
Schweiz an Freihandels-Abkommen mit den USA interessiert
Die Schweiz erwägt zur Zeit die Möglichkeiten für den Beginn von Verhandlungen mit den USA über ein Freihandels-Abkommen. Bern könnte ein solches entweder auf bilateraler Ebene mit Washington oder im Rahmen der Europäischen Freihandels-Assoziation (EFTA) abschliessen, welcher die Schweiz angehört. Die anderen EFTA-Mitgliedstaaten sind Island, Norwegen und Liechtenstein.
Während der Frühjahrssession des Schweizer Parlamentes hat Ständerat Briner eine von 29 Amtskollegen unterzeichnete Interpellation eingereicht, in welcher der Bundesrat gefragt wird, ob und wann die Schweiz Verhandlungen mit den USA aufnehmen will. Washington ist einer der wichtigsten Handelspartner der Schweiz.
Bei solchen Verhandlungen könnte der Partner auf amerikanischer Seite Rob Portman heissen – ein Mann, der die helvetische Realität bestens kennt. Das ist sicher ein positives Faktum. «Es ist immer ein Vorteil, jemanden als Verhandlungspartner zu haben, der die Schweiz kennt», sagt Alex Biscaro, Sprecher der Schweizer Botschaft in Washington, gegenüber swissinfo.
Deshalb bemühe sich die Schweizer Botschaft weiterhin darum, immer mehr Leute für die Gruppe «Freunde der Schweiz» zu gewinnen. Das könne den Beziehungen zwischen den beiden Ländern nur gut tun, so Biscaro.
swissinfo, Anna Luisa Ferro Mäder, Washington
(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)
Die Gruppe «Friends of Switzerland» («Freunde der Schweiz») zählt 29 US-Parlamentarier, die der Schweiz aus unterschiedlichen Gründen nahe stehen.
Einige Mitglieder haben Schweizer Wurzeln, andere vertreten Regionen, in denen zahlreiche Amerikaner mit Schweizer Vorfahren leben (in den USA lebt eine Million Menschen mit Schweizer Wurzeln), noch andere kennen aus ihrer politischen Tätigkeit Schweizer Parlamentskollegen.
Weitere US-Parlamentarier, die der Gruppe «Friends of Switzerland» angehören, kommen aus Gegenden, in den Schweizer Firmen tätig sind. Oder sie interessieren sich für den Finanzplatz Schweiz.
Der Gruppe gehören sowohl Republikaner als auch Demokraten an, und sie kommen aus allen Regionen der USA. Das zeigt, dass die Schweiz in der amerikanischen Realität präsent ist.
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