Basel schwelgt im Luxus
Die "Baselworld", die jährliche Weltmesse für Uhren und Schmuck, hat am Donnerstag ihre Pforten geöffnet. Die Aussteller hoffen auf ein Boomjahr.
Die Schweizer Uhrenbranche will in Basel den Grundstein legen, um ihre Rekordumsätze 2005 (12 Mrd. Franken) noch zu überbieten.
Allerdings wurde die Luxusbranche im Vorfeld der Ausstellung durch einen Wink mit dem Zaunpfahl aus ihren Träumen geschreckt.
Gewerkschaften machten am Mittwoch in Basel vor der Eröffnung der «Baselworld» auf krank machende Arbeitsbedingungen in asiatischen Edelstein-Schleifereien aufmerksam. Dort würden bereits viele junge Leute an der unheilbaren Staublunge erkranken.
Massenmarkt beachten
Glaubt man den Analysten, wird sich die Nachfrage nach Luxusgütern dieses Jahr weltweit noch verstärken.
Neuheiten auf der Basler Uhrenmesse sind vor allem Armbanduhren mit zwei Zeitzonen und grosser Datumsanzeige. Und wie schon in den vergangenen Jahren liegen in den Schaukästen auch so genannte skelettierte Uhren, bei denen die Mechanik freigelegt und sichtbar ist.
Zwar wachsen die Umsätze bei Zeitmessern aus Gold, Silber und Platin kräftig, aber die bislang hinkende Nachfrage nach Uhren des unteren und mittleren Massensegmentes ist ein Wermutstropfen für die Branche.
Ruf nach Schutz
Hier liegt denn auch für Jacques Duchêne, Präsident des Ausstellerkomitees, die wahre Herausforderung der Schweizer Uhrenindustrie.
«Die Mehrzahl unserer Exporte entfallen auf das Hochpreis-Segment, doch wäre es ein schwerwiegender Fehler, wenn die Branche die Entwicklung und den Markt im mittleren Segment verschlafen würde», sagt Duchêne.
Duchêne präzisierte, dass Schweizer Uhren des mittleren und unteren Preissegmentes im Rekordjahr 2005 mit über 12 Mrd. Franken Exporten kaum mehr zugelegt hätten.
Der Run auf das Luxussegment sei ein Risiko für die ganze Branche: Jedes Jahr würden zudem geschätzte 40 Mio. gefälschte Schweizer Uhren weltweit verkauft.
Die Qualität der Fälschungen wird laut dem Komiteepräsidenten immer besser, und das Internet mache den Vertrieb leicht. Duchêne warnte vor fatalen Konsequenzen für die ganze Wirtschaft samt Arbeitsplätzen.
Er sprach Konsumierende und Behörden an, sowohl Länder-Regierungen wie auch EU-Instanzen. Die Gesetze müssten verschärft werden.
Edelstein-Industrie am Pranger
Die weltweite Aufmerksamkeit benutzte eine Gruppe von nichtstaatlichen Organisationen, darunter Solifonds, eine Organisation, die für soziale Verbesserungen in der Dritten Welt kämpft, und verlangten von der Edelstein-Industrie, dass sie bessere Bedingungen für die Arbeiter und höhere Löhne bezahle.
An einer Pressekonferenz in der Nähe der «Baselworld», wurde gesagt, dass zum Beispiel Tausende von Arbeiterinnen und Arbeiter, welche Edelsteine polierten – vor allem in Indien und China – an Silikose sterben müssten, weil ihre Lungen voll silikathaltigem Staub seien.
Die Hilfsorganisationen verlangten von den Organisatoren in Basel, dass sie Firmen ausschliessen, die gegen das Arbeitsrecht verstossen. Sie verlangten auch, dass indische und chinesische Unternehmen den Hinterbliebenen von Staublungen-Opfern eine Entschädigung ausrichten.
Der sozialdemokratische Basler Nationalrat Remo Gysin, Vorstandsmitglied bei Solifonds, sagte, dass das Augenmerk auf fairen Handel gerichtet werden müsse.
«Fair-Trade heisst sich um die Rechte der Arbeitnehmer kümmern, wenn die Gesundheit betroffen ist», sagt er gegenüber swissinfo. «Es heisst, die Welthandels-Organisation muss mit bindenden Verträgen die sozialen Standards festlegen. Den Worten Taten folgen lassen», sagte Gysin.
swissinfo, Robert Brooks in Basel
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)
Baselworld ist die weltweit grösste Uhren- und Schmuckmesse.
An der Messe zeigen 2127 (Vorjahr: 2197) Aussteller aus 45 Ländern auf 160’000 Quadratmetern ihre neusten Modelle und Kollektionen.
Erwartet werden rund 90’000 Besucher aus über 100 Ländern.
Gezeigt werden die neusten Kollektionen und Trends.
«Baselworld» ist ein Barometer dafür, wohin und in welchem Umfang sich die Uhren- und Schmuck-Branche dieses Jahr entwickelt.
Die Schweiz stellt mit 427 Ausstellern die grösste Vertretung, vor Italien mit 361 und Hongkong mit 359.
Die durchschnittliche Standgrösse wächst ständig: In diesem Jahr um 30% von 39 auf 52 Quadratmeter.
Die Messe dauert bis zum 6. April.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch