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Warum Doppelnamen in der Schweiz für Kontroversen sorgen

Eine Frau, ein Mann und ein Baby
Drei Menschen, eine Vielzahl an möglichen Nachnamen. Die Debatte in der Schweiz geht weiter. Keystone / Gaetan Bally

Verheirateten Paaren in der Schweiz soll es wieder erlaubt sein, einen doppelten Nachnamen zu tragen – nachdem diese Praxis zehn Jahre lang verboten war. Das ist allerdings nicht unumstritten.

Seit zehn Jahren ist mein Nachname in der Schweiz eine Anomalie. Ich habe einen doppelten Nachnamen – Davis und Plüss (anglisiert als Pluess) – ohne Bindestrich. Ich habe in der Schweiz geheiratet, als Doppelnamen noch erlaubt waren.

Das hat sich 2013 geändert: Die Paare konnten ihre eigenen Nachnamen annehmen, aber Doppelnamen waren nicht mehr erlaubt. Damals wurde dies als ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Geschlechter gefeiert, weil Mann und Frau dadurch gleichgestellt würden.

«Die Gleichstellung der Ehegatten im Namens- und Bürgerrecht rückt näher», schrieb die Regierung 2012 in einer PressemitteilungExterner Link, in der sie die Umsetzung des Gesetzes ankündigte.

Nun scheint das Parlament die Regel erneut zu ändern. Der Nationalrat hat kürzlich seine Unterstützung für die Wiedereinführung von Doppelnamen signalisiert, aber eine hitzige DebatteExterner Link darüber geführt, wie dies geschehen soll. Für die Kinder soll es wie früher keine Doppelnamen geben.

Warum das ganze Hin und Her?

Ein Blick auf das Gesetz

Derzeit haben verheiratete Paare oder Personen mit Kindern nach dem Gesetz von 2013 nur begrenzte Möglichkeiten bei der Wahl ihres Nachnamens. Jede Person kann ihren eigenen Namen behalten oder den Namen des Partners, der Partnerin als gemeinsamen Familiennamen annehmen.

Das würde zum Beispiel bedeuten, dass mein Mann seinen Nachnamen Plüss oder meinen Nachnamen Davis annimmt, wenn wir uns dafür entscheiden, dass dies der gemeinsame Familienname ist. Das Gleiche gilt für mich.

Doppelnamen mit Bindestrich können im täglichen Leben verwendet werden, erscheinen aber nicht im Zivilstandsregister. Dies ist etwa der Fall bei der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter (Keller ist der Name ihres Mannes).

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Diese wichtigen Lebensabschnitte sind universell, aber in jedem Land werden sie auf andere Weise angegangen. Auch die Schweiz hat ihre Besonderheiten.

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Die im Parlament diskutierte Initiative will Paaren mehr Freiheit bei der Wahl eines einfachen oder doppelten Nachnamens mit oder ohne Bindestrich geben. Die Initiative wurde erstmals 2017 eingereicht und hat seither eine Reihe von Diskussionen zwischen verschiedenen Kommissionen und Parlamentskammern durchlaufen.

Dabei wurden verschiedene Vorbehalte eingefügt. Der aktuelle Gesetzentwurf sieht zum Beispiel vor, dass bei der Wahl eines Doppelnamens alle Familienmitglieder die gleiche Reihenfolge wählen müssen. Mit anderen Worten: Ich könnte mich nicht für Davis Plüss und für meine Tochter für Plüss Davis entscheiden. Das wäre ein No-Go.

Eine Ehepartnerin könnte sich für einen Doppelnachnamen und der Ehepartner für einen einfachen Nachnamen entscheiden. Aber die Reihenfolge des doppelten Nachnamens hängt davon ab, ob es einen gemeinsamen Familiennamen gibt, der an erster Stelle stehen würde.

Wie kann mittels Namen die Gleichstellung erreicht werden?

Eine der zentralen Fragen in der Debatte ist, inwieweit das Namensrecht die Gleichstellung fördern kann und soll. Vor der Gesetzesänderung im Jahr 2013 mussten Paare einen gemeinsamen Familiennamen tragen – entweder als einfachen Nachnamen oder als Doppelnamen, wie ich es getan habe. In den meisten Fällen wurde der Name des Ehemannes ausgesucht.

Mit dem Gesetz von 2013 wurde das Erfordernis eines gemeinsamen Familiennamens abgeschafft, und jede Person konnte ihren eigenen Nachnamen behalten, aber Doppelnamen waren nicht mehr erlaubt.

