Cailler in Schokoladekrieg verwickelt
Der Grossverteiler Denner will bei der Wettbewerbskommission Klage gegen Nestlé Schweiz und seine neu verpackte Cailler-Schokolade einreichen.
Dies ist eine weitere Wendung in der Mitte Februar lancierten Strategie, mit der die traditionsreiche Marke wieder besser positioniert werden soll.
Mitte Februar haben Nestlé Schweiz und seine Direktorin Nelly Wenger die Marke Cailler unter dem Namen Cailler of Switzerland neu lanciert. Verpackung, Einnahmen, Lancierung: An alles wurde gedacht, ausser vielleicht an die Reaktionen der Kunden und der Verteiler wie zum Beispiel Denner.
Auf dem Markt ist das Hauptargument des drittgrössten Schweizer Verteilers der Preis. Denner wirft Nestlé vor, ihn zu einer Preiserhöhung zu zwingen: «Cailler hat öffentlich versprochen, seine Preise nicht zu erhöhen», sagt die Denner-Sprecherin Eva-Maria Bauder.
Doch nun würden die Preise um 8% ansteigen, was Bauder nicht gerechtfertigt findet. Sie verdächtigt Nestlé gar des Doppelspiels – in der Öffentlichkeit jede Preiserhöhung auszuschliessen, diese aber den Verteilern aufzudrängen, so dass diese sie auf die Kunden überwälzen müssten.
Ein doppelter Hebel
Denner spielt auf zwei Ebenen. Einmal hat der Verteiler die letzten Cailler-Lieferungen noch nicht bezahlt und plant, nur einen Teil der 8% Preiserhöhung an Nestlé auszurichten. Ausserdem kündigt Denner eine Klage gegen Nestlé Schweiz bei der Wettbewerbskommission an.
Der Angriffspunkt? «In einem Papier schlägt Nestlé einen Verkaufspreis für seine Schokolade vor», so Denner-Sprecherin Bauder. «Nestlé drängt auf eine Annäherung der Preise bei den Detailhändlern, gegen den freien Markt.»
Nestlé Schweiz dagegen gibt sich «sehr gelassen». Der Nestlé-Sprecher Philippe Oertlé präzisiert: «Sie können sich wohl vorstellen, dass Nestlé nicht die Preise diktieren kann. Das ist einfach grotesk.»
Ein historischer Vorteil
Aus Nestlé-Sicht geniesst Denner einen «historischen» Preisvorteil. «Aber dies ist aus Rücksicht auf Gleichbehandlung nicht mehr akzeptabel», erklärt der Nestlé-Sprecher. «Angesichts der kleinen Preiserhöhung versucht Denner mit Einschüchterungs-Methoden, seine Margen zu halten», so Oertlé weiter.
«Denner hat unsere Bedingungen akzepiert», sagt Oertlé. «Und wir haben ihm die Waren geliefert, und nun will er nicht bezahlen. Aber dann werden wir unsere Lieferungen einstellen. Der Ball liegt also bei Denner.»
Auch die Verpackungen
Auch einige Konsumenten haben Mühe mit der neuen Cailler-Schokolade. Viele beklagen sich beim Schweizer Konsumentinnenforum über die neue, von Architekt Jean Nouvel entworfene Verpackung.
Laut dem Konsumentinnenforum verursacht die Verpackung der Schokolade-Stücke eine Preiserhöhung von bis zu 30%: «Und was noch schlimmer ist, ist die grosse Umweltbelastung.»
«Es stimmt, dass die Ökobilanz mit Karton gegenüber PET besser abschneidet, räumt der Nestlé-Sprecher ein. «Aber man muss auch sehen, dass wir diese Verpackung lediglich für 20% unserer Produkte verwenden.»
swissinfo, Pierre-François Besson
(Übertragung aus dem Französischen: Susanne Schanda)
Nestlé Schweiz ist eine Tochter des in Vevey domizilierten Nahrungsmittel-Multi Nestlé
2004 betrug der Umsatz von Nestlé Schweiz 1,063 Mrd. Franken (2003: 1,089 Mrd.)
12% des Umsatzes erfolgen über die Marke Cailler.
Diese gehört Nestlé seit 1929.
Nestlé Schweiz hat 2200 Angestellte.
Mit einem Konsum von 11,6 Kilogramm Schokolade pro Person und Jahr sind die Schweizer Weltmeister.
Die Schweiz verdankt einen grossen Teil ihres guten Rufes dieser Schokolade, die als Milchschokolade vor 131 Jahren (1875) im Kanton Waadt von Daniel Peter auf den Markt gebracht wurde.
Cailler ist die älteste Marke (1819) in der Schokoladen-Industrie und produziert jedes Jahr 160’000 Tonnen Schokolade zu einem Preis von 1,4 Mrd. Franken im Jahr 2005.
Hauptexportmärkte (fast 60% der Produktion): Deutschland (19%), Frankreich (13%), Grossbritannien (10%) und USA (8%).
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