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Bank Bär auf dem Weg zur kritischen Grösse

In Zukunft grösser: Die Bank Julius Bär. Keystone

Mit der Übernahme der UBS-Privatbanken durch die Bank Julius Bär erreiche diese die nötige Grösse, um sich im Wettbewerbsumfeld besser zu behaupten.

Das sagt der Analyst Andy Penman vom Londoner Börsenmakler Barclays im Gespräch mit swissinfo.

Die Grossbank UBS verkauft ihre drei Privatbanken sowie den Vermögensverwalter GAM an die Zürcher Privatbank Julius Bär. Die UBS erwirbt sich mit dem Verkauf gleichzeitig eine Aktienbeteiligung von 21,5% an der neuen Bank Julius Bär. Diese wird dank der Transaktion zum grössten Schweizer Vermögensverwalter.

swissinfo: Welche Bedeutung hat diese Transaktion für die Schweizer Bankenwelt?

Andy Penman: Sie zeigt deutlich, dass die Schweizer Banken in ihrem Heimmarkt stärker geworden sind und sich selber zu verteidigen wissen. Die Neuigkeit bestätigt den Trend zu Konzentrationen im Bereich der Vermögensverwaltung. Dieser Trend hält bereits eine Zeit lang an und wird sich sicher fortsetzen. Schweizer Investoren sollten dies positiv sehen.

swissinfo: Was bedeutet die Übernahme für die Bank Bär strategisch?

A.P.: Bei Julius Bär war eine der zentralen Fragen immer die nach der kritischen Grösse. In der Vergangenheit hatte die Bank immer etwas damit zu kämpfen, besonders nach dem Einbruch der Aktienmärkte nach 2000.

Die kürzlich veröffentlichten Halbjahresergebnisse der Grossbanken UBS und Credit Suisse zeigten ein gesundes Wachstum im Privatbanken-Sektor, aber Julius Bär war ein wenig zu klein, um in ihrem Kerngeschäft erfolgreich bestehen zu können.

Viel davon ist auf den Umstand zurückzuführen, dass eine Bank eine gewisse Grösse braucht, um ihre Kosten effektiv zu optimieren. Seien dies laufende Kosten oder Kosten im Bereich der Massnahmen gegen die Geldwäscherei.

Heute braucht zudem jede Bank eine gewisse Produktenbreite. Eine gewisse Grösse erlaubt es, diese Faktoren besser in den Griff zu bekommen. Und ich denke, das hat die Bank Julius Bär mit dem Deal angestrebt.

swissinfo: Was bedeutet der Verkauf in Ihren Augen für die UBS?

A.P.: Für die UBS ist es sicher der kleinere Deal. Die Verkaufssumme liegt unter vier Prozent des letztjährigen Reingewinns.

Interessant ist, dass das Privatbankengeschäft für die UBS eher eine untergeordnete Bedeutung hatte und die Bank offenbar davon ausgeht, dass sie das Geld aus dem Verkauf besser verwenden kann. Längerfristig zum Beispiel für Joint Ventures in Asien.

Die UBS hat klar gemacht, dass es sich um eine strategische Entflechtung handelt. Sie will weder die Bank Bär übernehmen, noch einen grösseren Aktienanteil erwerben. Es ist der logische Verkauf eines Geschäfts, das nicht zu ihrem Kernbereich gehört, verbunden mit einer strategischen Investition in diesem Bereich.

swissinfo: CEO der neuen, vergrösserten Bank Bär wird mit Hans de Gier der bisherige Präsident der SBC Wealth Management AG. Zudem wechselt auch mit David Solo ein alter Bekannter von der UBS zu Julius Bär. Wie interpretieren sie das?

A.P.: Hans de Gier ist ein UBS-Veteran. Damit ist die Kontinuität bei Julius Bär und ihren Neu-Akquisitionen sicher gestellt. Ich denke auch, dass diese Besetzung es Julius Bär erlauben wird, sich neu zu auszurichten.

Der erfahrene Banker wird die operationellen Schwachstellen erkennen, denn Julius Bär hat sich in den vergangenen Jahren weniger stark entwickelt als vergleichbare Institute.

Kurzfristig mag es für die aktuelle Führung der Bank Bär schwierig verdaubar sein und die Vermögensflüsse werden in den kommenden Monaten unter stärkerer Beobachtung stehen.

swissinfo: Julius Bär will die Transaktion mit einer Kapitalerhöhung im Wert von 2,45 Mrd. finanzieren Wie einfach wird das sein?

AP: Das hängt vom Markt ab. Derzeit ist das Umfeld für Private Banking ziemlich attraktiv. Durch diesen Deal wird Julius Bär zu einem grösseren Spieler im reinen Private-Banking-Segment und kann nun in einer andern Liga spielen. Das neue Management wird positiv betrachtet und es wird Synergien zu nutzen geben.

Ich denke, aufgrund der derzeit ziemlich optimistischen Verhältnisse auf dem Kapitalmarkt sollten sich die Aktien zu einem recht vernünftigen Preis platzieren lassen. Ich bin recht zuversichtlich, dass Julius Bär das notwendige Geld aufbringen kann.

Die heutige Aktienschwäche würde ich zu einem grossen Teil darauf zurückführen, dass gewisse Hedge Funds enttäuscht reagierten, dass der als klein betrachtete Spieler, oder der gejagte, wenn Sie wollen, sich entschlossen hat, grösser – und in der nahen Zukunft effektiv zum Jäger – zu werden.

swissinfo-interview, Robert Brookes
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

Die UBS verkauft ihre Privatbanken-Abteilung für 5,6 Mrd. Franken an die Bank Julius Bär.
Die Julius Bär zahlt 3,8 Mrd. bar, die vor allem aus dem Verkauf von Aktien generiert werden.

Julius Bär wird neu Vermögen im Wert von 270 Mrd. Franken betreuen.
Die UBS erwartet vom Verkauf einen Vorsteuergewinn von mind. 3,5 Mrd. Franken.
Julius Bär rechnet damit, dass nach der Zusammenlegung rund 10% des neuen Personal-Bestands (etwas 350 Stellen) abgebaut werden.

Julius Bär wird durch die Übernahme der UBS-Privatbanken zum grössten Vermögensverwalter, der sich nur auf Private Banking und Anlagen-Verwaltung konzentriert.

Julius Bär übernimmt von der UBS die Ehinger & Armand von Ernst, Ferrier Lullin, Banco du Lugano sowie die auf Vermögens-Verwaltung spezialisierte GAM.

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