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Bei den Dattelbauern am grossen Salzsee

Alle 18 Tage kann jeder Bauer seine Palmen während Stunden bewässern.

Datteln sind in der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Für die Konsumenten ist aber oft nicht erkennbar, unter welchen Bedingungen die Früchte produziert wurden.

Eines der wichtigsten Produzentenländer ist Tunesien. swissinfo hat in der Oase Derjine im Süden des Landes eine Plantage besucht. Dort produzieren 200 Bauernfamilien Bio-Datteln unter «Fair-Trade-Bedingungen».

Vor 20 Jahren schenkte die tunesische Regierung den landlosen Bauern eine halbe Hektare Land sowie ein 400 Quadratmeter grosses Grundstück für den Bau eines Hauses.

Mit den durchschnittlich 60 Dattelpalmen, von denen jede bis 60 Kilo Datteln abwirft, kann eine Familie rund 2000 Dinar (2000 Franken) verdienen. Die heurige Ernte lag wegen des Windes und der Trockenheit etwas unter den Erwartungen der Bauern.

Gang durch den Palmhain von Derjine

Hoch oben in den Kronen hängen schwer die Dattelbüschel. Goldgelb schimmern die Früchte unter den gelben Zellophansäcken hervor.

In Tunesien wächst vor allem die begehrte Sorte Deglet Nour, zu deutsch «Finger des Lichts». Datteln sind in diesen Breitengraden ein wichtiges Nahrungsmittel.

In der Bibel hat die Dattelpalme ihren festen Platz – als «Baum des Lebens». Auch der Prophet Mohammed soll eine Zeit lang in der Wüste nur von einer Hand voll Datteln täglich gelebt haben.

Überall in der Palmoase sind Bauern mit dem Sortieren der Dattelrispen beschäftigt: Schöne Rispen kommen als erste Qualität in Plastikkisten. Der Rest findet als Industriedatteln Verwendung oder endet als Tierfutter.

Rund 50 Tonnen der Datteln um Kebili gelangen auch in die Schweiz, wo sie von den Konsumenten gerade um Weihnachten besonders geschätzt werden.

Garantierte Mindestpreise

Der Grossverteiler Coop Schweiz importiert nun bereits die dritte Saison Bio-Datteln aus der Region des Salzsees. Dies geschieht über gebana Maghreb, eine Tochterfirma von gebana Schweiz. Diese Firma garantiert den Bauern nicht nur eine feste Abnahme, sondern auch eine Vorfinanzierung der Ernte. Dafür zahlt sie 89 Eurocents pro Kilo, das ist rund ein Viertel mehr als der herkömmliche Handel bietet.

Diesen Mindestpreis zahlt die Firma auch, wenn die Marktpreise für Datteln tief sind. Neben Coop bezieht auch gebana Schweiz bio & fair-Datteln aus Kebili für den Direktversand an Schweizer Kunden. Als fair gelten Datteln, wenn die ganze Oase das Zertifikat der internationalen Labelorganisation FLO trägt. Dabei handelt es sich vor allem um die Einhaltung von Sozialstandards.

Datteln als Exportchance

«Für die Dattelbauern bedeutet der Schritt zum internationalen Handel eine grosse Herausforderung», sagt Mirjam Güntert, Geschäftsleiterin von gebana Schweiz.

Bis vor drei Jahren waren die Bauern von Derjine ganz von Zwischenhändlern abhängig. Sie bestimmten den Preis für die Datteln und zahlten meist erst Monate später nach dem Export.

«Mit dem gebana-Modell wird der existenzielle Druck von den Oasenfamilien weggenommen», sagt Mirjam Güntert. Viele Dattelproduzenten sind derzeit in der zweijährigen Umstellungsphase – so lange dauert es, bis sie das Bio-Zertifikat erhalten.

Ohne Wasser keine Datteln

An die zehnmal im Jahr klettern die Bauern für Pflegemassnahmen und Ernte auf jede Dattelpalme. Zum Beispiel müssen die Blüten der Dattelpalme (Phoenix dactylifera) im Februar künstlich bestäubt werden.

Das Gedeihen der Dattelpalmen steht und fällt mit dem Wasser. Darum haben sich die Bauern der Oasen in Wasserkooperativen organisiert, um das Grundwasser haushälterisch zu verwalten. Die Pumpen, die meist von der Regierung finanziert sind, befördern in Derjine das kostbare Nass aus 150 Metern Tiefe an die Oberfläche, wo es in einem Netz von Gräben zu den Dattelpalmen geleitet wird.

Jeder Bauer darf seinen Palmgarten, in dem neben den Palmen auch Granatäpfel, Feigen und Gemüse gedeihen, alle 18 Tage während sechs Stunden bewässern. Damit es noch möglichst lange reicht. Denn vom fossilen Grundwasser ist schon viel verbraucht.

swissinfo, Stefan Hartmann

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gebana AG ist eine Import-/Exportfirma und versteht sich als Brücke zwischen Bauern in armen Ländern und Konsumenten in der Schweiz.

Die gebana AG in Zürich ging 1998 aus dem Verein Gebana, der Pionierin des fairen Handels in der Schweiz, hervor.

Für 2007 wird ein Umsatz von 3 Mio. Fr. erwartet; am Firmensitz arbeiten 6 Leute. Die gebana-AG hat Tochterfirmen in Brasilien, Burkina Faso und Tunesien.

Die honigsüssen, carameligen Datteln werden speziell um Weihnachten geschätzt.

Datteln weisen einen hohen Fruchtzuckeranteil auf.

Sie sind reich an Ballaststoffen und enthalten lebenswichtige Vitamine (A, D, B1 und B2) sowie Mineralstoffe (Kalzium, Eisen, Phosphor).

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