Wirtschaft eilt Rütlifeier zu Hilfe
Die Schweizer Unternehmer Johann Schneider-Ammann und Nicolas Hayek wollen die Rütlifeier mit einem finanziellen Beitrag unterstützen, um die Sicherheit des Anlasses am 1. August zu garantieren.
Die Rettung in letzter Minute für das Fest auf der Schweizer Nationalwiese am Vierwaldstättersees setzt dem wochenlangen Seilziehen um die Durchführung ein Ende.
Eine Bundesfeier auf dem Rütli scheint plötzlich wieder möglich. Dank einer Sponsorengruppe um Unternehmer Johann Schneider-Ammann stellt die Stadt Luzern sich als Abfahrtsort für Schiffe zur Verfügung.
Das Hin und Her um die diesjährige Rütlifeier geht damit in eine neue Runde. Die Anrainerkantone des Vierwaldstättersees hatten den grossen Aufwand gefürchtet, um die Rechtsextremen vom Rütli fernzuhalten und den Bund angefragt. Im vergangenen Jahr beliefen sich diese Kosten auf rund zwei Mio. Franken.
Nachdem der Bundesrat (Landesregierung) entschieden hatte, nichts an die Sicherheitskosten für die traditionelle Feier beizutragen, hatte das Drama um deren Durchführung begonnen.
«Retter» aus der Wirtschaft
Die neue Ausgangslage: Eine Unternehmergruppe um den Berner Unternehmer und Präsidenten des Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem), Johann Schneider-Ammann, hat sich bereit erklärt, die Sicherheitskosten für die Rütlifeier zu übernehmen.
Mit dabei ist auch der Schweizer «Uhrenkönig», Swatch-Chef Nicolas Hayek.
Ansehen der Schweiz
Die Schweiz habe in den letzten Jahren – namentlich durch das Swissair-Debakel – international an Glaubwürdigkeit verloren, begründete Schneider-Ammann das Engagement der Gruppe.
«Wenn wir unsere Produkte verkaufen wollen, müssen sie aus einem Land kommen, das verlässlich und glaubwürdig ist und wo Qualität und Ordnung etwas zählen.»
Mit einer Rütli-Feier könne man dieses Image bestätigen, betonte Schneider-Ammann. Wie hoch der zur Verfügung gestellte Betrag sein wird, konnte er nicht sagen. Hayek sprach von rund 300’000 Franken.
Die Gruppe werde die anfallenden Sicherheitskosten übernehmen, die nicht durch den Bund gedeckt seien, hiess es.
Bundespräsidentin freut sich
Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey freue sich, dass eine Lösung gefunden wurde für jene, die eine würdige Feier auf dem Rütli wünschten, liess ihr Mediensprecher Jean-Philippe Jeannerat ausrichten. Sie bedanke sich bei jenen, die dazu beigetragen hätten, speziell bei der Stadt Luzern.
Die Rütlikommission will am Freitag endgültig über die Durchführung der diesjährigen Bundesfeier entscheiden. Man habe jetzt einen Hafen für die Abfahrt der Schiffe aufs Rütli, sagte Mediensprecher Martin Hofer.
Für Hofer sind die Chancen für die Durchführung jetzt wieder intakt. Die Ampel habe von dunkelrot auf hellgrün gewechselt.
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Bundespräsidentin
Standpauke für den Bundesrat
Die Schweizer Presse reagierte mit einer Breitseite gegen die Haltung der Landesregierung. «Im Grundsatz ist die Tatsache, dass eine Firma die Nationalfeier auf der Gründungswiese unseres Landes sponsert, ein Armutszeugnis», schrieb etwa die Neue Luzerner Zeitung.
Noch etwas härter formulierte es das Boulevardblatt Blick: «So tief sind wir also gesunken. Der Bundesrat bringt nicht einmal mehr die Bundesfeier auf dem Rütli zustande.»
Doch auch die Kantone kriegten ihr Fett weg, so etwa im Tages-Anzeiger: «Die Privaten unterstützen die Kantone, die laut Gesetz für die Sicherheit zu sorgen haben. Das macht die Sache umso stossender.»
swissinfo und Agenturen
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Die im Kanton Uri am Vierwaldstättersee gelegene Rütliwiese gilt als die Geburtsstätte der Eidgenossenschaft.
Am 1. August 1291 beschworen laut der Sage die drei Abgesandten der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden, nämlich Walter Fürst, Werner Stauffacher und Arnold von Melchtal, den ewigen Bund der Waldstätte.
Der Chef der Schweizer Armee, General Guisan, hielt 1940 vor den höchsten Offizieren eine historische Rede auf dem Rütli, wo er zum Widerstand gegen eine allfällige Invasion der deutschen Truppen aufrief.
Jedes Jahr findet auf dem Rütli am 1. August eine kleine Nationalfeier statt. Zweimal, 2000 und 2005, wurde die Feier von rechtsextremen Demonstranten gestört, welche die Reden der jeweiligen Bundespräsidenten unterbrachen.
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