Aufwertung nicht überbewerten
Die starke Aufwertung des Schweizer Frankens nach dem 11. September ist nach Ansicht von Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth vorübergehend.
Der Franken sei nach dem 11. September wieder vermehrt als sicherer Hafen gesehen worden, sagte Roth am Donnerstag am 7. Internationalen Finanz- und Wirtschaftsforum in Wien. Das habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu geldpolitischen Gegenmassnahmen gezwungen.
Nach den Terroranschlägen war der Euro gegenüber dem Franken von zuvor über 1,50 Franken zeitweise deutlich unter 1,45 Franken gefallen. Die SNB hatte daraufhin das Zinszielband erneut um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Am Donnerstag notierte der Euro knapp über 1,46 Franken.
Real nur geringe Aufwertung
Roth rief in Erinnerung, dass sich der Aussenwert des Frankens vom Zeitpunkt der Einführung des Euro Anfang 1999 bis ins Frühjahr 2001 kaum verändert habe. Anschliessend sei er leicht gestiegen und liege heute – nach dem kurzen und scharfen Ausschlag im September – um gut 7% über dem Stand vor knapp drei Jahren.
Da die Inflation in der Eurozone im gleichen Zeitraum etwas höher gelegen habe, sei die reale Franken-Aufwertung jedoch nur etwa halb so gross gewesen wie die nominelle. Die Schwankungen des Wechselkurses zwischen Franken und Euro seien somit bis heute moderat ausgefallen.
Eigenständige Geldpolitik
Der anhaltende Zinsbonus der Schweiz gegenüber der Eurozone zeige, dass die verhältnismässig geringen Wechselkurs-Schwankungen zwischen Franken und Euro nicht auf eine gezielte Anlehnung der schweizerischen Geldpolitik an die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen sei.
Da die Schweiz wirtschaftlich eng mit der Eurozone verflochten sei, dürfte die Konjunkturlage in der Schweiz jedoch auch in Zukunft oft ähnlich sei wie jene in der Eurozone. Daher werde die SNB vermutlich auch in Zukunft eine vergleichbare Geldpolitik verfolgen wie die EZB.
«Dennoch sollte der Wert unserer geldpolitischen Autonomie nicht unterschätzt werden», betonte Roth. Sie erlaube es der SNB, den spezifischen Bedürfnissen der Schweizer Wirtschaft Rechnung zu tragen. Bei einer Anbindung des Frankens an den Euro wäre dies nicht mehr möglich. Es sei daher weiterhin davon auszugehen, dass die SNB sich veranlasst sehen könnte, einen von der EZB abweichenden Kurs zu steuern.
swissinfo und Agenturen
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