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Bührer will Zusammenhalt der Arbeitgeber stärken

Der neue economiesuisse-Präsident Gerold Bührer gibt die neuen Linien vor. Keystone

Um die interne Verbandskrise zu überwinden, will der neu gewählte Präsident von economiesuisse, Gerold Bührer, den Zusammenhalt unter den Arbeitgebern stärken und die verschiedenen Branchen besser vertreten.

Der Wirtschafts-Dachverband gab zudem bekannt, das Budget und die Fixkosten um 20% zu kürzen.

Die Verbands-Reformen sind die Antwort auf eine Krise, die im Verlauf von 2006 zu einer Zerreissprobe führte, als drei gewichtige Mitglieder aus dem Industriesektor mit ihrem Austritt drohten.

Ihr hauptsächlicher Einwand war, dass sich economiesuisse zu stark nach den Wünschen der mächtigen Pharmaindustrie und der Finanzbranche richtete – auf Kosten der verarbeitenden Industrie.

Der Baumeister-Verband und der Dachverband der Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie, Swissmem, haben seither ihre Drohung, auf Ende Jahr auszutreten, zurückgezogen. Doch Swissmem will erst dann wieder Vollmitglied werden, wenn die Reformen bis 2008 aufgegleist sind.

Nur der Aluminium-Verband bestätigte gegenüber swissinfo, er werde economiesuisse definitiv verlassen, trotz den abgegebenen Versprechen, die Verbandspolitik zu reformieren.

Sparmassnahmen

“In meinem Alter wird man gefragt, warum man sich das noch antut”, sagte der am Montag offiziell gewählte 58-jährige Bührer.

Die austrittswilligen Verbände hätten Gewissheit über den Fortschritt der eingeleiteten Reformarbeit haben wollen, sagte Bührer.

Mit seiner Strukturreform will der Verband bis 2008 rund 20% der Kosten einsparen. Bereits 2007 würden aber die Kosten des Dachverbands um rund 15% sinken.

Bührer sagte, gewisse Mitglieder mit Interessen-Konflikten sollten ihr Kriegsbeil begraben und gewisse Kompromisse eingehen.

Reizthemen: Parallelimporte und Managerlöhne

In der unter den economiesuisse-Mitgliedern umstrittenen Frage der Parallel-Importe plädierte Bührer für weitere Verschärfungen der Missbrauchsregelung. Es gehe darum, eine Balance zwischen Wettbewerb und dem Schutz des geistigen Eigentums zu finden.

Zum Thema der hohen Managerlöhne in Grossunternehmen – ebenfalls ein Reizthema für mehrere economiesuisse-Mitglieder – setzt Bührer vor allem auf mehr Transparenz.

Abgeschafft gehören für Bührer aber auch die Abgangsentschädigungen für erfolglose Manager: “Ich glaube, nichts stört mehr als das.”

Geeintes Auftreten

economiesuisse müsse die Themenführerschaft in ihren Kernthemen übernehmen, sagte Bührer: Das seien Finanzpolitik, Steuerpolitik, Aussenwirtschaftspolitik und Wettbewerbspolitik. “In zentralen Fragen muss der Verband geeint auftreten”, forderte der neue Präsident.

Allerdings wolle man auch die Diskussionskultur im Dachverband verbessern und vor allem die einzelnen Verbände früher einbeziehen. Das sei eine der Zusicherungen an die austrittswilligen Verbände gewesen.

Für Marktwirtschaft sensibilisieren

Als überzeugter Liberaler – hier liege auch die Motivation für seinen Einsatz bei economiesuisse – will Bührer zudem die Öffentlichkeit für die Marktwirtschaft “begeistern und sensibilisieren”.

Denn um den Erfolg des Standorts Schweiz zu bewahren, dürfe man jetzt “nicht in Selbstgefälligkeit verfallen”.

swissinfo, Matthew Allen und Agenturen

economiesuisse vereint 20 Handelskammern, 93 Verbände im Bereich von Industrie und Dienstleistungen und 47 Einzelunternehmen wie Adecco, Microsoft Suisse, Nestlé, Novartis oder Swisscom.
Der Dachverband vertritt 30’000 Unternehmen. Diese beschäftigen mehr als 1,5 Mio. Angestellte.
economiesuisse beschäftigt 55 Personen in Genf, Bern, Lugano, Brüssel und am Hauptsitz in Zürich.

Der Wirtschafts-Dachverband economiesuisse entstand 2000 aus dem Schweizerischen Handels- und Industrieverein (Vorort) und der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft.

Der Arbeitgeberverband ging eigene Wege.

Der Verband spielt in der Schweizer Politik und Wirtschaft eine grosse Rolle, als Meinungs-Repräsentant seiner Mitglieder.

Das Jahresbudget betrug bisher 15 Mio. Franken und soll nun gekürzt werden.

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