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Es knistert im Tessiner Bankengebälk

Die Banca della Svizzera Italiana in Lugano, dem drittgrössten Bankenplatz der Schweiz. Keystone

Das Tessin als dritter Finanzplatz der Schweiz bekommt die internationale Finanzkrise zu spüren. Nicht nur negativ. Denn aus dem Ausland kommen auch neue Kunden. In Form von Steuerausfällen wird die Krise jedoch die öffentlichen Kassen belasten.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten gehen weiter. Und sie haben bereits ihre Spuren hinterlassen, auch auf dem Finanzplatz Tessin – nach Zürich und Genf immerhin der drittgrösste der Schweiz.

Franco Citterio, Direktor der Tessiner Bankiervereinigung ABT (Associazione bancaria ticinese) konstatiert im Gespräch mit swissinfo drei Folgen der internationalen Krise für den Bankenplatz in der Südschweiz.

Erstens: Einen starken Rückgang der Kommissionen, weil sich das verwaltete Vermögen in Folge der Finanzkrise verringert hat. Er schätzt den Rückgang auf 30 bis 40 Prozent.

Zweitens: Eine Verlagerung von Vermögen und Spareinlagen von den Grossbanken (UBS und CS) an kleine und mittelgrosse Banken – wie es landesweit zu beobachten ist.

Drittens: Ein Neuzugang von Kunden aus dem Ausland, die vor allem auf anerkannte Privatbanken im Raum Lugano setzen.

Vertrauen in Schweizer Banken

Aus diesem letzten Faktum folgert Citterio, dass das Vertrauen in den Bankenplatz nicht generell angekratzt ist, im Gegenteil: Ausländische Anleger hätten mehr Vertrauen in Banken in der Schweiz als beispielsweise in England.

Nur für die Grossbank UBS sieht es momentan – trotz Milliarden-Rettungspaket der Eidgenossenschaft – noch etwas anders aus.

Die Stärke des Frankens gegenüber dem Euro bestätigt die Annahme, dass viele Anleger ihr Heil in der Schweizer Währung suchen. Die Schweiz verspricht offenbar nach wie vor mehr Stabilität als andere Länder.

Hohe Wertschöpfung

Die Gesundheit des Finanz- und Bankenplatzes ist für die gesamtwirtschaftliche Lage des Südkantons von enormer Bedeutung. Ist der Finanzplatz verschnupft, bekommt dies schnell der ganze Kanton zu spüren.

Zwar steht der Sektor mit 7713 Angestellten in der Bankenbranche (Ende 2007) und 5500 Angestellten in banknahen Bereichen wie dem Treuhandgeschäft in Bezug auf das Personal nicht an erster Stelle, aber die Wertschöpfung ist trotzdem extrem hoch.

Allein 150 Mio. Franken bringt die Branche im Jahr an Kantonssteuern auf. Das entspricht der Hälfte aller Steuererträge juristischer Personen (Unternehmungen). Die Lohnsumme für die Beschäftigten in der Branche (inkl. Treuhänder) wird auf 950 Mio. Franken geschätzt, die Gesamtwertschöpfung auf zwei Mrd. Franken

Weniger Gewinne – weniger Steuern

René Chopard, Direktor des Bankstudienzentrums in Lugano-Vezia meint, dass sich der kantonale Steuerbetrag für das Jahr 2008 aus dem Bankgewerbe in Folge der geschrumpften Gewinne sogar halbieren könnte. «Ich bin aber kein Hellseher», schränkt er die eigene Schätzung ein.

Er glaubt jedoch, dass sich die Struktur des Bankenplatzes Tessin nicht grundsätzlich verändern wird. Der Sektor mit seinen 75 operativen Instituten sei stark differenziert, das Territorium gut aufgeteilt und versorgt – angefangen von der fast kapillaren Verteilung der Raiffeisen-Banken bis zur Präsenz von Grossbanken und hoch spezialisierten Geschäftsbanken.

Nicht ganz so optimistisch ist Franco Citterio, auch wenn er nicht dramatisieren will. Seiner Meinung nach könnte es beispielsweise bei der UBS – mit 1400 Angestellten der grösste private Arbeitgeber im Tessin – durchaus zu einer Reduktion von Arbeitsplätzen kommen. Sein Fazit: «Das Jahr 2008 hat die Branche komplett umgekrempelt.»

swissinfo, Gerhard Lob, Lugano

Im Tessin ist die Zahl der Bankinstitute im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr von 77 auf 75 zurückgegangen, die Zahl der Filialen von 282 auf 275.

Gleichzeitig gab es einen kleinen Zuwachs an Beschäftigten: Von 7538 auf 7713 Vollzeitstellen.

Dies hält der soeben erschienene Bankenreport 2007 des Bankstudienzentrums in Vezia fest.

Die Mehrheit der Bankinstitute befindet sich im Raum Lugano.

Die Raiffeisen-Banken stellen mit 107 Einheiten das Gros der Filialen (38,9%). Die beiden Grossbanken UBS und CS beschäftigen hingegen 28,1% aller Bankangestellten.

Beeindruckend ist mit 60% der hohe Anteil von Auslandbanken an den im Tessin niedergelassenen Banksinstituten.

Der Höchststand an Beschäftigten liegt bereits einige Jahre zurück: 2001 waren 8806 Personen für die Branche tätig. Die Zahlen zur Entwicklung im Jahr 2008 werden erst Ende 2009 veröffentlicht.

Es wird geschätzt, dass im Tessin mehr als 400 Mrd. Franken an Kundengeldern verwaltet werden. Dies entspricht knapp einem Zehntel aller in der Schweiz verwalteten Vermögen. Der Grossteil der Kunden kommt aus Italien.

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