Presseschau vom 11.11.2002
Hat der Knatsch bei der FDP nun auch Auswirkungen auf kantonale Wahlen? Hat Liverpool Angst vor Basel?
Der friedliche Ausgang des Sozialforum ins Florenz ist ein weiteres Thema in den Montagszeitungen.
«Historique: Le Jura change de majorité.» – Historisch: Im Jura wechselt die Regierungsmehrheit.
So präsentiert der Genfer LE TEMPS den Wahlausgang im Kanton Jura auf der Titelseite.
Der TAGES ANZEIGER meint: «Das scheinbar schlaue Manöver von CVP und FDP ist gründlich in die Hosen gegangen. Die Jurassier wollen eine Regierung, in der die politischen Kräfte repräsentativ vertreten sind und nicht eine, in der die CVP sagt, was geht.»
Ein kausaler Zusammenhang zwischen der turbulent inszenierten Besetzung des Schweizerischen FDP Parteipräsidiums und dem Wahlausgang im Jura, wo die Partei nun nicht mehr in der Regierung vertreten sein wird, besteht für die Presse offenbar nicht.
Für die AARGAUER ZEITUNG ist der Knatsch um die Besetzung des verwaisten FDP-Chefsessels ein «Trauerspiel. (…) Statt aus der Wahl einen positiven Event zu machen wie die SPS mit ihrer Bundesratskür, führen sich die verunsicherten und uneinigen Freisinnigen gegenseitig vor.»
Die AZ steigert sich zur Aussage: «Die FDP gleicht einem aufgescheuchten Hühnerhaufen.»
Auch der Berner BUND kommentiert: «Hüst und Hott bei der FDP.»
Als Gründe für die Schelte an «Kronprinz» Hans-Rudolf Merz sieht das Blatt: «Verschiedene Verwaltungsratsmandate und die Aussagen von Merz zur Apartheidpolitik in Südafrika.»
Der BLICK weiss: «FDP-Merz macht der SVP Avancen. Statt die Bedenken im linksliberalen Flügel gegen seine Partei zu zerstreuen, wartet (…) Merz mit einer neuen Provokation auf: Er verspricht der SVP einen zweiten Bundesratssitz.»
Florenz ohne Zoff – Kritik an Politik
Die zwischen einer halben und einer ganzen Million Demonstranten zum Abschluss des «Europäischen Sozialforums» in Florenz haben, entgegen den bangen Erwartungen, friedlich geendet.
Für die BASLER ZEITUNG bedeutet dies, nach weiteren Demonstrationen und zwei Generalstreiks im letzten halben Jahr: «Italien ist in Bewegung.»
Diese Aussage geht jedoch nicht an die Adresse der etablierten politischen Parteien: «Ausserhalb des Parlaments wächst nicht nur die Kritik an Berlusconi und seinen unverschämten Gesetzen, sondern auch die an seiner selbstmordgefährdeten Opposition.»
Lobend erwähnt die NEUE ZÜCHER ZEITUNG die Friedlichkeit der Demonstrierenden und geisselt gleichzeitig den Regierungschef: «Wie oft, wenn er redet, liess sich dagegen Ministerpräsident Berlusconi am Wochenende mit einer eher einfältig anmutenden Äusserung vernehmen.»
«König Fussball»
Die Champions League ist das Titel-Thema für den BLICK. Er meint: «Liverpool hat Schiss vor Basel.»
Ein Indiz dafür ist für das Boulevard-Blatt die Nachrichtensperre, die Liverpool-Trainer Gerard Houllier gegenüber der Schweizer Presse verhängt haben soll.
«Die Nerven liegen blank. (…) Der erste Sieg für Basel.»
Der BLICK mahnt aber für das Spiel am Dienstag Abend: «Basel tut gut daran, die Antwort nicht verbal, sondern auf dem Platz zu geben.»
swissinfo, Etienne Strebel
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