Schweiz zufrieden über Auftakt des G-8-Gipfels
Die Schweizer Regierung hat am G-8-Wochenende die Gelegenheit zu einer Reihe bilateraler Treffen genutzt.
Bundespräsident Pascal Couchepin zeigte sich am Sonntagabend zufrieden mit dem Auftakt des G-8-Gipfels und der Rolle der Schweiz als Gastgeberin.
Ein sichtlich zufriedener Bundespräsident äusserte sich nach einem Tag in Evian vor den Medien über seine Eindrücke zum Auftakt des G-8-Gipfels.
Vor allem im Verhältnis zwischen US-Präsident George W. Bush und dem französischen Präsidenten Jacques Chirac sei es zu einer Entspannung gekommen, erklärte Couchepin.
Seine wohl wichtigste Botschaft lautete: «Chirac hat Bush während des Treffens mehrere Komplimente gemacht, und nach einer Stunde ist die Atmosphäre spürbar besser gewesen.»
Viele Komplimente an Bush
Laut Couchepin liegt ein wichtiges Ziels des G-8-Gipfels in der Bereinigung von Differenzen, die im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg enstanden sind.
Vor allem die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich standen denn auch im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses.
So war etwa im Vorfeld wild darüber spekuliert worden, ob und für wie lange sich der amerikanische Präsident überhaupt in Evian zeigen werde.
«Alleine die Tatsache, dass US-Präsident sich bereits zur Eröffnung des Giipfels einfand, war ein gutes Zeichen. Der US-Präsident liess schliesslich sogar verlauten, dass er auf französischem Boden übernachten werde – als Gast des französischen Präsidenten.»
Auch sonst positive Bilanz
Bundespräsident Pascal Couchepin zog auch eine positive Bilanz über die rund zehn bilateralen Gespräche, welche die Mitglieder des Bundesrats geführt hatten.
Er sei sehr zufrieden, dass so viele Gespräche mit Staaten wie Saudiarabien, Indien oder Algerien möglich gewesen seien, sagte Couchepin.
Die Staatschefs hätten sich trotz gedrängter Agenda die Zeit genommen. Der G-8-Gipfel von Evian sei eine gute Investition für die Schweiz.
Sehr stolz zeigte sich der Bundespräsident auch bezüglich der Gastgeber-Rolle der Schweiz: «Alle beherbergten Länder waren ausnahmslos zufrieden und dankten der Schweiz für ihre Gastfreundschaft und die gewährleistete Sicherheit.»
Bezüglich den Anti-G-8-Demonstrationen in Lausanne und Genf bedauerte Couchepin die schweren Verletzungen eines Demonstranten. Die Sicherheitsdelegation des Bundesrat verurteilte die Ausschreitungen jedoch aufs heftigste.
Algerien: Hoffnung, aber Geduld angesagt
Im Verlauf der vielen bilateralen Kontakte kamen Couchepin sowie die Bundesrätinnen Ruth Metzler und Micheline Calmy-Rey unter anderem mit Algeriens Präsident Abdelazis Bouteflika zusammen.
Dabei ging es vor allem um die in Algerien als Geiseln gehaltenen Touristen, unter denen sich vier Schweizer Staatsangehörige befinden.
Nach dem Treffen erklärte Couchepin, es gebe Hoffnung auf ein gutes Ende, allerdings müsse man sich noch gedulden.
Bisher sei die die Schweiz nie mit solcher «Klarheit» auf höchstem Niveau informiert worden, betonte Botschafter Blaise Godet, Chef der Politischen Direktion im Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Er fügte dennoch an, dass Bouteflika «keine neuen Hinweise» gegeben habe.
Migrationsfragen
Bundesrätin Metzler diskutierte über das Wochenende mit mehreren Staatschefs über Migrationsfragen. Sie traf sich unter anderem mit den Präsidenten Nigerias und Senegals, Olusegun Obasanjo Abdulaye Wade, wie ihr Sprecher Hans Klaus erklärte.
Metzler sei mit den beiden Präsidenten übereingekommen, den Migrationsdialog zwischen den Ländern zu verstärken. Das vor einigen Monaten geplatzte Flüchtlingsabkommen mit Senegal sei jedoch kein Thema mehr gewesen.
Schweiz-China: Vor allem Wirtschaftsfragen
Auch Chinas neuer Präsident Hu Jintao wurde am Sonntag von drei Bundesräten empfangen. Couchepin und Hu erinnerten vor allem an die «guten Wirtschaftsbeziehungen» zwischen den beiden Ländern. Die Menschenrechte wurden kaum angesprochen.
Couchepin sprach zudem auf der Bootsfahrt nach Evian mit dem indischen Regierungschef Atal Behari Vajpayee. Dabei hätten sie über einen möglichen Staatsbesuch aus Indien im Juli dieses Jahres gesprochen.
Taten müssen folgen
Bei einem von der Schweiz offerierten Staatsdiner am Samstag hatte Bundespräsident Couchepin die Reichen ermahnt, ihren Worten gegenüber den Armen Taten folgen zu lassen. Ansonsten würden die armen Länder den Glauben an die Demokratie verlieren.
Unter den Gästen befanden sich neben UNO-Generalsekretär Kofi Annan die Staats- und Regierungschefs Südafrikas, Algeriens, Senegals, Nigerias, Brasiliens, Mexikos und Malaysias. Ebenfalls anwesend waren die Direktoren des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Welthandelsorganisation (WTO).
UNO soll in Irak wieder Rolle spielen
Schwerpunkte des Gesprächs mit UNO-Generalsekretär Annan waren Migration und der Wiederaufbau in Irak. Dabei war man sich einig, dasss die UNO wieder die Hauptrolle in der internationalen Politik spielen müsse.
Bundesrat Joseph Deiss diskutierte am Samstag in Lausanne mit WTO-Chef Panitchpakdi über die derzeit blockierten Verhandlungen der WTO.
swissinfo, Elvira Wiegers und Rita Emch
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