Von der Beobachter-Bank zum Mitglieds-Platz
Die Schweiz wird am Dienstag in New York offiziell Mitglied der Vereinten Nationen (UNO).
Als «Rückkehr der Schweiz zur Welt» bezeichnete Aussenminister Joseph Deiss am Vorabend diesen Schritt.
Gebraucht hatte es dazu das Ja von Volk und Kantonen.
Die offizielle Aufnahme der Schweiz als 190. Mitglied der Weltorganisation erfolgt am Dienstagnachmittag Ortszeit in New York zum Auftakt der 57. UNO-Generalversammlung. Punkt 5 der Tagesordnung: Aufnahme neuer Mitglieder (Schweiz).
Die Schweiz reiste mit einer hochrangigen Delegation nach New York. Diese steht unter Leitung von Bundespräsident Kaspar Villiger und Aussenminister Joseph Deiss.
Zu der rund 80-köpfigen Delegation gehören unter anderem auch Nationalratspräsidentin Liliane Maury-Pasquier und Ständeratspräsident Anton Cottier, Vertreter der Kantone sowie der Zivilgesellschaft, die sich für den Beitritt engagiert hatten.
Frankreich präsentiert
Gemäss dem Programm der Versammlung wird Frankreichs Aussenminister Dominique de Villepin – umgeben von den Nachbarstaaten – die Schweiz vorstellen.
Neutralität bekräftigen
Die Aufnahme der Schweiz dürfte schnell über die Bühne gehen. Der UNO-Sicherheitsrat hatte bereits im Juli eine entsprechende Resolution verabschiedet – in fünf Minuten, ohne Abstimmung.
Die Zustimmung der Generalversammlung wird durch Akklamation erfolgen. Danach wird die Schweizer Delegation von ihren bisherigen Plätzen auf der Beobachterbank zu den Mitgliedern eskortiert.
Bundespräsident Villiger wird die Versammlung darauf hinweisen, dass die Schweiz der UNO als neutraler Staat beitritt und auch neutral bleiben wird. Diese Frage ist vielen Menschen in der Schweiz weiterhin ein zentrales Anliegen.
Fahne-Hissen
Nach der Aufnahme wird im Beisein der hoch dotierten Schweizer Delegation vor dem UNO-Gebäude die Schweizer Fahne gehisst, untermalt von der Nationalhymne, gespielt von der «Swiss Army Band».
Kurz für Verwirrung gesorgt hatte im Vorfeld die Tatsache, dass die Schweizer Fahne statt der üblichen rechteckigen Form quadratisch ist.
UNO-Generalsekretär Kofi Annan will bei der Zeremonie des Flaggenhissens die Schweiz «in der UNO-Familie willkommen heissen».
Laut der Schweizer Beobachtermission in New York freut sich die UNO auf die Schweiz. Voten gegen die Schweiz seien von keiner Seite zu erwarten.
«Wir haben lange auf diesen Tag gewartet», hatte auch Annan gesagt, als er im Juli das Schweizer Beitrittsgesuch entgegen nahm.
Empire State Building in Schweizer Farben
Eine besondere Ehre liess New York der Schweiz zukommen: Das Empire State Building, Wahrzeichen der Stadt am Hudson und im Gedenken an die Anschläge des 11. Septembers blau, weiss und rot beleuchtet, strahlte in der Nacht vor dem UNO-Beitritt im Lichte der Schweizer Nationalfarben.
Die Wirkung war umso ergreifender, als das Empire State Building seit dem Einsturz des World Trade Centers das höchste Gebäude im «Big Apple» ist. Marianne Schnarwiler, die Medienverantwortliche der Schweizer UNO-Mission, jedenfalls zeigte sich «angenehm überrascht».
swissinfo, Rita Emch, New York
Die Nachbarländer setzen sich offiziell für den Schweizer Beitritt ein.
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