Sonniger Nationalfeiertag
Der 1. August wurde in der ganzen Schweiz und im Ausland gefeiert: Sonne und Wasserspiel in Bern, Wurst und Guetzli in Berlin sowie Zopf und Müesli auf dem Bauernhof.
Auf dem Rütli versammelten sich Rechtsextreme, in Luzern demonstrierten linke Aktivisten.
Vor dem festlich geschmückten Bundeshaus in Bern ist am Sonntag der neu gestaltete Bundesplatz offiziell eingeweiht worden. In seiner Festansprache begrüsste Bundespräsident Joseph Deiss die Gäste «auf dem Rütli des 21. Jahrhunderts».
Volk holt sich seinen Platz
Der neue Platz kam bei vielen Besuchenden gut an. Besonders die Natursteinplatten aus Valser Gneis gefielen – und natürlich das Wasserspiel.
Bereits am Samstag hatten Tausende die Einweihung des neuen Bundesplatzes an einer 15-stündigen Party gefeiert. Laut Schätzungen der Organisatoren besuchten am Samstag weit über 60’000 Menschen das Fest.
Rund 5’600 Menschen haben am Wochenende nicht nur den Bundesplatz bestaunt, sondern das Bundeshaus auch von innen besichtigt. Sie nutzten die beiden Tage der offenen Türe zum diesjährigen Nationalfeiertag.
Zopf und Wurstsalat in Berlin
Rund 10’000 Menschen feierten in der deutschen Hauptstadt Berlin. Bei dem Volksfest vor dem «Haus der Schweiz» unterhielten drei Schweizer Musikgruppen das Publikum mit Volksmusik und Jazz.
Eine lange Warteschlage bildete sich vor einer Fussballtorwand, an der das berühmte deutsche Siegestor von 1954 im Berner Wankdorfstadion nachgeschossen werden konnte.
Schlangen gab es auch vor den kleinen Pavillons, an denen Guetzli, Zopf-Brot sowie Emmentaler Käse-Wurst-Salat serviert wurden.
Bereits am Samstag hatten die Auslandschweizer in New York mit einem Fest im Stadtzentrum den Nationalfeiertag gefeiert.
Brunch beim Bauer
Zopf gab es – neben Müesli, Rösti, Honig und Butter – auch am traditionellen 1.-August-Brunch auf ausgewählten Bauernhöfen im Schweizer Mittelland und in den Bergen.
Insgesamt 200’000 Menschen, unter ihnen Bundesrat Hans-Rudolf Merz, setzten sich zu einer Bauernfamilie an den Tisch. Merz besuchte einen Bauernhof im appenzellischen Herisau.
Die Bauern wollen mit dem Brunch einen Einblick in die Landwirtschaft geben.
Rechtsextreme auf dem Rütli
Auf dem Rütli am Vierwaldstättersee, wo nach der Überlieferung die Eidgenossenschaft gegründet wurde, fanden sich auch dieses Jahr rund 400 Rechtsradikale und Neo-Nazis ein.
Wegen der Tell-Aufführung fand in diesem Jahr keine offizielle 1.-August-Feier auf dem Rütli statt. Ohne Theater-Ticket durfte niemand länger als bis um zwei Uhr nachmittags auf dem Rütli bleiben.
Bevor sie das Gelände verlassen mussten, hatten Rechtsradikale Ansprachen gehalten, wie die Urner Kantonspolizei mitteilte. Danach sprachen sie den Rütlischwur und sangen die alte Nationalhymne «Heil dir Helvetia».
Dann verliessen sie das Rütli und fuhren mit dem Schiff nach Brunnen zurück. Dort formierte sich ein rund 600-köpfiger Umzug zum Bahnhof.
Linker Widerstand in Luzern
In Luzern versammelten sich am Sonntagnachmittag rund 1000 linksgerichtete Aktivistinnen und Aktivisten, um gegen den Rechtsextremismus zu demonstrieren.
«Im Kalender der Rechtsextremen hat der 1. August einen festen Platz. Neonazis und Nationalisten benutzen den Nationalfeiertag, um ihre menschenverachtende und rassistische Ideologie kundzutun», hiess es in einem Communiqué.
Beide Kundgebungen lösten sich am frühen Abend ohne Ausschreitungen oder Konfrontationen auf.
Reden über Reden
Wie jedes Jahr war auch dieser 1. August einTag der Reden. Bundespräsident Joseph Deiss rief in seiner Radio- und Fernseh-Ansprache zum nationalen Zusammenhalt auf. Er kritisierte den Egoismus vieler Schweizerinnen und Schweizer. Die Schweiz sei mehr als ein Schalter, wo man gegen Steuergeld Leistungen beziehe.
Bundesrätin Micheline Calmy-Rey lobte in einem offenen Brief Wilhelm Tell und dessen Frau Hedwig als Vorbild für Aufrichtigkeit, Freiheitsliebe und Neutralität. «Gerade als neutrales Land können und müssen wir uns für mehr Frieden und Recht in der Welt einsetzen.»
Bundesrat Merz betonte in seiner Rede auf der Homepage seines Finanz-Departements, dass es den Föderalismus nicht zum «Nulltarif» gebe. Damit bezog er Position zugunsten des neuen Finanzausgleichs, über den im kommenden November abgestimmt wird.
SVP-Bundesrat Christoph Blocher sprach am Abend in seiner Wohngemeinde Herrliberg am Zürichsee.
Spezieller Gast im bünderischen Samnaun war der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber. Im Zentrum seiner Ansprache stand die Zukunftsperspektive Europa.
swissinfo und Agenturen
Der Rütli-Schwur zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden im Jahre 1291 gilt als Gründung der Schweiz.
Der 1. August wird seit 1891 als Nationalfeiertag begangen.
Seit 1994 ist der 1. August ein freier Tag.
Der 1. August ist der Schweizer Nationalfeiertag.
Tausende wohnten der Einweihung des neuen Bundesplatzes in Bern bei oder gingen zum Brunch zu einem Bauern.
Auf dem Rütli versammelten sich 400 Rechtsextreme; in Luzern demonstrierten rund 1000 Antifaschisten.
Politikerinnen und Politiker wendeten sich in Reden an die Bevölkerung.
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