Damit sollte vor allem Frauen mehr Freiheit gegeben werden, ihren eigenen Namen zu behalten. Der Regierung zufolgeExterner Link bestand weniger Interesse daran, die Einheit der Familie durch einen gemeinsamen Namen zum Ausdruck zu bringen.

Doch die Gesetzesänderung hatte ein überraschendes Ergebnis: Die meisten Frauen nahmen weiterhin den Namen ihres Mannes an und gaben ihren eigenen Namen auf. Das Bundesamt für Statistik meldeteExterner Link für 2019, dass sieben von zehn Bräuten den Namen ihres Ehemanns annahmen. Auch die Mehrheit der Kinder trägt den Namen des Vaters.

Es gab noch einen weiteren Haken an der Sache: Da Doppelnamen nicht erlaubt waren, mussten sich die Paare (meist waren dies die Frauen) zwischen ihrem Namen und dem ihres Mannes entscheiden. Für viele war dies eine Entscheidung, bei der sie nur verlieren konnten.

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Freiwilligkeit – mit dem Druck der Traditionen

«Sie entscheiden sich entweder für ihre Individualität oder dafür, ihre Zugehörigkeit zur Familie zum Ausdruck zu bringen», sagte Fleur Weibel, Soziologin an der Universität Basel, die über Heirat und Familiennamen in der Schweiz geforscht hat, 2021 gegenüber der Neuen Zürcher ZeitungExterner Link, als die Debatte über die Namen losging.

«Die Mehrheit macht das Zweite freiwillig, aber es gibt trotzdem einen gewissen Druck. Es ist nicht einfach, bewährte Praktiken und Traditionen über Bord zu werfen.»

Kürzlich äusserte die Rechtskommission die Sorge, dass die Verpflichtung, bei Heirat oder Geburt einen von zwei Namen zu wählen, dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Eltern widerspreche.

Es gab auch viele praktische Unannehmlichkeiten. Wenn ein Elternteil ins Ausland reiste und keinen gemeinsamen Nachnamen mit seinem Kind hatte, musste er nachweisen, dass er der Elternteil war. Ein weiteres Problem war, dass Ausnahmen für Ausländer:innen oder Schweizer:innen gemacht wurden, die im Ausland nach anderen Gesetzen geheiratet hatten.

Auch die Familienformen haben sich in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt. Ab Juli 2022 haben gleichgeschlechtliche Paare das Recht, in der Schweiz unter den gleichen Bedingungen zu heiraten wie verschiedengeschlechtliche Paare. Viele Paare bleiben unverheiratet. Einige wollen nach einer Scheidung ihren Namen ändern und heiraten erneut. Eines ist sicher: Die Debatte ist noch nicht zu Ende.

Nicht nur in der Schweiz ein Thema

Die Schweiz ist nicht das einzige Land, das seine Namenskonventionen überdenkt. Im März verklagten sechs Paare die japanische Regierung wegen eines Gesetzes, wonach verheiratete Paare denselben Nachnamen tragen müssen.

Sie argumentierten, dass dieser jahrhundertealte Brauch die Ungleichheit aufrechterhält. Immer mehr japanische Frauen sind berufstätig und wollen ihre eigene Identität bewahren – unter anderem ihren Namen.

Im vergangenen Jahr hat auch Deutschland DiskussionenExterner Link über eine Liberalisierung der Regeln für Doppelnamen für Paare und Kinder eingeleitet.

Es gibt jedoch viele Staaten, wo die Regierungen nichts unternehmen oder wo bereits liberale Regelungen bestehen. In Brasilien sind die Nachnamen eher der Tradition als dem Gesetz unterworfen. Die meisten Menschen haben einen Nachnamen, der sich aus dem Nachnamen der Mutter und dem des Vaters zusammensetzt. Sie geben einen dieser Namen an ihre Kinder weiter.

In Spanien erhalten Kinder den ersten Nachnamen ihres Vaters und ihrer Mutter, wobei die Eltern die Reihenfolge bestimmen können. Auch in den USA und Kanada gibt es flexible Gesetze zur Namensgebung. In den meisten Provinzen Kanadas steht es den Menschen frei, den Namen des Ehepartners, der Ehepartnerin anzunehmen oder einen Doppelnamen zu führen – ausser in Quebec, wo es Frauen verboten ist, den Namen ihres Mannes anzunehmen.

In Grossbritannien können Ehepaare ebenfalls aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen und sogar einen neuen Namen entwickeln: Aus Smith und Jones könnte zum Beispiel Smones werden.

Übertragung aus dem Englischen: Giannis Mavris

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