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Kultur-Chef Streiff nimmt seinen Hut

Das Vertrauensverhältnis zwischen Pascal Couchepin und David Streiff ist gestört. Keystone

Die Auseinandersetzung um die Filmförderung des Bundes hat Folgen: David Streiff, der Direktor des Bundesamtes für Kultur (BAK), tritt zurück.

Vor wenigen Wochen hatte Kulturminister Pascal Couchepin das BAK scharf kritisiert.

Zwischen BAK-Direktor David Streiff und seinem Vorgesetzten, Bundesrat Pascal Couchepin gebe es keine Grundlagen mehr für eine fruchtbare Zusammenarbeit. So begründet das Eidgenössische Departement für innere Angelegenheiten (EDI) am Freitag den Rücktritt des obersten Kultur-Chefs.

Die Trennung erfolge “im gegenseitigen Einvernehmen”. Streiff steht seit Januar 1994 an der BAK-Spitze. Davor war er unter anderem zwischen 1981 und 1991 Direktor des Filmfestivals Locarno.

Zu seinem Rücktritt hätten grundlegende Differenzen mit Kulturminister Couchepin geführt, sagte Streiff seinerseits. Couchepin habe sich nicht anfreunden können mit der Art, wie er das BAK geführt habe.

Couchepin kritisierte die Filmförderung

Die Kooperation zwischen EDI-Chef Couchepin und seinen Amtsdirektoren müsse funktionieren wie auf einem Tandem, erklärte EDI Sprecher Jean-Marc Crevoisier.

Mit Streiff klappe dies allerdings seit längerem nicht. Das Problem in der Sektion Film sei nur eines von vielen gewesen.

Bundesrat Couchepin hatte bereits Anfang August am Filmfestival in Locarno scharf gegen das BAK geschossen. Dabei hatte er die offizielle Schweizer Filmförderung als linkslastig und das Auswahlverfahren als zuwenig transparent kritisiert.

Entscheide von grosser Tragweite



Schon zuvor hatte Couchepin sogar eine Administrativuntersuchung über die Filmförderung des Bundes in Auftrag gegeben. Der Bericht des mit der Untersuchung betrauten Juristen soll Mitte Oktober vorliegen.

Laut Mitteilung des EDI verlässt David Streiff seinen Posten Ende März 2005 unter der Voraussetzung, dass zu diesem Zeitpunkt sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin das Amt übernehmen kann.

Im BAK stünden in den nächsten Jahren Entscheide von grosser Tragweite für die Schweizer Kultur an, so das EDI. Unter anderem gehe es um das Kulturförderungs-Gesetz und eine tief greifende Reorganisation des Landesmuseums.

Diese neuen Etappen bedingten “eine enge Zusammenarbeit” zwischen dem EDI-Chef und dem Direktor des BAK.

Die Meilensteine der Ära Streiff

In seiner Amtszeit wurden die Zweigstellen des Landesmuseums in Schwyz und Prangins sowie das Centre Dürrenmatt in Neuenburg eröffnet.

Auch die Sanierung und Wiedereröffnung der Landesbibliothek, des Musikautomaten-Museums in Seewen, der Sammlung Reinhart in Winterthur und des Museo Vela in Ligornetto fielen in die Aera Streiff.

Dazu kamen die Verankerung des Kulturartikels in der Bundesverfassung, das Filmgesetz und das Kulturgüter-Transfergesetz.

Unter Streiff gewachsen

Für das laufende Jahr beträgt das Budget des BAK, welches den grössten Teil der öffentlichen Gelder für die Kultur vergibt, gut 225 Mio. Franken.

Beim Amtsantritt Streiffs waren es 45 Millionen weniger gewesen. Statt 300 Personen wie noch vor elf Jahren arbeiten heute im BAK deren 500, viele davon in Teilzeit.

Bei den Meinungsverschiedenheiten habe auch der finanzielle Aspekt eine Rolle gespielt, betonte BAK-Direktor Streiff. In den letzten Jahren sei das BAK immer grösser geworden. Nun sei die Zeit des Sparens angebrochen. Und dafür – da gebe er Couchepin recht – sei er wohl nicht der richtige Mann.

swissinfo und Agenturen

David Streiff ist seit Januar 1994 Direktor des Bundesamtes für Kultur.

Er war von 1981 bis 1991 Direktor des Filmfestivals Locarno und von 1991 bis 1993 Geschäfts-Führer der Stiftung für Photographie.

Das BAK verfügt über ein jährliches Budget von 225 Mio. Franken.

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