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Wahlen 03: Die fünfte Schweiz wählt eher links

swissinfo.ch

Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer haben politisch ein grösseres Gewicht als allgemein angenommen.

Dies zeigt eine Online-Befragung des GfS-Forschungsinstituts im Auftrag der Auslandschweizer-Organisation ASO und von swissinfo.

Wenn am 19. März Wahlen gewesen wären, hätten die Auslandschweizerinnen und –schweizer, anders als der Rest der Schweiz, mehrheitlich sozialdemokratisch und grün gewählt.

Dabei sind deutliche Abweichungen von den erhobenen Zahlen in der Schweiz (Wahlbarometer) festzustellen. Zu diesem Schluss kommt die «1. politische AuslandschweizerInnen Online-Befragung».

Sozialdemokraten (SP): 31% (CH: 24%), Freisinnig-Demokraten (FDP): 18% (CH: 19%), Grüne (GPS): 15% (CH: 5%), Schweizerische Volkspartei (SVP): 15% (CH: 25%), Christlichdemokratische Volkspartei (CVP): 8% (CH: 14%) und Liberale (LPS): 7% (CH: 2%).

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das letzte Wahlbarometer der SRG SSR vom April 2003. Dort werden die Auslandschweizerinnen und –schweizer jeweils nicht erfasst.

ASO nicht erstaunt

Nicht unerwartet kommt der Erfolg der Grünen für Georg Stucky, Präsident der Auslandschweizer-Organisation ASO. Die Auslandschweizer hätten «die Vorstellung einer unberührten Insel. Das ist ein konservatives Element.»

Auch der Erfolg der SP lasse sich leicht erklären, sagt Stucky gegenüber swissinfo: Es seien hauptsächlich Frauen, die SP wählen. «Ihnen geht es um die Sicherung der Sozialversicherungen wie AHV und IV.»

Eher erstaunt hat Stucky das schlechte Abschneiden der Rechten und der Mitte-Rechts-Parteien. Er erklärt sich das damit, dass radikale Meinungen in der Presse mehr Platz hätten, was die Pole begünstige.

Stetig mehr Registrierte

Seit 1992 dürfen die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer abstimmen und an Wahlen teilnehmen. Dazu müssen sie sich bei ihrer Heimat- oder ehemaligen Wohngemeinde registrieren lassen. Sie werden dadurch «Stimmberechtigte im Ausland».

«Das Potenzial der Auslandschweizer als Wählerschaft ist noch gar nicht so klar in den Köpfen. Nicht einmal bei den Parteiführungen. Und schon gar nicht im Volk», so Stucky.

Derzeit leben 598’652 Schweizer Staatsangehörige im Ausland. Gegen 82’000 von ihnen haben sich registrieren lassen, was einem Anteil von 18,2% entspricht.

Die Registrierung scheint immer beliebter zu werden: Da sich seit 1994 rund 400 pro Monat registrieren lassen, rechnet das GfS für die Wahlen im Herbst mit 86’000 Wahlberechtigten aus dem Ausland.

Stetig mehr Gewicht

Die Auslandschweizer kämen damit auf eine Stärke, die ungefähr dem Kanton Neuenburg entspricht. Wären alle registriert, würden sie gar zum viertgrössten Kanton der Schweiz.

Georg Stucky wünscht sich denn auch noch mehr Registrierte, mindestens das Doppelte. Doch weil rund zwei Drittel der Auslandschweizer Doppelbürger sind, sei das nicht so einfach.

Das Gewicht der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland ist nicht zu unterschätzen: Sie waren es, die bei der Asyl-Abstimmung vom letzten Herbst schliesslich das Zünglein an der Waage spielten und den Ausschlag für das Nein gaben.

Die Auslandschweizer bewiesen damit, dass sie stark genug sind, um Themen zu kippen. Hätten sie bei der EWR-Abstimmung im Jahr 1992 die gleiche Stärke gehabt, wäre diese Vorlage nur am Ständemehr gescheitert, und nicht auch am Volksmehr. 80% stimmten damals dafür.

Kommt dazu, dass sich die Schweizer im Ausland verstärkt an Abstimmungen beteiligen: Die Stimmbeteiligung seit 2000 liegt bei 67%, im Vergleich zu den 42% innerhalb der Schweiz.

swissinfo, Christian Raaflaub

Nicht überall registrieren sich gleich viele Personen. So haben sich 21% aller in Europa lebenden Schweizerinnen und Schweizer registrieren lassen, aber nur 11% in den USA. Auf den Komoren sind es sagenhafte 100%, was heisst, dass sich dort alle 3 Schweizer Bewohner registriert haben.

Befragt wurden Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer aus 10 Ländern auf 5 Kontinenten. 77% der Auslandschweizer leben in diesen Ländern: Frankreich, Deutschland, Italien, USA, Grossbritannien, Australien, Südafrika, Brasilien, Thailand und Singapur.

Da 73% aller Schweizer im Ausland Zugang zum Internet haben, befragte das GfS über das Eidgenössische Department für auswärtige Angelegenheiten (EDA) 10’396 zufällig ausgewählte Personen per E-Mail.

2003 der Befragten antworteten. Sie lieferten diverse Angaben zu ihrer Person, ihrem Umfeld und ihrem Wahlverhalten.

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