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Grosse Herausforderung für Krisenorganisation

EDA-Botschafter Peter Sutter (links) und Toni Frisch, Chef Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe Keystone

Die Bewältigung von Katastrophen wird seit Jahren geübt. Was seit dem Seebeben in Südostasien auf die Bundesbehörden zukam, sprengt aber alle bisherigen Dimensionen, wie Krisenmanager Peter Sutter im EDA sagt.

Leitlinie für die Information war von Anfang an die Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer.

Das mögliche Ausmass der Katastrophe muss im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rasch klar geworden sein, als der Krisenstab unter Leitung von Botschafter Sutter, Chef der für Schweizer im Ausland zuständigen Politischen Abteilung VI, am Stephanstag um 10.00 Uhr die Arbeit aufnahm.

Denn rund 2200 Schweizer Pauschaltouristen und weitere etwa 600 Individualtouristen waren zum Zeitpunkt der mörderischen Flutwelle in Südasien unterwegs gewesen.

Auffallende Zurückhaltung

«Wir standen vor einer immensen Herausforderung, die alle bisherigen Dimensionen sprengte», sagte Sutter. Dabei habe man stets versucht, zu antizipieren.

Bei der Information der Öffentlichkeit fällt die Zurückhaltung des Krisenstabs auf. Trotz Drängen der Medien und vereinzelter Kritik hielt man sich daran, die Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer und Vermissten zur obersten Leitlinie zu machen.

So gab das EDA bis Freitag nur die Zahl jener Schweizer Opfer bekannt, die entweder identifiziert waren oder über deren Tod Augenzeugenberichte von Angehörigen vorlagen.

Die zeitweise mehr als 1700 Menschen, um deren Verbleib sich Angehörige bei der EDA-Hotline erkundigt hatten, wurden nicht als Vermisste, sondern als Gesuchte bezeichnet.

Auf Erfahrungen gestützt

Das EDA stützte sich dabei auf die Erfahrungen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA, als anfänglich 700 Schweizerinnen und Schweizer als vermisst bezeichnet worden waren, die Zahl der Todesopfer aber letztlich bei zwei blieb.

Behutsam gingen die Krisenmanager auch vor, als ihnen klar war, dass die Schweizer Opferzahlen drastisch ansteigen würden.

Zunächst wurde nur bestätigt, man habe eine Gruppe von Gesuchten identifiziert, für die das Schlimmste befürchtet werden müsse.

Es gibt auch Kritik

Wie schon bei der Bekanntgabe der ersten Toten am letzten Dienstag war es EDA-Vorsteherin Micheline Calmy-Rey selber, die am Freitag im Bundeshaus bekannt gab, dass für 70 Gesuchte kaum mehr Hoffnung bestehe – eine Zahl, die sich inzwischen weiter erhöht hat.

Trotz dieser Zurückhaltung sahen sich die Behörden auch mit Kritik von Betroffenen konfrontiert. Anders als beim Krisenmanagement in der Elfenbeinküste, wo im November offenbar einiges schief gelaufen ist, gibt es aber bisher keine Hinweise auf gravierende Pannen.

«Wir machen alles, was wir können», versicherte Calmy-Rey. Und der Chef des Krisenstabs berichtete von positiven Rückmeldungen.

Sutter erwähnte das Beispiel eines Schweizer Touristen, der in Khao Lak seine verletzte Partnerin nach zwei Tagen im Spital gefunden habe.

Er habe sich inzwischen schriftlich bedankt und die Organisation der Schweizer Behörden als hervorragend, sehr hilfsbereit, verständnisvoll und kompetent bezeichnet.

Solche Reaktionen seien natürlich Labsal für die Seele der Leute, die seit einer Woche Tag und Nacht im Einsatz stünden.

Belastende Kleinarbeit

Frühere Erfahrungen helfen den Behörden auch bei der extrem belastenden Kleinarbeit der Identifizierung der Toten. Die nach der Flugzeugkatastrophe von Halifax im Bundesamt für Polizei (fedpol) aufgebauten Teams für Disaster Victim Identification (DVI) stehen in Thailand erstmals in einem internationalen Grosseinsatz.

Erste Ernsteinsätze hatten einzelne der forensischen Experten nach dem Canyoning-Unglück vom Sommer 1999 im Saxetbach und der Brandkatastrophe im Gotthardstrassentunnel vom Oktober 2001 geleistet.

22 Mitglieder von zwei DVI-Teams sind nun in Phuket an der Arbeit.

Illusionen macht man sich aber auch hier nicht: «Das kann Tage, Wochen und Monate dauern», sagte Fedpol-Vizedirektor Arnold Bolliger auf die Frage, wie lange es dauere, bis die Angehörigen Gewissheit über den Verlust ihrer Nächsten haben.

swissinfo, Balz Bruppacher, ap

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